Auftritt mit Rapper Zwölfjähriger Bushido-Fan begeistert bei Konzert in Kassel

Mit "Sonnenbank Flavour" landete Bushido vor fast 20 Jahren einen seiner größten Hits. Beim Konzert in Kassel zeigte sich, dass der Song heute noch seine Fans hat: Jonas aus Malsfeld stand gemeinsam mit dem Rapper auf der Bühne und bewies Textsicherheit. Zuhause gilt aber ein Schimpfwörter-Verbot.

Videobeitrag
Bushido-Fan beim Interview
Bild © hr
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"Seid ihr gut drauf?", ruft Jonas von der Bühne ins Publikum. Die Menge jubelt, dann setzt der Beat ein und er beginnt zu rappen: "Sonnenbank Flavour, letztes Jahr angezeigt, Tunis, Goldrapper, Blaues Licht, Rambo III."

So beginnt einer der bekanntesten Songs von Deutschrapper Bushido. Vor 18 Jahren wurde "Sonnenbank Flavour" veröffentlicht, so manche Textzeile dürfte in vielen Köpfen einer ganzen Generation bis heute verankert sein. Und im Kopf des zwölf Jahre alten Jonas aus Malsfeld-Beiseförth (Schwalm-Eder), wie ein von Bushido auf Instagram gepostetes Video zeigt.

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Am vergangenen Wochenende besucht Jonas gemeinsam mit seiner Mutter Anne Ebert ein Konzert des Rappers in Kassel. Mit im Gepäck: ein selbst gebasteltes Schild mit der Aufschrift "Bushido, Sonnenbank Flavour, Du und ich." Als er gesehen habe, dass Bushido in seiner Nähe auftritt, habe er sofort gewusst: Das muss ich machen.

Das Bild zeigt ein aus Pappe gebasteltes Schild, darauf steht: "Bushido Sonnenbank Flavour Du und ich"
Dieses Plakat brachte Jonas auf die Bühne. Bild © hr

"Bushido ist für mich der beste Sänger, den es gibt", sagt der Zwölfjährige im Gespräch mit dem hr. Es sei bekannt, dass der Rapper bei seinem Hit aus dem Jahr 2006 regelmäßig Fans mit auf die Bühne hole. "Also habe ich das Schild gebastelt, bin hingefahren, habe mich in die erste Reihe gestellt und das Schild hochgehalten."

Bushido gibt sich väterlich

Er habe sich von Anfang an gute Chancen ausgerechnet, denn: "Es kommen nicht viele Kinder zu den Bushido-Konzerten, er ist eigentlich kein Rapper für Kids", erklärt Jonas. Tatsächlich werden er und ein weiterer Junge ausgewählt.

Bushido, bürgerlich Anis Mohamed Youssef Ferchichi, ist seit Ende der 1990er Jahre im Musikgeschäft. Sein Stil lehnt sich an den US-amerikanischen Gangsta-Rap an. Bushidos Erfolg begann beim Hip-Hop-Label Aggro Berlin, wo er mit Deutschrappern wie Sido und Fler zusammenarbeitete. Anfang der 2000er gründete er sein eigenes Label "Ersguterjunge". 2008 wurde seine Autobiografie unter dem Titel "Zeiten ändern dich" von Bernd Eichinger verfilmt; Bushido spielte sich darin selbst.

Bislang hat er 14 Alben veröffentlicht, acht davon erreichten Platz eins der Charts. Ihm wurde mehrfach vorgeworfen, sich in seinen Texten frauen- und queerfeindlich, antisemitisch und islamistisch zu äußern und sich nicht ausreichend von rechtsextremen Fans zu distanzieren. Die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien schätzt einzelne Lieder als jugendgefährdend ein, mehrere Alben sind oder waren zwischenzeitlich indiziert. Im Juli kündigte Bushido sein Karriereende und eine Abschiedstour für 2026 an. Er lebt mittlerweile mit seiner Frau und seinen acht Kindern in Dubai.

Zuletzt machte Bushido mehr mit Geschäftsverbindungen und einem Gerichtsprozess gegen den Berliner Abou-Chaker-Clan auf sich aufmerksam als mit seiner Musik: Seit 2008 wurden dem Rapper Geschäftsverbindungen mit der Berliner Großfamilie nachgesagt, die Verbindungen in die organisierte Kriminalität haben soll. Arafat Abou-Chaker übernahm zwischenzeitlich das Management Bushidos und bekam eine Generalvollmacht für sein Vermögen. 2018 kam es zum Bruch zwischen dem heute 45-Jährigen und den Abou-Chakers. 2020 begann eine juristische Auseinandersetzung vor dem Berliner Landgericht. Bushido warf der Großfamilie vor, Zwang und Gewalt gegen ihn ausgeübt zu haben. In der Folge erhielten er und seine Familie Polizeischutz. Im Februar dieses Jahres sprach das Gericht Abou-Chaker in den Haputpunkten frei.

