Was man zur Cannabis-Legalisierung wissen sollte

Seit 1. April dürfen Erwachsene auch in Hessen legal kiffen - zumindest außerhalb von Sperrzonen. Wie gehen Cafés, Biergärten und Kneipen damit um? Was gilt beim Autofahren? Ist der Rauch eine Gefahr für Haustiere? Fragen und Antworten.

Frau dreht Marihuana-Joint
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Unter bestimmten Bedingungen dürfen Volljährige seit 1. April legal Cannabis besitzen und konsumieren. Jeder Erwachsene darf in der eigenen Wohnung drei Cannabispflanzen züchten und bis zu 50 Gramm zum Eigenkonsum besitzen. Wer im öffentlichen Raum Cannabis konsumieren möchte, muss sich an eine Abstandsregelung halten. Im 100-Meter-Radius rund um Schulen, Kitas, Spielplätze und Sportstätten bleibt das Kiffen untersagt.

Welche Regeln in der Gastronomie gelten, welche Strafen drohen und wie gefährlich Passivkonsum für Kinder und Haustiere ist, legen wir hier dar:

Gelten Sperrzonen auch für Privaträume?

Privatgrundstücke wie Haus oder Wohnung inklusive Balkon und Terrasse fallen nicht zwingend in den Bereich der Sperrzone. Nach Angaben des Hessischen Landeskriminalamts ist hier relevant, ob Konsumenten für Kinder und Jugendliche sichtbar sind - etwa auf einem Schulhof. Wenn das nicht der Fall ist, ist der Konsum im Privatraum auch nicht verboten.

Darf ich in der Kneipe kiffen?

Das kommt ganz darauf an. Generell gilt in der Gastronomie seit Jahren ein Rauchverbot. Für die Bereiche, in denen geraucht werden darf, also Raucherlokale und draußen, gilt das Hausrecht - also die Gastronomen dürfen entscheiden. In Sperrzonen, etwa Fußgängerzonen, gelten die Regeln der Sperrzone. Das heißt, dass auf Stühlen eines Cafes in der Fußgängerzone beispielsweise nicht gekifft werden darf.

Was gilt auf Festen oder Festivals?

Die Landesregierung muss das Legalisierungsgesetz für Hessen noch konkretisieren. Die Städte und Kommunen können deshalb für Feste und Festivals noch keine Sonderregeln festlegen.

Welche Strafen drohen bei Konsum in einer Verbotszone?

Wer in der Nähe von Spielplätzen, Schulen, Kitas und generell in der Nähe von Kindern und Jugendlichen oder vor 20 Uhr in der Fußgängerzone kifft, begeht eine Ordnungswidrigkeit. Das Bußgeld kann bis zu 30.000 Euro hoch sein.

Wie gefährlich ist Cannabisrauch für Kinder?

Der passive Cannabiskonsum, also das Einatmen von Rauch, kann für Kinder gesundheitliche Risiken bedeuten. Da sie noch in der Entwicklung sind, reagieren ihre Atemwege und das Gehirn empfindlicher auf schädliche Substanzen. Passives Rauchen kann bei Kindern das Risiko für Atemwegserkrankungen erhöhen und Lunge oder andere Organe dauerhaft schädigen. Auch das Risiko für die Entwicklung von Verhaltensproblemen und psychischen Störungen kann sich erhöhen.

Wie gefährlich ist Cannabisrauch für Haustiere?

Hunde und Katzen vertragen kein THC. "Wer zu Hause zu viel raucht, schädigt damit auch seine Haustiere", sagt Neurologin Bettina Müller im Interview mit dem hr. Noch schlimmer sei es, wenn die Tiere zufällig Cannabis zu fressen bekommen. Dies könne akut schädigend sein.

Was gilt im Straßenverkehr?

Bereits mit einem geringen THC-Gehalt im Blut begeht man als Autofahrer eine Ordnungswidrigkeit. Bei auffallendem Fahrverhalten werde zu viel THC im Blut als Straftat gewertet. Dies gelte auch, wenn man mit dem Fahrrad oder E-Scooter unterwegs sei, informiert die Polizei. Der aktuelle Grenzwert liegt bei einem Nanogramm THC pro Milliliter Blutserum. Wird der Wert überschritten, drohen Geldstrafe, ein Punkteeintrag und ein Fahrverbot, auch wenn die Fahrt selbst als Ordnungswidrigkeit eingestuft wird.

Wie wird die THC-Konzentration gemessen?

Die THC-Konzentration kann durch Tests von Körperflüssigkeiten wie Blut, Urin oder Speichel oder durch eine Haarprobe gemessen werden. Bei Polizeikontrollen wird meistens mit einer Urinprobe getestet, da THC und seine Abbauprodukte im Urin länger nachweisbar sind als im Blut. Diese geben auch Aufschluss darüber, ob jemand nur gelegentlich oder regelmäßig konsumiert. Ist der Test positiv oder wird verweigert, wird ein Bluttest gemacht.

Dämmt Legalisierung den Schwarzmarkt in Hessen ein? 

Der professionelle Anbau und die Cannabis-Clubs starten erst ab dem 1. Juli. Kritiker glauben, dass der Schwarzmarkt bis dahin profitiert, da der Besitz von 50 Gramm bereits legal ist. Dabei soll die Cannabis-Legalisierung ja das Gegenteil bewirken und den Schwarzmarkt eindämmen.

Beim Landeskriminalamt ist man da skeptisch. Es sei nicht anzunehmen, dass langjährige Akteure des organisierten Drogenhandels nach der Legalisierung den Verkauf einstellen.

Wie ist die Situation für die Justiz?

Die hessische Justiz muss sich rund 190.000 Strafverfahren noch mal ansehen, weil Strafen, die noch nicht vollzogen wurden, jetzt unter den neuen Regeln betrachtet werden müssen, erklärt der Sprecher der Frankfurter Generalstaatsanwaltschaft, Georg Ungefuk.

Weitere Informationen

Sendung: YOU FM, 11.04.2024, 15.34 Uhr

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Quelle: hessenschau.de, dpa/lhe