Städtische Bühnen in Frankfurt

Expertenkommission für "Spiegelvariante": Oper und Schauspiel in Frankfurt sollen nach ihrem Bericht in zwei getrennten Gebäuden, aber in direkter Nachbarschaft zueinander neu gebaut werden - und sie werden wohl deutlich teurer.

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Neubau von Oper und Schauspiel

hessenschau 16:45
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Die Oper am Willy-Brandt-Platz, das Schauspiel in den Wallanlagen gegenüber - dort, wo bislang das berühmte Euro-Zeichen steht: So könnte sie aussehen, die Zukunft der Städtischen Bühnen Frankfurt.

Diese sogenannte Spiegelvariante habe aus Sicht einer Expertenkommission die meisten Vorteile, sagten Kulturdezernentin Ina Hartwig (SPD) und der Leiter der Stabsstelle Zukunft der Städtischen Bühnen, Mathias Hölzinger, am Donnerstag bei der Vorstellung der Ergebnisse einer Standortprüfung.

Spiegelvariante ermöglicht schnelleren Baubeginn

Das Modell zeigt die sogenannte Spiegel-Variante für den Neubau der Städtischen Bühnen Frankfurt: Oper und Schauspiel werden demnach gegenüber voneinander neu gebaut, bis zum Jüdischen Museum soll eine Grünfläche entstehen.

Da beide Grundstücke der Stadt gehören, könne hier am schnellsten begonnen werden, so Hölzinger. Außerdem könnten Oper und Schauspiel weiter eng zusammenarbeiten. Im Vergleich zu den anderen beiden geprüften Varianten müsse zudem nur ein Interimsgebäude gebaut werden und nicht zwei.

Ein weiterer Pluspunkt: An der Wallanlage könne eine größere Grünfläche entstehen. Geplant ist, den frei werdenden Bereich auf dem bisherigen Standort bis hin zum Jüdischen Museum zu begrünen.

350 Millionen Euro teurer als gedacht

Drei Varianten waren zuletzt im Rennen um den Neubau. Neben der Spiegelvariante wurde auch ein Neubau beider Bühnen am heutigen Standort geprüft. Dagegen spricht laut Prüfbericht unter anderem, dass zwei Interimsgebäude nötig wären.

Eine dritte Lösung sah eine sogenannte Kulturmeile mit der Oper auf dem derzeitigen Sparkassen-Gelände auf der Neuen Mainzer Straße und dem Schauspiel am bisherigen Standort vor - in der Vergangenheit die bevorzugte Variante für Hartwig und den früheren Frankfurter Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD). Der Bau würde den Fachleuten zufolge aber deutlich länger dauern.

Die Expertenkommission kam zu dem Ergebnis, dass alle Optionen etwa gleich teuer würden: 1,27 Milliarden Euro und damit 350 Millionen teurer als beim letzten Bericht kalkuliert. Das begründete Stabsstellenleiter Hölzinger mit den Preissteigerungen in der Baubranche.

Stadtverordnete müssen entscheiden

Der vorliegende Abschlussbericht werde nun den Stadtverordneten zur Entscheidungsfindung vorgelegt, sagte Kulturdezernentin Hartwig. Sie hoffe, dass die Stadtverordneten noch vor der Sommerpause darüber entscheiden - die Stadt habe lange genug diskutiert und geprüft. "Jede weitere Verzögerung kostet zusätzliches Geld. Wir müssen vorankommen. Das sind wir den Menschen schuldig."

Im Anschluss an die Entscheidung der Stadtverodnetenversammlung soll ein Architekturwettbewerb ausgelobt werden. Ein Baubeginn sei deshalb frühestens 2027 denkbar, bei den anderen Optionen sogar noch später, so Hartwig.

Sanierung wäre teurer als Neubau

Die Stadt diskutiert seit rund 15 Jahren über die Zukunft der Städtischen Bühnen. Oper und Schauspiel sind seit 1963 in einem gemeinsamen Gebäude am Willy-Brandt-Platz zwischen Hauptbahnhof und Innenstadt untergebracht. Im Inneren stammen Teile noch aus dem Vorgängerbau von 1902.

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Neubau der Städtischen Bühnen Frankfurt: Experten bevorzugen "Spiegelvariante"

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Eine Machbarkeitsstudie ergab 2017, dass die gläserne Doppelanlage nicht zu retten sei: Eine Sanierung würde nach damaliger Schätzung mindestens 800 Millionen Euro kosten und damit mehr als ein Neubau.

2020 beschloss der Magistrat den Abriss der Doppelanlage. 2021 prüften Experten zunächst die Umsetzbarkeit von fünf verschiedenen Vorschlägen.

Doppelanlage steht teilweise unter Denkmalschutz

Offen ist die Frage, was von der Doppelanlage erhalten werden kann oder muss. Die gläserne Fassade und die goldenen Wolken im Schauspielfoyer wurden 2020 unter Denkmalschutz gestellt. Diese Entscheidung sei "spontan" gefallen, sagte Hartwig am Donnerstag.

Erst jetzt habe man die Substanz genauer geprüft. Das Ergebnis sei ernüchternd gewesen. Hölzinger zufolge können vom Bestandsgebäude maximal zehn Prozent erhalten werden.

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