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Da sei er ziemlich aufgeregt gewesen, so der Zwölfjährige. In mehreren Clips auf Social Media ist zu sehen, wie der achtfache Vater Bushido die beiden Jungs ins Gespräch verwickelt und zu entspannen versucht: Er fragt sie nach der Schule und ihren liebsten Computerspielen, versorgt sie mit Wasser – "aber nicht zu schnell trinken, sonst bekommst du Bauchweh" – und legt ihnen Handtücher zum Schweißabwischen um.

Von der Bühne aus in die Menschenmenge zu schauen sei ein cooles Gefühl gewesen, so Jonas. Sorge, nicht gut zu performen, habe er trotz der anfänglichen Nervosität nicht gehabt. "Ich kann diesen Song einfach gut und schäme mich kaum dafür, wenn ich mal etwas verkackt habe. Aber ich finde, ich habe nicht viel verkackt", sagt er selbstbewusst.

Begeisterung im Netz

Tatsächlich erntet er nicht nur während seines Auftritts Begeisterung aus dem Publikum. Im Anschluss an das Konzert verbreiten sich auf Instagram und Tiktok Videos, wie der Zwölfjährige an der Seite von Bushido "Sonnenbank Flavour" textsicher bis zum Ende rappt.

Das Taktgefühl seines Idols fehlt ihm zwar stellenweise (noch). In den Kommentaren schreiben Nutzerinnen und Nutzer aber schon vom "nächsten Eminem". Es sei "absolut Hammer", was er "da hingelegt" habe. Ein anderer User formuliert es so: "Jonas hat einfach nur gerockt."

Mutter ist selbst Fan

Auch der Rapper selbst hat nur Lob für den Zwölfjährigen übrig. Dass er sich nach dem gemeinsamen Auftritt bei seiner Mutter dafür bedankt, dass sie an ihn geglaubt hat, findet Bushido gut – und mahnt gleichzeitig: "Genieß' die Zeit mit deiner Mama und gib' ihr auch ein bisschen was zurück."

Auf Instagram schreibt er später: "Immer wieder schön zu sehen, wie sehr man Menschen mit der Musik erreicht. Absolut unbezahlbare Momente, selbst nach 26 Jahren Karriere." Für Mutter Anne Ebert ist es "vollkommen in Ordnung", dass Jonas eine kleine Internet-Bekanntheit geworden ist. "Ich bin stolz auf ihn, das hat er richtig gut gemacht."

Das Bild zeigt eine blonde Frau mit schulterlangen glatten Haaren und silber gerahmter runder Brille, die gemeinsam mit einem blonden Jungen mit schwarz gerahmter Brille an einem Holztisch sitzt und auf ein Handy schaut, das der Junge in den Händen hält.
Jonas' Mutter ist stolz auf den Auftritt ihres Sohnes. Bild © hr

Dass ihr Sohn Songtexte hört und rappt, die in der Vergangenheit nicht selten als frauen- und queerfeindlich, gewaltverherrlichend und antisemitisch bezeichnet wurden, ist für sie ebenfalls akzeptabel. Sie höre die Musik selbst auch. "Früher fand ich seine Texte nicht so gut, aber er ist sehr familiär und ein bisschen sanfter geworden, das mag ich."

Zuhause herrscht Schimpfwörter-Verbot

Außerdem seien auch die Texte anderer Künstlerinnen und Künstler nicht immer jugendfrei. Trotzdem habe sie kritische Nachrichten bekommen, wie sie ihren Sohn zu so einem Konzert mitnehmen könne. "Ich denke, es ist das Normalste der Welt", sagt Ebert dazu.

Im normalen Sprachgebrauch seien Ausdrücke, wie sie in Bushidos Liedern vorkommen, trotzdem nicht erlaubt. "Da herrscht ein Schimpfwörter-Verbot", erklärt Jonas' Mutter. Und falls er sie mal fragt, was zum Beispiel der "Gangbang" ist, der in "Sonnenbank Flavour" erwähnt wird?

"Wenn ich ihn sowas hören lasse, muss ich damit rechnen, dass auch Nachfragen kommen", so die Malsfelderin. "Ich glaube aber, heutzutage erklären sich die Kids das im Internet selbst."

Erst mal auf die Schule konzentrieren

Eine Karriere als Rapper möchte Jonas zumindest nicht ausschließen. Seine Priorität liegt aber auf etwas anderem: "Erst mal gucken, wie es mit der Schule läuft", sagt er. Da wolle er kein Risiko eingehen.

Bis dahin hält er das Handtuch, das Bushido ihm auf der Bühne umgelegt hat, in Ehren. "Da ist Bushido-Schweiß drin, das wird nie gewaschen."

Redaktion: Anna Lisa Lüft

Sendung: hr-fernsehen, maintower,

Quelle: hessenschau.de mit Informationen von Ekkehard Drewes (hr)