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Stoffel beginnt in Frankfurt

Abendstimmung im Park, Menschen haben sich vor einer Bühne versammelt

Es begann als Übergangslösung für die Sommerpause, heute ist es Kult: das Festival Stalburg Theater Offen Luft, kurz Stoffel. Zum 20. Mal bespielen die Theatermacher den Frankfurter Günthersburgpark.

Für viele Frankfurter gehört er zum Sommer wie Eisdiele und Freibad: der Stoffel, ein Open-Air-Festival im Frankfurter Günthersburgpark. Die Abkürzung steht für Stalburg Theater Offen Luft und ist Programm: Auf der offenen Bühne präsentieren die Macher des Stalburg Theaters knapp drei Wochen lang Musik, Kabarett, Lesungen und Theater.

Der Eintritt zu allen Veranstaltungen ist frei. In roten Eimern werden Spenden von den Besucherinnen und Besuchern eingesammelt. Erfunden wurde das Festival 2004 von Michael Herl, dem künstlerischen Leiter des Stalburg Theaters im Frankfurter Nordend. Genauso lange dabei ist Ralf Pfeifer, heute Geschäftsführer des Stalburg Theaters. Wie viele Teammitglieder fing er als Aushilfe an.

Umsonst und draußen

Theaterchef Herl habe sich Gedanken gemacht, wie man die lange Sommerpause des Theaters überbrücken könnte, erinnert sich Pfeifer. Mitglieder des Ortsbeirats hätten Herl angesprochen, ob er als Kulturveranstalter nicht ein Sommerprogramm für den Günthersburgpark anbieten könnte. Herl sagte zu, seine Bedingung: Es dürfe die Besucherinnen und Besucher keinen Eintritt kosten.

"Was heute die Bühne ist - das war damals undenkbar. Das war ein kleines Zelt, wo die Leute drin saßen und musiziert haben. Und am Tresen wurde Flaschenbier verkauft", erinnert sich Pfeifer an den ersten Stoffel 2004. Mehr als eine Aufwandsentschädigung sei für die Künstler am Anfang nicht drin gewesen.

Auch heute bewege man sich bei der Bezahlung auf einem niedrigen Niveau: "Manche Künstler könnten viel mehr nehmen und spielen bei uns hauptsächlich für den Spaß und weil es für sie um die Ecke ist."

Ein Mann mit Brille und Basecap sitzt in der Gondel eines Riesenrads

Zuschuss, Gastro, Spenden zur Finanzierung

Der Stoffel finanziert sich aus einem Zuschuss der Stadt von knapp 40.000 Euro, dem Verkauf von Essen und Getränken und den mittlerweile legendären roten Eimern, in die Zuschauer ihren Beitrag geben können. Diese Summe sei in den vergangenen Jahren aber kontinuierlich zurückgegangen, sagt Pfeifer. Statt wie früher 25 Prozent betrage der Spendenanteil nur noch 15 bis 18 Prozent.

"Das Schöne am Stoffel ist, er ist für jeden da. Wenn jemand nichts hat und nichts gibt, ist das in Ordnung." Was Pfeifer aber nicht in Ordnung findet: "Wenn jemand hierher kommt, seine Kühltasche mitbringt, einen Tisch blockiert, da ein Buffet aufbaut mit Getränken, dann das Programm auf der Bühne konsumiert und dann nur zwei Euro gibt."

Von der Besucherin ins Orga-Team

Auch für Laila Ruh ist ein wichtiger Punkt, dass der Stoffel keinen Eintritt kostet: "Ich mag es, dass alle willkommen sind und wir Kultur für alle anbieten." Als Schülerin der IGS Nordend gehörten Besuche des Stoffel schon immer zu ihrem Sommerprogramm. Später kamen Schülerjobs dazu, auch das Spendensammeln mit dem roten Eimer. Inzwischen ist sie feste Mitarbeiterin im Stalburg-Team, kümmert sich unter anderem um die Social-Media-Auftritte.

Frau mit Stoffel-T-shirt steht vor einer Zeltbühne

Ein tolles Team sei das, schwärmt sie. Viele Menschen mit kreativen Idee kämen zusammen und entwickelten neue Ideen wie zum Beispiel eine Silent Disco, um Techno- oder Funk-Fans anzusprechen. Auch ein Nacht-Flohmarkt sei dieses Jahr im Angebot.

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Vier Tipps für die ersten Tage

Laila Ruhs persönlichen Höhepunkte am Eröffnungswochenende: die Ska Band Fellaws Kingdom am Donnerstag, Indie Rock von The Urban Socks am Freitag, Pop, Soul und Funk von Kaye-Ree und der JazzExpress BigBand am Sonntag.
Das gesamte Programm gibt es hier.

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Live-Musik fast in Zimmerlautstärke

Ein Thema, das viele Veranstalter von Festivals mitten in der Stadt beschäftigt, sind lärmempfindliche Nachbarn. Auch der Stoffel hat seine Erfahrungen mit einem besonders empfindlichen Menschen gemacht. Dass das Festival nur noch knapp drei statt früher vier Wochen dauert, ist ein Zugeständnis, das die Veranstalter machen mussten. Außerdem gibt es eine Begrenzung der Lautstärke auf 80 Dezibel. Ziemlich wenig, findet Ralf Pfeifer. "Es gibt auch Bands, die sagen: Dann spielen wir nicht, wenn das so ist."

Insgesamt aber lobt er die Nachbarschaft am Günthersburgpark: "Die meisten sind total fein mit dem Stoffel. Die kommen auch gerne selbst her." Ihm sei gespiegelt worden, dass viele die klaren Regeln für das Festival begrüßen, bei dem um 22 Uhr die Musik ausgeht - ganz im Gegensatz zu privaten Partys, die gerne mal im Park stattfindenden würden "und die dann Musik bis 2, 3 Uhr machen, bis die Polizei das auflöst."

Risikofaktor Wetter

Das einzige Thema, das Pfeifer tatsächlich aus der Ruhe bringen kann, ist das Wetter. Es hat in den 20 Jahren schon einige Male für Konzertabbrüche gesorgt. Richtig schlimm sei es aber nur zweimal gewesen, erinnert sich Pfeifer. Einmal hatte ein Sturm die komplette Bühne verschoben. Und einmal hatte anhaltender Regen den gesamten Aufbau unter Wasser gesetzt, das Programm musste ausfallen.

"Zwei Stunden später schien die Sonne wieder, es war warm, die Leute kamen auf die Wiese, aber wir hatten mit den Aufräumarbeiten zu tun", erinnert sich Ralf Pfeifer. "Da war das Unverständnis sehr groß, dass wir nicht aufmachen und Getränke verkaufen. Da gab es fast einen kleinen Aufruhr." Ein Sommerabend ohne Stoffel - das scheint für manche Stammgäste kaum vorstellbar.

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Hessens Festival-Sommer

Das Bild zeigt Publikum von hinten, das in Richtung einer beleuchteten Bühne blickt. Im Hintergrund viel Wald.
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