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Insektensterben auch im Wald - Studie aus Darmstadt zeigt Artenrückgang

Grüne Stinkwanze

Insektensterben gibt es nicht nur auf dem offenen Land, sondern auch im Wald. Das hat eine langjährige Untersuchung der TU Darmstadt gezeigt. Bei einigen Arten sei der Rückgang deutlich.

Dass Insekten durch die Landwirtschaft einen zunehmend schweren Stand haben, ist seit Jahren bekannt. Doch auch im Wald geht es vielen Sechsbeinern anscheinend schlechter, wie jetzt eine Studie der Technischen Universitäten Darmstadt und München belegt hat.

Darin sei ein Zeitraum von 2008 bis 2017 untersucht worden, für den bereits Vergleichsdaten aus der Agrarlandschaft vorgelegen hätten, sagt der Darmstädter Insekten-Ökologe und Erstautor der Studie zum Insektensterben in Europas Wäldern, Michael Staab. "Wir konnten darin die Rückgänge jetzt auch für Wälder nachweisen."

Auch im Gegensatz zu schädlichen Insekten im Wald wie dem Borkenkäfer oder Maikäfer sei die Population der nützlichen und für das natürliche Gleichgewicht sehr wichtigen Insektenarten bisher kaum dokumentiert, berichtet Staabs Team.

Rückgang bei 60 Prozent der Arten

Konkret wurden für die Untersuchung an drei Stellen in Deutschland mehr als 1.800 Insekten-Arten inspiziert - auf der Schwäbischen Alb, bei Eisenach sowie nordöstlich von Berlin, wie Staab erklärt. "Diese drei großräumigen Landschaften sind repräsentativ und es gibt jeweils 50 Untersuchungsflächen." Hier seien vor allem Käfer und Wanzen unter die Lupe genommen worden, da sie besonders präzise bestimmbar seien.

Ergebnis: Bei über 60 Prozent der ausgewerteten Arten sank die Individuenzahl während des Untersuchungszeitraums. Das sei überraschend, sagt der Leiter der Darmstädter Arbeitsgruppe, Nico Blüthgen: "Wir haben im Vergleich zur Agrarlandschaft im Wald keine deutliche Intensivierung der Nutzung in den letzten zehn Jahren." Teilweise habe sogar ein Umdenken in der Forstwirtschaft eingesetzt und die Nutzung sei schonender geworden.

Trockenheit mögliche Ursache

Die möglichen Ursachen für die Insektenrückgänge in den Wäldern wollen die Forscher jetzt weiter untersuchen. Unklar sei etwa, ob die vielen trockenen Sommer ab 2018 den Wald-Insekten zu schaffen machen. Einige Trends seien bereits ablesbar, sagt Studienautor Staab: "Wir haben gefunden, dass pflanzenfressende Insekten weniger stark betroffen sind." Bei allen anderen Ernährungstypen wie räuberischen Arten oder Totholz-Zersetzern gebe es einen deutlichen Rückgang. Besonders betroffen seien große und häufige Arten.

Helfen könne den Insekten eine noch gezieltere Bewirtschaftung der Wälder, eine natürlichere Zusammensetzung der Baumarten und ein reduzierter Holzeinschlag.

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