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Zukunft von Bad Nauheimer Pflegeheimen endgültig geklärt

Bad Nauheim Sprudelhof

Für die von der Schließung bedrohten Pflegeheime der Dorea Gruppe in Bad Nauheim sind neue Betreiber gefunden. Zuvor hatten Mitarbeiter gegen den ursprünglichen Übernahmeinteressenten heftig protestiert.

Nach Protest und Boykott seitens der Belegschaft der Dorea-Pflegeheime in Bad Nauheim (Wetterau) gibt es nun eine Lösung für die drei von der Schließung bedrohten Einrichtungen.

"Alle Bewohnerinnen und Bewohner sowie die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Häuser Christa, Regina und Sprudelhof können in ihren Einrichtungen bleiben", teilte der Landeswohlfahrtsverband (LWV) Hessen mit. Neue Betreiber seien gefunden worden.

Zum Hintergrund: Der LWV ist bei den drei Häusern Leistungsträger. Denn den in diesen Häusern lebenden, überwiegend psychisch erkrankten Menschen stehen neben Sozialleistungen auch Fachleistungen zu, deren Finanzierung der LWV übernimmt.

Neuer Betreiber gefunden

Die ursprünglich geplante Übernahme durch die Ambiente GmbH war zuvor auf heftige Ablehnung seitens der Belegschaft und auch der Besitzer der Immobilien getroffen, in denen die Heime untergebracht sind. Nachdem sich die Mitarbeiter in der vergangenen Woche geweigert haben, die Vertreter der österreichischen Übernahme-Interessenten zu treffen und die Vermieter keine Verträge abschließen wollten, wurde umentschieden.

Das in Berlin ansässige teilinsolvente Unternehmen ist nun bereit, neue Übernahmeverträge abzuschließen. Der Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) Hessen soll am 1. November die Häuser Christa und Regina allein übernehmen und das Haus am Sprudelhof wird von der SWB Wohnstift weitergeführt - in Austausch mit dem ASB.

"Wie wir mit der SWB kooperieren, regeln wir jetzt in Ruhe. Da wird eine tolle Lösung entstehen. Wichtig ist, dass alle hier bleiben können", sagte der Chef des ASB Hessen, Matz Mattern, dem hr. Dorea plant jetzt, die entsprechenden Pflegeheime noch bis zum 1. November weiterzubetreiben. Dann solle es einen "nahtlosen Übergang" geben. Die Hausvermieter seien dem kriselnden Unternehmen dabei dankbarerweise bei der Miete entgegengekommen.

Belegschaft war gegen Ambiente-Übernahme

Anfang September hatte die Ambiente GmbH die Übernahme der Pflegeheime angekündigt und damit Hoffnung auf Rettung geschürt. Doch bei der Belegschaft wuchs schnell Unmut. Anonyme Mails von Pflegeheim-Mitarbeitenden an den hr bekräftigten diese Bedenken. Die Sorge vor einer Verschlechterung der Arbeitsbedingungen und das Fehlen ausreichender Informationen über Ambiente im Internet führten zu Misstrauen.

Über die nach eigenen Angaben 2022 gegründete Ambiente GmbH waren in der Tat keinerlei Informationen zu finden. Auch die einschlägigen Verbände wie der Sozialverband VdK Hessen-Thüringen kannte den Anbieter auf hr-Nachfrage nicht. Zum LWV Hessen bestand kein Kontakt, wie dieser auf Nachfrage mitteilte. Ambiente selbst teilte dem hr mit, die eigene Webseite befinde sich noch im Aufbau.

Muttergesellschaft der Ambiente ist das österreichische Unternehmen Agora Holistic Services. Dieses wiederum schreibt sich die "Anpassung veralteter Pflegeimmobilien" auf die Fahnen, was sie unter anderem über Crowdfunding finanziert, aber auch über Fremdkapital, das am Ende mit Rendite zurückgezahlt werden muss.

Ambiente: "Verlauf nicht sehr glücklich"

Bei der finalen Übernahmeentscheidung habe Dorea keine Rolle gespielt. Man habe die Übernahmekonzepte der drei Interessenten weitergegeben, der Rest sei Sache der Vermieter gewesen, so ein Sprecher von Dorea. Die Ambiente GmbH sei mit ihren Übernahmeplänen selbst an die Öffentlichkeit gegangen.

Der Übernahmevertrag sei insgesamt sehr kurzfristig geschlossen worden und der Verlauf der Angelegenheit "nicht sehr glücklich" gewesen, gestand Ambiente-Geschäftsführer Karl Heinz Lukofnak im Gespräch mit der Frankfurter Neuen Presse ein. Das tiefe Misstrauen der Vermieter und der Mitarbeiter konnte er damit nicht ausräumen. Dem hr hatte er auf Nachfrage lediglich eine Pressemeldung angekündigt.

Um nun Ruhe in den Prozess zu bringen, plant ASB-Chef Mattern demnächst "in enger Abstimmung mit den Einrichtungsleitungen natürlich auch Infoveranstaltungen für die Bewohner beziehungsweise deren Betreuer und gern auch interessierte Bürger:innen", wie er berichtet. Bis dahin stehe er mit allen Beteiligten in engem Kontakt, da nun unterem auch Versorgungsverträge etwa mit dem LWV geschlossen werden müssten.

Schock im Juli

Im Juli war bekannt geworden, dass Dorea die drei Häuser aus finanziellen Gründen schließen wollte. In den Einrichtungen leben bislang insgesamt 113 Menschen, überwiegend mit psychischen Erkrankungen. 75 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind dort beschäftigt.

Die Dorea-Gruppe hat ihren Hauptsitz in Berlin und ist mit über 80 Einrichtungen und 5.000 Mitarbeitern einer der größten Pflegeanbieter in Deutschland. Seit April stecken 25 operative Gesellschaften des Unternehmens in einem Insolvenzverfahren.

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