Großaufnahme eines amerikanischen Sumpfkrebses

Immer häufiger haben Menschen in Südhessen in den letzten Tagen unheimliche Begegnungen mit roten Krebsen gehabt - sei es im eigenen Garten oder auf der Straße. Der amerikanische Sumpfkrebs wandert nach den intensiven Regenfällen umher. Und das ist ein Problem für die Natur.

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Invasion der Sumpfkrebse

Großaufnahme Hand, die einen Sumpfkrebs hält
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Schon seit einiger Zeit macht sich der amerikanische Rote Sumpfkrebs in hessischen Gewässern breit. In Südhessen kann man ihm nun auch noch auf Waldwegen, Straßen oder im heimischen Garten begegnen. Schuld sind die intensiven Regenfälle der vergangenen Tage.

Nasses Wetter begünstigt Ausbreitung

Bei dem nassen Wetter verlassen viele der invasiven Krebse das Gewässer und begeben sich auf Wanderschaft auf der Suche nach neuen Laichgründen. Das Problem dabei ist, dass die Ausbreitung der bei uns nicht heimischen Art dadurch massiv beschleunigt wird.

"Der Krebs sucht sich über Land das nächste Gewässer", erklärt Gerhard Eppler vom Naturschutzbund Nabu Hessen. "Und er vermehrt sich wie verrückt." So könne schon ein einziges trächtiges Weibchen ausreichen, um den Sumpfkrebs endgültig in ein Gewässer einzuschleppen. "Wenn er mal drin ist, werden Sie ihn nicht mehr los."

Und das ist fatal. Denn der amerikanische Sumpfkrebs ist ein Allesfresser, der sich etwa über Schnecken, kleine Lurche oder den Laich von Amphibien hermacht und sie damit bedroht. Zudem überträgt der aus Amerika stammende Krebs die Krebspest. Er selbst ist dagegen immun, heimische Krebsarten jedoch gehen daran zugrunde.

Krebse sollen Teichfische getötet haben

Begegnungen mit dem dunkelroten bis schwarzen Scherenträger wurden in den vergangenen Tagen vermehrt aus Südhessen berichtet. "Zwei bis drei waren auf der Straße", erzählt etwa Frank Baumgart aus Raunheim (Groß-Gerau). Auch im Garten oder im Teich hätten er und andere Nachbarn schon welche entdeckt.

"In diesem Jahr ist es wirklich krass", sagt Baumgart. Im Teich des Nachbarn sollen die Krebse sogar Fische getötet haben. Vermutlich kamen die Angreifer aus einem nahe gelegenen Teich in einem Waldstück.

Hübsch und gefährlich

"Eigentlich ist er ja ein hübsches Tier", sagt Nabu-Mann Eppler über den 10 bis 15 Zentimeter großen Eindringling. "Wenn er nur nicht solche Schäden in der Natur anrichten würde." Deshalb würden in einigen Fließgewässern inzwischen Krebssperren eingesetzt, obwohl man die Wanderwege für die Fische ja eigentlich sonst offen halten will.

In der Prinz-von-Hessen-Grube bei Darmstadt, wo der amerikanische Sumpfkrebs mittlerweile zu einer echten Plage geworden ist, versucht man ihm neben der intensiven Befischung biologisch beizukommen. Aale aus Wildfang sollen vorübergehend Jagd auf den Krebs machen, um ihn zumindest in seiner Anzahl zu dezimieren.

Bei Aquarianern beliebt

Wie genau der Krebs aus Übersee in die hessische Wildnis kam, ist nicht ganz geklärt. Früher wurde er als Delikatesse gehandelt, was laut Eppler inzwischen in Europa verboten ist. Auch bei Aquarianern ist der Krebs beliebt. Eppler vermutet, dass einige überschüssige Tiere ausgesetzt wurden.

Genau das sollte man mit dem Krebs aber nicht machen. Es sei verboten, ihn in die Natur zurückzusetzen, erläutert der Experte. Einen - womöglich nicht ganz ernst gemeinten - Verwendungsvorschlag hat Eppler dann doch: "Sie sammeln noch ein paar und können sich dann zu Hause eine schöne Krebssuppe zubereiten."

Mitnehmen ist verboten

Dem stehen allerdings gesetzliche Bestimmungen entgegen, so verlockend der Gedanke auch sein mag. Zum einen unterliegen die Krebse in Hessen dem Fischereirecht, wie das Regierungspräsidium Darmstadt betont. Unter Umständen sind sie also Eigentum des Pächters des Gewässers, aus dem sie gekommen sind.

Doch selbst, wenn sich das Gewässer nicht eindeutig bestimmen lässt, darf sie nicht jeder für den Verzehr mitnehmen, dagegen sprechen tierschutzrechtliche Vorschriften. Demnach nämlich dürfen Wildtiere nicht mutwillig beunruhigt oder gefangen werden. Und zum Töten bedarf es eines entsprechenden Befähigungsnachweises, wie ihn in Deutschland etwa Fischereischeininhaber - also Angler - haben.

Was also tun, wenn man einem Sumpfkrebs begegnet? "Wir empfehlen, das Umweltamt der Gemeinde oder des Kreises zu informieren", sagt Patrick Heinz vom Regierungspräsidium. So macht man sich nicht strafbar und hilft, die Ausbreitung der Krebse einzudämmen.

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