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Victor Man-Ausstellung im Frankfurter Städel

Ein grün-blaues Ölgemälde einer liegenden Frau mit dunklen Haaren.

Er hält sich fast so bedeckt wie Banksy, seine Werke sind oft düster - und trotzdem erzielen seine Bilder Rekordpreise. Was ist das Geheimnis von Victor Man? Eine neue Ausstellung im Frankfurter Städel Museum hilft bei der Spurensuche.

Der rumänische Künstler Victor Man (geb. 1974) gilt seit Jahren als einer der gefragtesten Künstler der Gegenwart - gleichzeitig macht er sich rar. Er selbst gibt keine Interviews, und Fotos gibt es von ihm auch nicht. Seine Kunst soll ganz alleine wirken, sagt er, ohne den Vermarktungsrummel, der oft um einen Künstler herum entsteht.

Jetzt präsentiert das Städel Museum in Frankfurt 20 seiner Werke aus den letzten zehn Jahren. Titel der Schau: "Victor Man - die Linien des Lebens". Ihr Ort ist allerdings ungewöhnlich. Denn obwohl der Künstler noch lebt, hängen seine Bilder in der Sammlung "Alte Meister", zwischen Vermeer, Botticelli und Cranach. Doch das macht die Ausstellung so spannend. Fünf weitere Gründe, warum sie sehenswert ist:

  • Stilistisch für jeden etwas dabei

Ölbild eines Mädchens

Auf den ersten Blick wirken die Portraits von Victor Man etwas düster. Die Grundfarben sind Grün, Blau und Schwarz. Aber dann leuchtet mal ein kräftiges Grün aus dem Blätterwerk im Hintergrund, mal scheint ein Pulli gelb zu glimmen. Die Portraits bekommen dadurch einen besonderen Schimmer. Das sei das Typische an Victor Man, sagt Svenja Grosser, die Kuratorin der Ausstellung: "Als ich im Atelier des Künstlers war, habe ich irgendwo in der Ecke eine Pfauenfeder hängen sehen. Das waren genau die Farben, genau der Schimmer, der aus seinen Bildern herausleuchtet."  

Manchmal erinnern die Werke dadurch an Ikonenmalerei, manchmal an die Licht-Inszenierungen von Vermeer. Auch Anklänge an die klassische Moderne finden sich in Mans Werken, sagt Grosser: an den Expressionismus zum Beispiel oder den Symbolismus. Kurz: Ein Man lässt sich in keine Schublade einordnen!

  • Mans Bilder sind Suchspiele

Es lohnt sich, die Bilder nach dem ersten Eindruck noch einmal im Detail anzuschauen. Denn der Künstler hat in Vielen kleine Gimmicks versteckt. Da taucht einem Spiegel im Hintergrund zum Beispiel eine blaue Fratze auf. "Das ist ein Bildzitat von Paul Gauguin", verrät Kuratorin Svenja Grosser. Beim Portrait einer liegenden Frau ragt am unteren Bildrand ein abgewinkelter Arm und ein Kopf hervor. Ein Schwimmer?

Manchmal gibt es auch Hinweise in den Bild-Titeln, die verraten, wen der Künstler eigentlich portraitiert hat. "Es ist ein Suchspiel", freut sich Grosser. Aber sie gibt auch zu: "Man findet immer wieder Elemente, die man gerne entschlüsseln möchte. Und dann schafft man es aber nicht so richtig." Das gehe den Kunsthistorikern wie den Besuchern.

  • Kleine Tricks und Täuschungen machen Spaß

Person, deren Kopf auf dem Schoß liegt als Ölbild.

Ein ganzer Raum ist einem besonderen Bilderzyklus des Malers gewidmet. Grosser nennt diese Serie "dekonstruierte Portraits". Es ist immer das gleiche Motiv: Eine Figur, die auf einem Stuhl sitzt und deren Kopf durch den Bildrand abgeschnitten ist. In ihrem Schoß noch ein Kopf, ist es ihrer? Die Kuratorin empfiehlt, sich in die Mitte des Raumes zu stellen.

"Wenn man sich dann einmal um die eigene Achse dreht, dann sieht man, wie dieser Kopf im Schoß sich dreht." Und auch hier lohnt sich wieder der genaue Blick: Das Setting ist nämlich doch nicht immer gleich. Mal ist das Stuhlbein unterbrochen, mal die Kleidung leicht verändert. Und erstaunlicherweise ergänzt das Auge des Betrachters diese kleinen "Fehler". 

  • Ein Werk kommt frisch aus dem Atelier 

Victor Man malt seine Bilder in Öl, genau wie die alten Meister, die in den anderen Räumen des Obergeschosses zu sehen sind. Schon allein deshalb brauchen die Werke Mans viel Zeit zum Trocknen, und das vor jedem Schichtauftrag neu. Eines der Werke in der Ausstellung, "The Chandler 2023" kommt tatsächlich frisch aus dem Atelier des Künstlers und ist in der Ausstellung zum allerersten Mal öffentlich zu sehen.  

  • Mans Kunst enspannt ungemein  

Ein grün-blaues Ölgemälde einer liegenden Frau mit dunklen Haaren.

Die zwei Räume, in denen die 20 Bilder von Victor Man präsentiert werden, haben eine ganz besondere Atmosphäre. Einmal durch die Bilder selbst, die mit ihren gedämpften Farben und der sanften Strahlkraft eine gleichmäßige Ruhe ausstrahlen. Außerdem wurde das Licht in beiden Räumen extra heruntergedämmt und die Wandfarbe in einem angenehmen Grauton gehalten. Zudem ist das obere Stockwerk üblicherweise nicht so stark frequentiert.

Es ist also ein Kunstgenuss der besonderen Art, findet Kuratorin Svenja Grosser: "Wenn man sich die Zeit nimmt und Lust, dem Alltag zu entfliehen und in andere Zeiten und Welten abzutauchen, dann hat diese Ausstellung ganz besonderes Potenzial." 

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