Matthias Distel Portrait

Mit seinem Mallorca-Partyhit "Layla" stürmt der Limburger Produzent Ikke Hüftgold die Charts und hat zugleich eine Debatte über Sexismus in Liedtexten entfacht. Erste Volksfeste setzen das Lied auf den Index - sehr zur Freude der Macher.

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Sex sells!? Warum der Ballerman-Hit "Layla" gerade für mächtig Wirbel sorgt

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Als Matthias Distel alias Ikke Hüftgold den Text über eine "Puffmama" namens Layla, die "schöner, jünger, geiler" sei, vorgelegt bekam, war er gedämpft optimistisch. "Ich dachte, das ist ein ordentliches Mallorca-Thema, damit können wir arbeiten", sagt er rückblickend. Etwas mehr als acht Monate später steht "Layla" an der Spitze der deutschen Charts und sorgt wegen der als sexistisch kritisierten Textzeilen seit Tagen für Aufregung bis hoch ins Justizministerium.

Der gebürtige Limburger Distel, der ursprünglich mal ein Gartenbauunternehmen aufgebaut hat, wurde auf Mallorca zu einem der größten Partyschlager-Sänger und -Produzenten Deutschlands. Am Ballermann laufen nur wenige Songs, an denen er nicht beteiligt ist. "Layla" singen die Interpreten DJ Robin und Schürze, die das Lied auch geschrieben haben. Distel hat es produziert und freut sich nun über die Debatten darüber.

"Was verboten wird, wird nur noch interessanter"

"Es ist Wahnsinn, was gerade abgeht", sagt der gebürtige Limburger Distel. Seitdem die Entscheidungen des Würzburger Kiliani-Festes und der Düsseldorfer Rhein-Kirmes bekannt wurden, das Ballermann-Lied zu verbieten, vergeht kein Tag, an dem keine "Layla"-Schlagzeilen zu lesen sind.

"Wir können entscheiden, was wir auf dem Volksfest hören wollen", hieß es zum Verbot aus Würzburg. Die Stadt verwies dabei auf eine Vereinbarung, wonach sämtliche Lieder mit rassistischem oder sexistischem Inhalt beim Kiliani-Fest auf dem Index stünden. Auch vom Düsseldorfer Rhein-Kirmes-Betreiber kam die Ansage: "Ich bin der Meinung, dass dieses Lied überall hingehört - nur nicht auf unseren Festplatz."

Für die Macher des umstrittenen Songs sei diese Diskussion indes "das Beste, was 'Layla' passieren konnte." Zensur provoziere immer das Gegenteil, sagt Distel: "Was verboten wird, wird nur noch interessanter."

Justizminister Buschmann schaltet sich ein

Die Volksfest-Verbannungen haben sogar die Bundespolitik erreicht. Justizminister Marco Buschmann (FDP) twitterte: "Man muss Schlagertexte nicht mögen. Man kann sie sogar doof oder geschmacklos finden. Sie aber behördlich zu verbieten, finde ich, ist eins zu viel."

"Mit dieser Aussage trifft er es auf den Punkt", sagt Distel, der auch schon große Oberweiten in Verbindung mit Kartoffelsalat besungen hat. Trotz aller hitzigen Layla-Debatten verweist der Musiker auch auf das Thema Kunstfreiheit. Diese decke den Text, der ja längst auch von der Gesellschaft abgenickt worden sei. "'Layla' ist Mainstream", sagt Distel.

Ganz so einfach macht es sich Musikwissenschaftler Michael Fischer zwar nicht: "Natürlich ist das Lied sexistisch", sagt der Professor der Universität Freiburg, schränkt aber zugleich ein: "Es ist ein Partyschlager." Bei Partyhits gehe es nie um erhebende Themen. Man müsse den Rahmen, das Setting beachten, "also wo werden diese Dinge aufgeführt", meint Fischer.

Keine Verbote auf hessischen Volksfesten geplant

In Hessen hatte die Inszenierung des Songs bereits Ende Juni zum Abschluss des Landestags der Jungen Union für Verwunderung und Kritik gesorgt. Der JU liege Frauenförderung eben am Herzen, hieß es damals etwa aus Reihen des hessischen SPD-Nachwuches: "Da ist man sich nicht mal zu schade auf der Bühne blanken Sexismus zur Schau zu stellen."

Bei den hessischen Volksfest-Veranstaltern sieht man diese Diskussion aber offenbar entspannt. "Ein Verbot des Lieds war hier nie ein Thema", sagt eine Sprecherin vom Viehmarkt Wolfhagen (Kassel), der am Donnerstag mit einer DJ-Party startete.

"Stand heute haben wir uns nie mit einem Verbot beschäftigt", sagt ein Sprecher vom Wiesenmarkt in Erbach (Odenwald), bei dem Ende Juli auch Mallorca-Größen auftreten. In Wolfhagen und Erbach dürfte also "Layla" zu hören sein. Im Rest der Welt übrigens auch.

Version für US-Markt in Planung

Distel hat schon eine Version für die Niederlande und für das Vereinigte Königreich produziert, eine Version für den US-Markt ist auch geplant. "Wir gehen damit über den großen Teich", sagt der Limburger Produzent, der auch jenseits des Atlantiks auf Aufregung hofft. "Wenn Herr Biden sich bei mir meldet, das hätte schon was", lacht Distel.

Gut Lachen haben er und die Interpreten auch beim Blick auf die Abrufzahlen ihres Songs. "Layla" ist der erste Mallorca-Hit auf Platz 1 der Charts. "Die Debatte hat zu unglaublichen Zugriffszahlen geführt", sagt Distel. An einem normalen Wochentag erreiche das Lied allein auf Spotify knapp eine Million Streams, andere Plattformen noch gar nicht eingerechnet. "Was hier passiert, ist nicht von dieser Welt."

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