Flusskrebs freigestellt auf türkise Fläche, mit Logo "War was?"

In Südhessen kommt es zu unheimlichen Begegnungen mit amerikanischen Sumpfkrebsen, die Tierchen dringen in Wohngebiete und Gärten ein. Aber halb so schlimm, keine Sorge, "War was?" kann die Menschenpopulation beruhigen.

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Invasion der Sumpfkrebse

Großaufnahme Hand, die einen Sumpfkrebs hält
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Hessen, das Bundesland, in dem immer was los ist. An dieser Stelle wirft unser Kolumnist Stephan Reich mit seiner Glosse "War was?" jeden Freitag einen ganz eigenen Blick auf die Nachricht der Woche. Nehmen Sie diesen Blick bitte auf keinen Fall ernst.

Der amerikanische Sumpfkrebs hat es nicht einfach. So ist dieses wunderschöne Tierchen der mit Abstand meistgezüchtete Süßwasserkrebs der Welt. Kauft man im Supermarkt nicht näher bezeichnetes "Flusskrebs"-Fleisch, handelt es sich meist um den amerikanischen Sumpfkrebs. Jährlich werden weltweit 300.000 Tonnen von ihm für die Speisekrebsproduktion gezüchtet. Wussten Sie das? Nun, jetzt wissen Sie es. Verständnis und Interesse sind Voraussetzungen für ein friedliches Miteinander.

Aktuell kommt es in Südhessen zu Irritationen zwischen der Sumpfkrebs- und der Menschenpopulation. Wer daran Schuld ist, ist schwer zu sagen. In den Medien heißt es, der Sumpfkrebs sei invasiv und wähle dank der Regenfälle den Weg über Land und durch Gärten, um sich neue Gewässer zu erschließen, wo er dann leckere Schnecken, kleine Lurche oder den köstlichen Laich von Amphibien verzehre. Er vermehre sich wie verrückt, hieß es, vom "Eindringling" ist die Rede. Diese Wortwahl zeigt, wie vorurteilsbehaftet und verdorben die Debatte ist. Und Schuldzuweisungen bringen nichts.

Sklave auf einer der zukünftigen Schneckenfarm

Sumpfkrebse mögen ein unbekannter Anblick in Südhessen sein. Andersherum wird aber völlig außer Acht gelassen, dass im Gegenzug ja auch der Mensch für den amerikanischen Sumpfkrebs einigermaßen gewöhnungsbedürftig daherkommt. Fünfgliedrige Scheren aus Fleisch und Knochen? Keine richtigen Fühler im Gesicht, dafür Haarbüschel, zumindest bei manchen männlichen Exemplaren? Und was soll eigentlich dieser aufrechte, außerhalb von Pfützen stattfindende Gang? Will sagen: Zu einem solchen Konflikt gehören immer zwei Seiten, das wird schnell vergessen.

Außerdem: Was ist denn so toll an Schnecken, kleinen Lurchen oder dem Laich von Amphibien? Sie brauchen Sie doch gar nicht. Sehen Sie. Auf jeden Fall wäre es wünschenswert, wenn alle Seiten in diesem Konflikt mal abrüsten würden. Verständnis füreinander zeigen, aufeinander zugehen.

Wenn Sie also das nächste Mal einen Sumpfkrebs sehen, lassen Sie ihn gewähren. Haben Sie Schnecken, kleine Lurche oder den Laich von Amphibien zur Hand, händigen Sie ihm diese bitte aus. Entschuldigen Sie sich für die 300.000 Tonnen Speisekrebsproduktion, wenn Sie dabei auf die Knie fallen, könnte Ihnen Gnade widerfahren und Sie dürfen als Sklave auf einer der zukünftigen Schnecken-, Lurch- oder Amphibienlaichfarmen weiterleben. Das mal so als Tipp.

Ganz sicher keine Sumpfkrebs-Apokalypse

In keinem Fall, das sollte niemand denken, ist hier eine heimliche Sumpfkrebs-Apokalypse im Gange. Sicher nicht nutzen die Sumpfkrebse die ganze Panikmache um Künstliche Intelligenz, um still und heimlich die Menschheit zu unterjochen und sich selbst an die Spitze der Nahrungskette zu schwingen, angefangen in Südhessen.

Es ist außerdem wissenschaftlich erwiesen, dass Sumpfkrebse nicht ins Büro eines Kolumnisten eindringen, ihn überwältigen und dann Sumpfkrebs-Propaganda in seinem Namen schreiben können. Mehrere Studien haben gezeigt, dass Sumpfkrebse dazu nicht in der Lage sind. Wirklich.

Also alles gut. Ignorieren Sie demnächst möglicherweise eingehende Hilferufe von Verwandten aus Südhessen oder etwaige Katastrophen-Nachrichten von wegen Weltuntergang oder Ähnlichem, es handelt sich lediglich um einen Irrtum. Hören Sie indes ein schabendes Geräusch an der Tür, machen Sie bitte auf. Howdy.

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