Foto: Portrait Roman Poseck. Auf dem Bild eine kleine, farbige Grafik mit dem Schriftzug "war was?".

Am Sonntag könnte Peter Feldmanns turbulente Amtszeit als Frankfurter Oberbürgermeister zu Ende gehen. Ein guter Anlass für "War was?", einen Blick auf die kuriosesten Bürgermeister der Welt zu werfen.

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Wissenswertes zum Feldmann-Bürgerentscheid in Frankfurt

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Hessen, das Bundesland, in dem immer was los ist. An dieser Stelle wirft unser Kolumnist Stephan Reich mit seiner Glosse "War was?" jeden Freitag einen ganz eigenen Blick auf die Nachricht der Woche. Nehmen Sie diesen Blick bitte auf keinen Fall ernst.

Der AWO-Skandal, die Irritationen beim Eintracht-Empfang, sexistische Sprüche im Flieger - Peter Feldmanns Amtszeit als Frankfurter Oberbürgermeister kann man getrost als turbulent bezeichnen. Am Sonntag steht der Rathauschef nun zur Abwahl. Es geht aber durchaus noch ein wenig chaotischer, wie ein Blick in die Geschichtsbücher beweist. Vorhang auf für das Best of bizarrer Bürgermeister.

Frank Hague, New Jersey

Auf die Frage: "Wie korrupt kann ein Bürgermeister sein?", hätte Frank Hague wohl schlicht mit einem "Ja!" geantwortet. So geht die Legende, dass Hague an der gegenüberliegenden Seite seines Schreibtisches eine Schublade anbringen ließ, damit diejenigen, die bei ihm vorsprachen, ihr Schmiergeld einfach dort hineinlegen konnten. Wie praktisch. Als Hague nach 30 Jahren 1947 aus dem Amt schied, hatte er mehrere Häuser, eine private Suite in einem Luxushotel in Manhattan und ein Vermögen von knapp 10 Millionen Dollar. Was natürlich gewisse Fragen aufwirft, wenn das Gehalt als Bürgermeister lediglich 8.500 Dollar im Jahr betrug und Hague sonst keine offiziellen Einkünfte hatte. Ob es damals eine AWO in New Jersey gab, ist übrigens nicht überliefert.

Jón Gnarr, Reykjavik

Vor seiner Zeit als Politiker war Jon Gnarr Komiker, Autor, Punk-Musiker und Schauspieler. Dann gründete er eine Satirepartei und kandidierte 2010 für das Amt des Bürgermeisters in Reykjavik. Sein Wahlprogramm versprach Dinge wie "offene statt heimliche Korruption", "kostenlose Handtücher für alle Schwimmbäder", "alles Mögliche für Schwächlinge", oder auch, besonders schön: ein "drogenfreies Parlament bis 2020". Den Zusatz im Wahlprogramm, man könne mehr versprechen als alle anderen Parteien, "weil wir jedes Wahlversprechen brechen werden", hielt die Bürgerinnen und Bürger nicht davon ab, mehrheitlich für Gnarr zu stimmen. Nach vier Jahren im Amt waren dann von den vielen Versprechen tatsächlich keine eingehalten, wobei politische Erfolge im Bereich "alles Mögliche für Schwächlinge" natürlich auch schwer zu definieren sind. Sonderlich viel Schaden im Amt hat Gnarr aber auch nicht verursacht. Immerhin.

Gerard Lalanne, Sarpourenx

Mit wenig Humor, dafür aber mit einem Talent für sehr klare Problemlösungsstrategien ausgestattet war einst der Bürgermeister von Sarpourenx, Gerald Lalanne. Als auf dem örtlichen Friedhof des französischen Dörfchens kein Platz mehr für neue Gräber war, verbot er seinen 260 Bürgerinnen und Bürgern ganz einfach per offizieller Anordnung das Sterben. Und zwar unter Androhung einer hohen Geldstrafe. Genial. Von der Presse auf seine Verordnung angesprochen, sagte Lalanne: "Manche mögen das witzig finden. Ich nicht." Bleibt zu hoffen, dass sich niemand totgelacht hat.

Bosco Ramos, Sunol

Stolze 91 Jahre hielt sich Bosco Ramos im Amt des Bürgermeisters von Sunol in Kalifornien, und nein, das ist kein Schreib- oder Rechenfehler, die Amtszeit ist schlicht in Hundejahren angegeben, schließlich handelte es ich bei Bosco um einen Labrador-Rottweiler-Mischling. Eigentlich nur ein Scherz unter Freunden, aus dem jedoch Ernst wurde. An der Wahlurne 1981 schlug Bosco gleich zwei menschliche Konkurrenten. Und so kümmerte sich Bosco in Sunol bis zu seinem Tod 1994 um vor allem repräsentative Aufgaben, führte Paraden an und trug gerne mal einen Schlips am Halsband. Seinen Job in Sunol erledigte Bosco dabei so gut, dass dort mittlerweile eine Statue an ihn erinnert. Fein, Bosco, ganz fein gemacht.

Pulvapies, Picoaza

Dass sich ein Bürgermeister ab und an die Hände öffentlichkeitswirksam in Unschuld wäscht, ist in Frankfurt ja nichts Neues. Dass aber auch gute Fußhygiene einen politischen Nutzen haben kann, beweist die Geschichte des Fußpuders "Pulpavies". 1967 startete der Hersteller des Fußpulvers eigentlich nur eine (wenngleich eigenwillige) Werbekampagne im ecuadorianischen Küstenstädtchen Picoaza und gab zur Bürgermeisterwahl Flugblätter mit dem Slogan "Wenn Sie Wohlergehen und Hygiene wollen, wählen Sie Pulvapies" aus. Damit traf der Hersteller aber einen Nerv in der Gemeinde, die es augenscheinlich nach Wohlergehen und Fußhygiene dürstete, weswegen sie das Fußpulver tatsächlich zum Bürgermeister wählten. Sehr viel mehr als eine Nachricht in der New York Times kurz nach der Wahl findet man leider nicht mehr zu dieser Posse. Gut möglich aber, dass die Fußpulverfirma erst einmal das Geld der Gemeinde verpulvert hat.

Rob Ford, Toronto

Von 2010 bis 2014 war Rob Ford Bürgermeister von Toronto, besieht man sich die Highlights seiner Amtszeit, würde man ihn allerdings eher in einem Drehbuch von Quentin Tarantino vermuten. Ford trank, verprügelte im Rausch Mitarbeiter, aß jeden Tag bei Kentucky Fried Chicken, druckte auf das offizielle Briefpapier seines Büros den Hinweis, ohne Spenden an ihn würde man in der Stadt nichts erreichen, sah sich Vorwürfen von Korruption, Vetternwirtschaft, Drogenbesitz und Fahren unter Alkoholeinfluß ausgesetzt, begrapschte besoffen eine Oppositionspolitikerin, äußerte derart skandalöse Ansichten, dass ich sie an dieser Stelle nicht wiederholen werde und wurde schließlich dabei gefilmt, wie er in einer gemütlichen Runde mit ein paar Unterweltgrößen Crack rauchte. Was ihn dann schließlich auch zu Fall brachte, nach vier Jahren im Amt, die sich für die Bewohner Torontos wie ein langer Fiebertraum angefühlt haben müssen.

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