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Kommentar: "Die Spiegelvariante ist nur die zweitbeste Idee"

Lichtspuren einer vorbeifahrenden Straßenbahn sind am Abend vor Oper und Schauspiel zu sehen (Aufnahme mit Langzeitbelichtung).

Eine Expertenkommission hat drei mögliche Varianten für den Neubau von Oper und Schauspiel geprüft. Dabei hat sie sich nur für die zweitbeste Variante entschieden - und die Stadt Frankfurt hat viel Zeit verspielt.

Nun soll es also die Spiegelvariante werden. Oper und Schauspiel der Städtischen Bühnen Frankfurt sollen sich künftig spiegelbildlich gegenüberstehen - als zwei Neubauten, die den Willy-Brandt-Platz einrahmen. Das klingt schlüssig, ist aber nur die zweitbeste Lösung.

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Portrait von Christoph Scheffer in einem kreisförmigen Rahmen. Daneben steht "Meinung".

Christoph Scheffer
Kulturreporter

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Die schönste Idee der Frankfurter Kulturdezernentin Ina Hartwig (SPD) war es, eine neue "Kulturmeile" vom Main bis zur Alten Oper entstehen zu lassen, an der die Bühnen zwei Stationen gebildet hätten. Diese Idee wird nun aufgegeben. Zu kompliziert und zu langwierig sei es, dafür ein städtisches Bühnengebäude auf dem Grundstück der Sparkasse zu errichten, hieß es im Prüfbericht.

Langwierige Entscheidungsfindung kostet Millionen

Die zweite bittere Nachricht des Tages: Die Neubauten werden um ein Drittel teurer als geplant. Statt mit einer knappen Milliarde Euro wird jetzt mit fast 1,3 Milliarden Euro gerechnet.

Die in der Krise drastisch gestiegenen Baupreise seien dafür verantwortlich, sagte der Leiter der Stabsstelle Zukunft der Städtischen Bühnen, Mathias Hölzinger. Kosten von 350 Millionen Euro, die man vielleicht hätte einsparen können, wenn die Entscheidungsfindung der Stadt schneller vorangeschritten wäre.

Doppelanlage unzumutbar für Publikum und Mitarbeitende

Schon vor mehr als drei Jahren hatte sich das Stadtparlament für Abriss und Neubau der Städtischen Bühnen ausgesprochen. Angesichts der Klimakrise und der dadurch höheren CO2-Belastung durch die Bauarbeiten war das eine schmerzhafte Entscheidung.

Allerdings wäre die bestehende Doppelanlage von Schauspiel und Oper nur mit größtem Aufwand zu erhalten gewesen. Ein zukunftsweisendes Bühnengebäude wäre dabei nicht entstanden - weder für das Publikum noch für die weit über 1.000 Beschäftigten, die seit vielen Jahren unter zum Teil unzumutbaren Bedingungen wie räumlicher Enge, nicht funktionierenden Klimaanlagen und undichten Decken arbeiten.

Neubau muss mehrere Ziele verfolgen

Nach der Vorentscheidung der Kulturdezernentin und ihrer Stabsstelle für die Spiegelvariante darf jetzt keine Zeit mehr verloren werden. Mit einem zügigen Beschluss sollte das Stadtparlament den Weg frei machen für einen Architektenwettbewerb, der vier Ziele zugleich verfolgen muss:

  1. Eine ansprechende Architektur mit Strahlkraft, die die Städtischen Bühnen zu einem Leuchtturm der Kultur in Frankfurt macht.
  2. Ökologisch vorbildliche Gebäude, die durch Energie-Effizienz die CO2-Belastung wieder ausgleichen, die durch Abriss und Neubau verursacht wird.
  3. Eine städtebaulich kluge Lösung, die dem Willy-Brandt-Platz zwischen den beiden Bühnenhäusern eine eigene Aufenthaltsqualität verleiht.
  4. Offene und transparente Theaterbauten, die sich nicht nur am Abend dem ambitionierten Kulturpublikum öffnen, sondern den ganzen Tag über der Stadtgesellschaft als Treffpunkt zur Verfügung stehen.

Wenn es dann noch gelingt, Teile des berühmten und sogar denkmalgeschützten Wolkenfoyers zu retten, das seit einem halben Jahrhundert Markenzeichen von Oper und Schauspiel ist, dann könnte sich Frankfurt wirklich freuen auf seine neuen Bühnen.

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