Entwicklerstudio Keen Games ausgezeichnet "Enshrouded" aus Frankfurt ist das beste Computerspiel des Jahres
Mit dem Fantasyspiel "Enshrouded" kommt das beste deutsche Computerspiel des Jahres aus der Frankfurter Entwicklerschmiede Keen Games. Beim Deutschen Computerspielpreis gingen weitere Preise nach Hessen.
And the winner is…. Keen Games aus Frankfurt! Das Entwicklerstudio hat für sein Abenteuerspiel "Enshrouded" am Mittwochabend in Berlin den mit 100.000 Euro dotierten Hauptpreis beim Deutschen Computerspielpreis (DCP) gewonnen: "Enshrouded" ist das beste deutsche Spiel des Jahres.
Außerdem wurde das Spiel in der mit 40.000 Euro dotierten Kategorie Beste Innovation und Technologie ausgezeichnet. Und es gab weitere hessische Gewinner beim DCP: Bestes Familienspiel (auch dotiert mit 40.000 Euro) wurde "PRIM" des Entwicklers Jonas Fisch aus Langen (Offenbach).
"Blob the Klex", entwickelt von Studierenden der Hochschule Darmstadt bekam den Nachwuchspreis Bester Prototyp (50.000 Euro) und das Flipper- und Arcademuseum Seligenstadt (auch Offenbach) erhielt einen mit 5.000 Euro dotierten Sonderpreis der Jury.
Keen Games schreibt Erfolgsgeschichte weiter
Keen Games schreibt dabei eine Erfolgsgeschichte weiter, die schon vor Jahren begann: Der Vorgänger "Portal Knights" holte 2017 den Titel "Bestes Deutsches Spiel" beim DCP. Und "Enshrouded" wurde im Dezember 2024 mehrfach beim Deutschen Entwicklerpreis ausgezeichnet.
Und auch bei den Gamern hat das Spiel für Aufsehen gesorgt: Auf der Gaming-Plattform Steam wurde "Enshrouded" schon vier Millionen Mal verkauft, es ist ein internationaler Hit geworden. Das schaffen deutsche Spiele nur selten.
Wurzeln in Darmstädter Kinderzimmer
Seine Wurzeln hat Keen Games in einem Darmstädter Kinderzimmer, wo die Computer-begeisterten Schüler Antony Christoulakis und Jan Jöckel an den ersten Spielen bastelten. 1993 gründeten die beiden zusammen mit drei anderen Freunden den Vorgänger Neon Studios, 2005 wurde daraus Keen Games.
Heute ist es ein internationales Unternehmen mit über 70 Mitarbeitenden. Nur ein kleiner Teil des Teams arbeitet dabei tatsächlich am Hauptsitz in Frankfurt-Sachsenhausen. Die Mehrheit ist über den ganzen Globus verteilt - unter anderem in Berlin, Schweden, Frankreich und Indien. Remote-Arbeit ist bei Keen Games gelebte Realität, auch um Fachkräfte zu bekommen und zu halten.
An "Enshrouded" arbeitete das Team fünf Jahre lang - von der ersten Idee bis zum Launch. "Das ist schon ein ordentliches Stück vom eigenen Leben oder von vielen im Team. Daher ist es natürlich toll zu sehen, dass das Spiel gewürdigt wird", sagte Christoulakis nach der Nominierung beim DCP.
Der Reiz von "Enshrouded" liegt im Miteinander
In "Enshrouded" tauchen die Spielenden in eine offene, von Nebel durchzogene Fantasy-Welt ein. Sie erkunden, kämpfen, bauen, craften - ganz im Stil klassischer Sandbox-Games wie Minecraft oder Valheim. Zwar erinnert das Spiel in einigen Elementen an bereits bekannte Formate, doch laut Christoulakis liegt der Schlüssel zum Erfolg woanders.
Von Beginn an setzte das Team auf Community-Aufbau. Zwar lässt sich "Enshrouded" auch allein spielen, doch sein voller Reiz entfaltet sich erst im Miteinander von bis zu 16 Spielenden pro Gruppe. Der Fokus liegt auf Kooperation statt Wettbewerb - das zeigt sich auch außerhalb des Spiels: Auf sozialen Plattformen ist das Team präsent, inklusive eines eigenen Community-Managements.
Spielende konnten früh Feedback geben
Ein weiterer Erfolgsfaktor war der Start im Early Access auf der Plattform Steam, erzählte Christoulakis. Early Access ist eine Art Crowdfunding, oft genutzt von kleineren Studios. Sie stellen eine frühe spielbare Version online, bei der einige Inhalte aber noch fehlen. Spielende kaufen diese unfertige Version und können dann über die weitere Entwicklung mitbestimmen - was schief gehen kann, wenn das Spiel zu unfertig ist.
Bei "Enshrouded" lief es bestens: Das Spiel wurde überwiegend mit Lob überschüttet, die Spielerinnen und Spieler feier(te)n unter anderem die Spielwelt, das intuitive Bauen und die wenigen Programmabstürze.
Und Spielende konnten früh Feedback zu "Enshrouded" geben - das in großen Teilen auch ins Spiel einfloss. Moniert wurden etwa zu einfache Kämpfe. Änderungen müssten dabei mit den Plänen und Visionen des Teams für das Spiel übereinstimmen, "aber bisher hat es extrem gut geklappt", bilanzierte Christoulakis.
Erstes Spiel ohne großen Publisher
Eine Besonderheit: "Enshrouded" ist das erste Spiel, das Keen Games ohne großen Publisher veröffentlichte, also unter anderem ohne Profimarketing. Ein Risiko, das dem Studio nach eigenen Angaben jedoch mehr kreative Kontrolle verschaffte - und langfristige Rechte an der Marke.
Wichtig sei eine staatliche Förderung in Höhe von rund zwei Millionen Euro gewesen, sagte Christoulakis. Als sogenannte Zuschussförderung habe diese aber nur einen Teil der Entwicklungskosten gedeckt. Die Gesamtkosten beliefen sich auf einen zweistelligen Millionenbetrag, den das Team auch von internationalen Investoren einsammelte. Wie andere Studios auch würde Keen Games eine bessere staatliche Förderung begrüßen, um international konkurrenzfähig zu werden.
Trotzdem habe es schon Verbesserungen gegeben: "Früher gab es keine Förderungen, man musste sich durchbeißen", erinnerte er sich. Gerade für kleine Studios sei es ein teils unkalkulierbares Risiko gewesen. Doch jetzt blickt er optimistisch in die Zukunft.
Keen Games wächst weiter
Während andere Studios wie etwa der Frankfurter Entwickler Crytek noch unter den Folgen der Corona-Pandemie und der Inflation leiden und Stellen abbauen, wächst Keen Games weiter. "Enshrouded" soll perspektivisch auch auf Playstation, Xbox und anderen Plattformen erscheinen und über Jahre weiterentwickelt werden.
Allein schon die Nominierung für den Deutschen Computerspielpreis war für das Team dabei nicht nur Auszeichnung, sondern auch Bestätigung: für Mut, Innovationskraft – und den Glauben daran, neue Wege zu gehen.