Weitere Zeugen melden sich Rassistischer Vorfall in Regionalexpress: "Passagiere waren wie eingefroren"

Ein Zugbegleiter soll in einem Zug nach Frankfurt Frauen mit Kopftuch rassistisch beleidigt haben. Jetzt haben sich weitere Zeugen des Vorfalls gemeldet und fordern Konsequenzen. Derweil entschuldigt sich die Deutsche Bahn.

Regionalbahn auf Schienen mit Oberleitung
Regionalbahn (Archiv) Bild © picture-alliance/dpa (Archiv)

Nach einer rassistischen Beleidigung in einem Regionalexpress von Mannheim nach Frankfurt am vergangenen Freitag haben sich weitere Zeugen zu Wort gemeldet. Drei Studierende aus Frankfurt waren in Darmstadt in den Zug eingestiegen, als die Durchsagen kamen.

Zwei der Studierenden sind 23, eine ist 26 Jahre alt. Sie möchten namentlich nicht genannt werden, die Namen liegen dem aber hr vor.

Durchsage "genervt" und "aggressiv"

Der Zug sei sehr voll gewesen und habe Verspätung gehabt, berichteten sie. Als sich die Türen nicht schlossen, sei eine erste Durchsage gekommen, in der von "Analphabeten" die Rede gewesen sei.

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In weiteren Durchsagen seien dann die Worte "Vollpfosten" und "Kopftuchgeschwader" gefallen, die die Zugtür blockierten und den Zug an der Weiterfahrt hinderten. Die Durchsage sei sehr genervt und aggressiv gewesen, berichteten die Studierenden. Die Durchsage sei für alle im Zug zu hören gewesen.

Passagiere "wie eingefroren"

Als ein Passagier mit dem Zugführer über die Sprechanlage Kontakt aufgenommen habe, habe sich ein anderer Passagier lautstark eingeschaltet und behauptet, der Zugbegleiter habe doch recht.

Die meisten anderen Passagiere seien "wie eingefroren" gewesen, viele hätten auf ihre Handys gestarrt, berichtete eine der Studierenden.

Sie selbst habe auch eine Migrationsgeschichte und sich deswegen nicht lautstark geäußert, aus "Angst, nicht heil aus dem Zug zu kommen". Rassismus habe sie schon oft erlebt, auch die Aufforderung, "wieder nach Hause" zu gehen – das sei in ihrem Fall Frankfurt.

Zeuge geht von "bewusster Beleidigung" aus

Ihre Begleiterin berichtete, sie habe keinen Migrationshintergrund und habe einen solchen Vorfall selbst noch nicht erlebt. Sie habe ihr Entsetzen lautstark geäußert und sich die Zugnummer aufgeschrieben.

Sie gehe davon aus, dass es eine bewusste Beleidigung des Zugbegleiters war, "es waren ja drei solche Ansagen hintereinander". Doch auch sie habe Sorge gehabt, dass die Situation eskaliert.

Hoffen auf Sensibilisierung

Die Zeugen hoffen auf Konsequenzen für den Zugbegleiter, auf eine Sensibilisierung durch die Deutsche Bahn (DB) und im besten Fall auf eine Entschuldigung: "Wir können die Menschen und ihre Ansichten nicht ändern", sagte eine der Studierenden, aber es sei zu unterlassen, andere Menschen im öffentlichen Raum derart zu beleidigen und zu verletzen.

Die DB teilte am Mittwoch mit, sie entschuldige sich bei den betroffenen Fahrgästen. Und weiter: "Die Äußerungen unseres Mitarbeitenden waren nicht nur unprofessionell, sondern auch diskriminierend und haben entsprechende Konsequenzen. Die Haltung der Deutschen Bahn ist klar, wir dulden solche Äußerungen nicht."

Passagier: Mitarbeiter haben nicht angemessen reagiert

Öffentlich gemacht hatte den Vorfall Moaad B., der auch als Anti-Rassismus-Coach arbeitet, auf Instagram. Er hatte eigenen Angaben zufolge im ersten Wagon gesessen und nach der Durchsage über den Sprechknopf neben der Zugtür auch Kontakt zum Lokführer aufgenommen. Dieser hatte sich ebenso schockiert gezeigt.

Auch Moaad B. drängte auf eine öffentliche Entschuldigung der Bahn und auf Konsequenzen, denn andere Bahn-Mitarbeiter hätten seiner Ansicht nach nicht adäquat auf die Situation reagiert.

Bahn will "angemessene Konsequenzen" ziehen

Die DB teilte weiter mit, sie äußere sich aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht zu den genauen Konsequenzen für den Mitarbeiter. "Diese Konsequenzen reichen grundsätzlich, immer abhängig vom individuellen Fall, von Gesprächen mit der Führungskraft über arbeitsrechtliche Maßnahmen bis hin zur Veranlassung einer strafrechtlichen Verfolgung", hieß es.

Auch Verkehrsminister Kaweh Mansoori (SPD) hatte sich geäußert und auf schnelle Aufklärung gedrängt: Rassismus sei durch Stress nicht zu rechtfertigen, schrieb er in einer Mitteilung. "Im öffentlichen Raum gilt dafür genau eine Haltung: Null Toleranz." Am Mittwoch will sich Mansoori erneut äußern.

Sendung: youfm,

Quelle: hessenschau.de