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Kampf um Fische am Werratal-See

Feuerwehreinsatz am Werratalsee

Tote Fische treiben vereinzelt auf der Wasseroberfläche des Werratalsees. Offenbar fehlt Sauerstoff im Baggersee – die Ursache dafür ist noch unklar. Das Technische Hilfswerk versucht, die verbliebenen Tiere zu retten und vermeldet dabei erste Erfolge.

Die Situation am Werratalsee sei "sehr ernst", sagte Alex Tschirlich, der erste Vorsitzende des Angelsportvereins in Eschwege (Werra-Meißner). "Die Zahl der verendeten Fische steigt stetig weiter."

Seit Freitagnachmittag sind die Angler nicht mehr nur in Habachtstellung – sie schlagen Alarm. Über 100 Kilo tote Fische haben sie von der Wasseroberfläche einsammeln müssen. Es werden immer mehr. In tieferen Wasserschichten vermuten die Fischer noch deutlich mehr tote Tiere - sie schätzen die Menge auf über eine Tonne.

Der Sauerstoffgehalt im See sei bereits zuvor recht niedrig gewesen. Der Fischbestand, dadurch ohnehin schon sehr in Mitleidenschaft gezogen, müsse jetzt gerettet werden.

THW versucht Sauerstoff in den See zu pumpen - offenbar mit Erfolg

Wer derzeit um den rund sieben Kilometer langen Rundweg um den See läuft, wird die großen blauen Lkw nicht übersehen können. Das Technische Hilfswerk (THW) und Feuerwehren sind vor Ort. "Wir hoffen, dass wir damit noch Schlimmeres abwenden können", teilten die Anglerinnen und Angler über Facebook mit.

THW-Einsatz am Werratalsee

Das THW hatte bereits am Samstag große Hochleistungspumpen aufgebaut, um durch eine Wasserumwälzung mehr Sauerstoff in den See zu bringen. Rund um den See verteilt sind die Pumpstationen aufgebaut. Dadurch kann es zu Behinderungen auf dem Wanderweg um den Werratalsee kommen, warnt die Feuerwehr Eschwege.

Boote sollen nicht fahren, um Fische nicht zusätzlich zu belasten

In dem Posting bei Facebook erklären die Anglerinnen und Angler, dass jetzt besondere Vorsicht geboten sei. "Wir bitten [...] darum den Bootsverkehr einzustellen, da die Fische sich momentan in der obersten Wasserschicht aufhalten", heißt es dort. Knapp unter der Wasseroberfläche sei noch Rest-Sauerstoff vorhanden - darunter "sei kaum bis gar kein Sauerstoff zu finden". Würden die Fische zusätzlich durch Boote aufgescheucht, könne dieser zusätzliche Stress auch zum Verenden der Tiere beitragen.

Ein Mann hält einen Behälter, darin sind tote Fische zu sehen.

Auf dem See sind sogenannte Gewässerbelüfter aufgebaut – zusätzlich zu den Pumpen wird so versucht, den Sauerstoffgehalt zu erhöhen und dem Fischesterben entgegenzuwirken. Messungen zeigten, dass dies auch einen Effekt habe. Die Sauerstoffwerte gehen laut THW langsam wieder "in die richtige Richtung".

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Betroffen seien derzeit Barsche von einer Größe bis 20 Zentimetern. In bisher kleineren Mengen litten auch kleinere Rotaugen, Brassen und Schleien durch den wenigen Sauerstoffgehalt, wie der Angelsportverein mitteilte.

Ursache unklar - Blaualgen oder warmes Wetter im Verdacht

Die Ursache für das Fischsterben sei noch unbekannt, teilte die Stadt Eschwege auf hr-Anfrage mit. Es stehe jedoch fest, dass die Witterung daran einen großen Anteil habe und dass der Sauerstoffgehalt im Tiefenwasser zu niedrig sei. Es gebe derzeit kein Verbot für die Befahrung des Sees.

Gewässerwart Thomas Eichholz sagte im Interview mit dem hr, dass es in der Vergangenheit bereits öfter ein Fischesterben gab, aber nie in solchen Dimensionen, wie im aktuellen Fall. Er vermute eine Vielzahl an Ursachen und befürchtet, dass die Pumpen noch eine oder zwei Wochen laufen müssten. Den aktuellen Einsatz bezeichnete er also eine Art "Not-OP" am See, sie helfe nur kurzzeitig. Eine dauerhafte Teichbelüftung sei eine langfristige Lösung.

Der am See gelegene Segelclub erklärt auf seiner Website derweil, dass die Sauerstoff-Minimerung etwa durch warmes Wetter oder einer übermäßigen Blaualgenblüte passieren könne. Eine übermäßige Vermehrung der Blaualgen ist nicht nur schädlich für immungeschwächte Menschen, sondern kann zu einem Sauerstoffmangel im Wasser führen. Wegen Blaualgen werden in den Sommermonaten regelmäßig Badeseen gesperrt.

Momentaufnahme Sonnenuntergang Werratalsee in Eschwege

Werratalsee beliebt bei Wassersportlern und Badegästen

Der Werratalsee ist den Angaben der Stadt Eschwege rund 110 Hektar groß – und damit so groß, wie gut 150 Fußballfelder. Der Baggersee liegt rund zahn Minuten zu Fuß von der Innenstadt entfernt. Es gibt Badestellen am Südufer in Eschwege und am Ostufer in Meinhard, auch das Surfen, Segeln, Stand-Up Paddling, Kanufahren oder Rudern wird am See betrieben. 

Zunächst hatte das THW laut den Anglern den Einsatz für beendet erklärt, man habe es aber mit viel Kommunikation und guter Abstimmung erreicht, dass der Einsatz weitergeführt werden. Die Mitglieder des Angelvereins hoffen nun auf eine schnelle Besserung: "Wir tun alles, was wir können für unseren schönen See."

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