Nominiert für "Enshrouded" beim Deutschen Computerspielpreis Frankfurter Studio Keen Games trotzt der Krise der Spieleindustrie
Das Frankfurter Entwicklerstudio Keen Games hat mit "Enshrouded" einen Hit gelandet. Über vier Millionen Mal wurde das Spiel bereits gespielt. Eine besondere Erfolgsgeschichte in der hart umkämpften Spieleindustrie.
Nur einen Steinwurf von der Frankfurter Partymeile Alt-Sachsenhausen entfernt, liegt in einem unscheinbaren Büro ein Studio, das in der internationalen Gaming-Szene für Aufsehen sorgt: Das Entwicklerstudio Keen Games entwickelt Spiele mit Millionenpublikum.
Das jüngste Spiel des Studios, "Enshrouded", hat sich zu einem internationalen Hit entwickelt, der auf der Gaming-Plattform Steam schon vier Millionen Mal verkauft wurde. Jetzt steht das Studio mit "Enshrouded" gleich drei Mal auf der Nominierungsliste für den Deutschen Computerspielpreis (DCP): Bestes Deutsches Spiel, Bestes Audiodesign und Beste Innovation und Technologie.
Keen Games schreibt Erfolgsgeschichte weiter
Gewinnt das Team in einer oder mehreren Kategorien, dann schreibt es eine Erfolgsgeschichte weiter, die schon vor Jahren begann: Der Vorgänger "Portal Knights" holte 2017 den Titel "Bestes Deutsches Spiel" beim DCP. Und "Enshrouded" wurde im Dezember 2024 mehrfach beim Deutschen Entwicklerpreis ausgezeichnet.
Keen Games startete vor rund 20 Jahren als kleines Studio, heute ist es ein internationales Unternehmen mit über 70 Mitarbeitenden. Nur ein kleiner Teil des Teams arbeitet dabei tatsächlich in Frankfurt. Die Mehrheit ist über den ganzen Globus verteilt - unter anderem in Berlin, Schweden, Frankreich und Indien. Remote-Arbeit ist bei Keen Games gelebte Realität, auch um Fachkräfte zu bekommen und zu halten.
An "Enshrouded" arbeitete das Team fünf Jahre lang - von der ersten Idee bis zum Launch. "Das ist schon ein ordentliches Stück vom eigenen Leben oder von vielen im Team. Daher ist es natürlich toll zu sehen, dass das Spiel gewürdigt wird", sagt Antony Christoulakis zur Nominierung beim DCP. Er ist Creative Director für "Enshrouded" und einer der Mitgründer von Keen Games.
Der Reiz von "Enshrouded" liegt im Miteinander
In "Enshrouded" tauchen die Spielenden in eine offene, von Nebel durchzogene Fantasy-Welt ein. Sie erkunden, kämpfen, bauen, craften - ganz im Stil klassischer Sandbox-Games wie Minecraft oder Valheim. Zwar erinnert das Spiel in einigen Elementen an bereits bekannte Formate, doch laut Christoulakis liegt der Schlüssel zum Erfolg woanders.
Von Beginn an setzte das Team auf Community-Aufbau. Zwar lässt sich "Enshrouded" auch allein spielen, doch sein voller Reiz entfaltet sich erst im Miteinander von bis zu 16 Spielenden pro Gruppe. Der Fokus liegt auf Kooperation statt Wettbewerb - das zeigt sich auch außerhalb des Spiels: Auf sozialen Plattformen ist das Team präsent, inklusive eines eigenen Community-Managements.
Spielende konnten früh Feedback geben
Ein weiterer Erfolgsfaktor war der Start im Early Access auf der Plattform Steam, sagt Christoulakis. Early Access ist eine Art Crowdfunding, oft genutzt von kleineren Studios. Sie stellen eine frühe spielbare Version online, bei der einige Inhalte aber noch fehlen. Spielende kaufen diese unfertige Version und können dann über die weitere Entwicklung mitbestimmen - was schief gehen kann, wenn das Spiel zu unfertig ist.
Bei "Enshrouded" lief es bestens: Das Spiel wurde überwiegend mit Lob überschüttet, die Spielerinnen und Spieler feier(te)n unter anderem die Spielwelt, das intuitive Bauen und die wenigen Programmabstürze.
Und Spielende konnten früh Feedback zu "Enshrouded" geben - das in großen Teilen auch ins Spiel einfloss. Moniert wurden etwa zu einfache Kämpfe. Änderungen müssten dabei mit den Plänen und Visionen des Teams für das Spiel übereinstimmen, "aber bisher hat es extrem gut geklappt", bilanziert Christoulakis.
Erstes Spiel ohne großen Publisher
Eine Besonderheit: "Enshrouded" ist das erste Spiel, das Keen Games ohne großen Publisher veröffentlichte, also unter anderem ohne Profimarketing. Ein bewusstes Risiko, das dem Studio nach eigenen Angaben jedoch mehr kreative Kontrolle verschaffte - und langfristige Rechte an der Marke.
Wichtig sei eine staatliche Förderung in Höhe von rund zwei Millionen Euro gewesen, sagt Christoulakis. Als sogenannte Zuschussförderung decke diese aber nur einen Teil der Entwicklungskosten. Die Gesamtkosten beliefen sich auf einen zweistelligen Millionenbetrag, den das Team auch von internationalen Investoren einsammelte. Wie andere Studios auch würde Keen Games eine bessere staatliche Förderung begrüßen, um international konkurrenzfähig zu werden.
Trotzdem habe es schon Verbesserungen gegeben: "Früher gab es keine Förderungen, man musste sich durchbeißen", erinnert er sich. Gerade für kleine Studios sei es ein teils unkalkulierbares Risiko gewesen. Doch jetzt blickt er optimistisch in die Zukunft.
"Nominierung ist eine super Anerkennung"
Während andere Studios wie etwa der Frankfurter Entwickler Crytek noch unter den Folgen der Corona-Pandemie und der Inflation leiden und Stellen abbauen, wächst Keen Games weiter. "Enshrouded" soll perspektivisch auch auf Playstation, Xbox und anderen Plattformen erscheinen und über Jahre weiterentwickelt werden.
Die mehrfachen Nominierungen für den Deutschen Computerspielpreis sind für das Team dabei nicht nur Auszeichnung, sondern auch Bestätigung: für Mut, Innovationskraft – und den Glauben daran, neue Wege zu gehen. Doch Christoulakis bleibt bescheiden: "Es ist eine super Anerkennung, allein schon nominiert zu werden."