Eingestürzte Decke im Hörsaal 205 der Uni Marburg

An der Marburger Philipps-Universität hat die Decke nachgegeben und ist in einen Hörsaal gestürzt. Nur der Zeitpunkt des Unglücks verhinderte offenbar Schlimmeres.

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Decke in Marburger Uni-Hörsaal eingestürzt: "Wir haben Glück gehabt"

hs 04.12.2023
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Decken- und Holzplatten begraben Tische und Stuhlreihen, Eisenstangen und dicke Balken hängen bedrohlich tief in den Raum.

In einem Hörsaal der Marburger Philipps-Universität ist am Wochenende die Decke eingestürzt. In der Nacht von Samstag auf Sonntag kam die komplette Konstruktion im Hörsaal 205 des Landgrafenhauses herunter, wie die Universität mitteilte. Menschen wurden bei dem Vorfall nicht verletzt. Zum Zeitpunkt des Einsturzes habe sich niemand in dem Gebäude aufgehalten, teilte eine Sprecherin der Hochschule mit.

"Aufhängepunkte der Decke nachgegeben"

"Wir sind sehr froh, dass bei dem Einsturz der Decke niemand zu Schaden gekommen ist", erklärte der Präsident der Philipps-Universität, Thomas Nauss.

"Wir arbeiten nun mit Hochdruck daran, die Ursache des Unglücks herauszufinden, und wollen so schnell wie möglich mit den Aufräumarbeiten beginnen." Wie es zu dem Einsturz der aufgehängten Decke kommen konnte, ist bislang noch völlig unklar.

Im Landgrafenhaus in der Universitätsstraße ist neben zahlreichen Räumen der juristischen Fakultät auch der größte Hörsaal des Fachbereichs Wirtschaftswissenschaften untergebracht. "Wir haben sehr viel Glück gehabt, dass das nicht unter der Woche passiert ist", sagte Nauss.

Ganz offensichtlich sei, dass "mindestens einer der Aufhängepunkte der Decke nachgegeben haben muss". Die restlichen Verankerungen hätten die Decke dann auch nicht mehr oben gehalten. Das Gebäude wurde 1924 gebaut, wie Nauss weiter sagte. "Die letzte größere Sanierung fand 2010 bis 2012 statt."

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Trümmerteile nach Decken-Einsturz in Hörsaal der Uni Marburg

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Hörsaal für bis zu 400 Menschen

In den Hörsaal 205 passen laut Nauss bis zu 400 Menschen. Er werde von Montag bis Freitag für Lehrveranstaltungen genutzt. Die letzte Vorlesung vor dem Einsturz war nach Angaben von Nauss am Freitag um 18 Uhr.

Lehrveranstaltungen würden nun verlegt oder fänden digital statt. Die Lehre des Fachbereichs Rechtswissenschaften werde in dieser Woche komplett online angeboten, auch um den Studierenden für die kommenden Tage Planungssicherheit zu geben.

Gebäude bleibt vorerst geschlossen

Bis zum Abschluss einer Prüfung zur statischen Sicherheit solle das Gebäude nun geschlossen bleiben, teilte die Universität mit. Uni-Präsident Nauss sagte, er erwarte im Laufe der Woche eine Rückmeldung eines beauftragten Statikers, wie es mit dem Gebäudeteil weitergeht. "Wenn keine Einsturzgefahr besteht, können wir mit den Aufräumarbeiten anfangen und dann kann der Rest des Gebäudes auch wieder genutzt werden."

Am späten Samstagabend hatte nach Angaben der Universität zunächst die Brandmeldeanlage des Gebäudes ausgelöst. Die Feuerwehr und der Brandschutzbeauftragte der Universität sowie Nauss seien umgehend vor Ort gewesen. Noch in der Nacht zum Sonntag habe der Präsident ein Betretungsverbot des gesamten Gebäudes veranlasst und alle Nutzerinnen und Nutzer informiert.

Mehrere hunderttausend Euro Sachschaden

Die Höhe des Schadens sei momentan noch nicht bekannt, dürfte sich aber voraussichtlich im mindestens sechsstelligen Bereich bewegen, hieß es.

Der Landtagsabgeordnete der Linkspartei, Torsten Felstehausen, zog auf X (vormals Twitter) einen Zusammenhang zwischen dem Deckeneinsturz und die seiner Meinung nach unzureichende finanzielle Ausstattung der Hochschulen. Mit spürbarem Sarkasmus schrieb er: "Marode öffentliche Gebäude protestieren mit Einsturz gegen die Schuldenbremse."

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