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Gesuchte RAF-Terroristin Klette festgenommen

Daniela Klette, Porträt in Schwarz-Weiß

Die frühere RAF-Terroristin Daniela Klette ist in Berlin gefasst worden. Klette wird auch verdächtigt, an zwei Anschlägen in Hessen beteiligt gewesen zu sein, wovon einer fehlschlug.

Die unter anderem wegen versuchten Mordes gesuchte Daniela Klette ist am Montagabend festgenommen worden. Die 65-Jährige sei in Berlin-Kreuzberg gefasst worden, teilte die Staatsanwaltschaft im niedersächsischen Verden am Dienstag mit.

Bei ihrer Festnahme habe sie keinen Widerstand geleistet. Sie kam in Untersuchungshaft. Ein Ermittlungsrichter habe gleich sechs Haftbefehle erlassen.

Aktive Fahndung seit 2016

Bislang war unklar, ob sich Klette in Deutschland oder im europäischen Ausland aufhält. Die Polizei hatte seit mehr als 25 Jahren nach der 65-Jährigen sowie ihren mutmaßlichen Komplizen Ernst-Volker Staub und Burkhard Garweg gesucht. Alle drei zählten bis zur Auflösung der linksextremistischen Rote-Armee-Fraktion (RAF) im Jahr 1998 zur sogenannten dritten Generation. 

Nach ihnen wird seit 2016 wieder aktiv gefahndet, nachdem sie durch DNA-Spuren überraschend mit einem Raubüberfall auf einen Geldtransporter im niedersächsischen Stuhr sowie weiteren Taten in Verbindung gebracht wurden. Die Ermittlungen werden in Niedersachsen geführt.

Vorwürfe: versuchter Mord und schwere Raubüberfälle

Klette werden laut dem Fahndungsaufruf versuchter Mord sowie diverse versuchte und vollendete schwere Raubüberfälle in den Jahren 1999 bis 2016 zur Last gelegt. Für Hinweise, die zur Festnahme führen, war eine Belohnung von insgesamt 150.000 Euro ausgesetzt worden.

Auch bei der Bundesanwaltschaft in Karlsruhe laufen Ermittlungen gegen Klette im Zusammenhang mit ihrer RAF-Mitgliedschaft.

Mutmaßlich an Anschlagsplänen in Hessen beteiligt

In Hessen wird Klette verdächtigt, 1990 an einem fehlgeschlagenen Sprengstoff-Anschlag auf das Technische Zentrum der Deutschen Bank in Eschborn (Main-Taunus) beteiligt gewesen zu sein. Da der Zeitzünder der Bombe versagte, kam es nicht zur geplanten Explosion. DNA-Spuren von Klette waren am Tatort gefunden worden.

1993 gab es zudem einen Anschlag auf das Gefängnis in Weiterstadt (Darmstadt-Dieburg), an dem Klette laut Bundesanwaltschaft ebenfalls beteiligt gewesen sein soll.

Über 200 Kilogramm Sprengstoff zerstörten drei Unterkunftsgebäude und den Verwaltungstrakt der im Bau befindlichen Anstalt. Menschen wurden nicht verletzt. Der Sachschaden betrug 80 bis 90 Millionen DM. 

250 Hinweise nach TV-Aufruf

Nach einem Aufruf in der ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY... ungelöst" hatten die Ermittler mindestens 250 Hinweise zu Klette sowie den beiden anderen früheren RAF-Terroristen Staub und Garweg erhalten. 80 der Hinweise sind laut Staatsanwaltschaft Verden anonym abgegeben worden.

Die RAF sorgte in den 1970er- und 1980er-Jahren mit Anschlägen und Entführungen für Schrecken in der Bundesrepublik, insgesamt gehen mehr als 30 Morde auf ihr Konto.

Morde an Ex-Deutsche-Bank-Chef und Ex-Treuhand-Chef

RAF-Terroristen sollen auch den damaligen Chef der Deutschen Bank, Alfred Herrhausen, und den Treuhand-Chef, Detlev Karsten Rohwedder, umgebracht haben. Herrhausen war am 30. November 1989 in Bad Homburg ermordet worden. Rohwedder wurde am 1. April 1991 in seinem Haus in Düsseldorf von einem Heckenschützen erschossen.

1998 erklärte sich die RAF selbst für aufgelöst. Es gibt keine Hinweise darauf, dass die ehemalige Terrororganisation weiterhin aktiv ist.

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