"Wolkenlöcher" am Himmel zwischen den Korbacher Ortsteilen Nordenbeck und Goldhausen in Nordhessen (Waldeck-Frankenberg).

Am Himmel über Hessen bildeten sich am vergangenen Wochenende mancherorts deutlich erkennbare Löcher in Wolkendecken. Sie entstehen durch ein natürliches Phänomen, das der Mensch in Gang setzt.

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alle wetter! vom 07.11.2022

Moderator Thomas Ranft
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Der Wochenbeginn bleibt hessenweit bewölkt – was zumindest in einer Hinsicht eine gute Nachricht sein kann: Denn mehr Wolken bedeuten mehr Chancen, ein Wetterphänomen zu beobachten, das mehrere hessenschau.de-Nutzer am vergangenen Wochenende gesehen und sich darüber gewundert haben. Es geht um klar definierte "Löcher" in der Wolkendecke. Akkurat gerundet, als hätte sie jemand mit einem Zirkel in den Himmel geritzt.

Zwei "Löcher" im Wolkenhimmel über Volkmarsen (Waldeck-Frankenberg).

"Das mag ulkig aussehen, ist aber ein ganz natürliches Phänomen", sagt hr-Meteorologe Mark Eisenmann. Allerdings ein Phänomen, das vom Menschen verursacht wird. Genauer: Durch Flugzeuge. "Meist entstehen die Wolkenlöcher, weil ein Flugzeug durch oder an den Wolken vorbei geflogen ist", erklärt Eisenmann.

Eiskristalle entziehen Feuchtigkeit

Das Phänomen wird in der Fachsprache als "Hole-Punch Cloud" bezeichnet und ist im Internationalen Wolkenatlas als "Cavum" eingetragen. Es wird verursacht von Kondensstreifen, die durch den von den Flugzeug-Antrieben ausgestoßenem Wasserdampf entstehen. Diese treffen auf die Wasserteilchen in den Wolken – durch diesen Effekt bilden sich Eisteilchen.

"Die fallenden Eiskristalle nehmen die Wasserteilchen auf, weil sich die Luftfeuchtigkeit am Eis bindet", sagt Eisenmann. Im Wolken-Zentrum fällt dann Schnee, die betroffene Wolke wächst an und der wolkenfreie Abstand zur Ursprungs-Wolke nimmt zu. Sinken die Eiskristalle in tiefere Luftschichten, wachsen sie an und entziehen so auch der Umgebung Feuchtigkeit. Dies ergibt dann die Lücke in der Wolkenschicht. Warum eine solche Entstehung lokalen Grenzen unterleigt, wurde bislang nicht erforscht. "Das alles ist aber keineswegs bedenklich oder gar eine chemische Verschmutzung", stellt der Meteorologe klar.

Schnell vorübergehende Formation

"Und das passiert natürlich nicht ständig, aber wenn die Begleitumstände passen, kann man deutliche Löcher beobachten", sagt Eisenmann. Wer das dann fotografieren will, muss aber schnell seine Kamera zücken. "Es handelt sich nur um eine vorübergehende Formation, die nach wenigen Minuten wieder verschwindet", sagt Eisenmann.

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