Kritik an Bürokratie Zahnärzte protestieren in Kassel und Frankfurt

In Frankfurt und Kassel haben rund 1.850 Zahnärzte gegen die Gesundheitspolitik der Bundesregierung demonstriert. Ein zentraler Kritikpunkt: eine "überbordende Bürokratie", die den Ärzten immer weniger Zeit für die Patienten übrig lasse.

Eine Frau hält bei einer Demonstration ein weißes Bettlaken in der Hand. Darauf steht: "Immer mehr Bürokratie, keine Zeit für Patienten".
"Immer mehr Bürokratie, keine Zeit für Patienten" ist auf dem Transparent einer Teilnehmerin der Zahnarzt-Proteste in Kassel zu lesen. Bild © hr/Jürgen Jenauer
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Unnötige Bürokratie, fehlendes Personal und eine in ihren Augen ungerechtfertigte Sparpolitik: Das sind die Vorwürfe, wegen derer am Mittwoch rund 1.850 Zahnärztinnen und Zahnärzte in Kassel und Frankfurt auf die Straße gegangen sind.

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Zu den Demonstrationen aufgerufen hatte die Landeszahnärztekammer Hessen (LZK), der Freie Verband Deutscher Zahnärzte (FVDZ) und die Kassenzahnärztliche Vereinigung Hessen (KZV). Zur Kundgebung in Frankfurt kamen rund 1.500 Menschen, zu der in Kassel etwa 350.

Adressat der Demonstrationen war Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD), der in seinem Ressort Milliarden Euro einsparen will. Ein zentraler Kritikpunkt auch die Bürokratie. Die habe "absurde Dimensionen" angenommen, sagt Maik Behschad, Zahnarzt aus Kassel und Vizepräsident der Landeszahnärztekammer Hessen.

Statt Zeit in die Patienten zu investieren, müssten Praxen Berge von Dokumenten bearbeiten. Das löse Wut und Frustration bei ihm und seinen Kollegen aus, so Behschad.

"Das Maß ist voll", erklärte der Zahnarzt. Die vielen Unterlagen seien keine qualitätssichernden Maßnahmen, sondern "einfach nur ein Zeitfresser und belastend".

Demonstrationsteilnehmer auf einem Platz in Kassel. Sie halten Transparente mit der Aufschrift "Budgetierung abschaffen" in den Händen, im Hintergrund fährt eine Straßenbahn.
In Kassel haben auf dem Opernplatz 350 Zahnmediziner protestiert. Bild © hr/Jürgen Jenauer

Anstellung statt Praxisgründung

Das kennt auch sein Kollege Carsten Czerny. Der Zahnarzt war bei der Kundgebung in Kassel dabei und betreibt eine Praxis. Er sieht die größten Probleme neben der "überbordenden Bürokratie" vor allem in dem steigenden Personalmangel - außerdem fehle es an Nachwuchs.

Der Grund: Auf junge Kollegen komme "ein Wust" an Dingen zu, um die sie sich kümmern müssten. Neben Bürokratie und fehlendem Personal seien das hohe Finanzierungskosten für eine Neugründung, aber auch die "Gängelung durch die Politik".

Anstatt eine eigene Praxis zu gründen oder eine bestehende zu übernehmen würden die jungen Ärzte sich dann lieber anstellen lassen. Mit Folgen für die Patienten: Sie müssen so längere Wartezeiten oder weitere Wege in Kauf nehmen.

Kassenzahnärztliche Vereinigung sieht Politik in der Pflicht

Den Trend zur Anstellung statt zur Praxiseröffnung beobachtet auch Niklas Mangold. Der stellvertretende Vorsitzende der KZV sieht die Politik in der Pflicht. Man habe Vorschläge gemacht, die dem Normenkontrollrat des Bundestages vorgelegt wurden, so Mangold, aber es sei nichts passiert.

Der Normenkontrollrat ist ein unabhängiges Expertengremium, das die Bundesregierung bei Bürokratieabbau und besseren Gesetzen berät.

Streiks in ganz Deutschland

An den Plänen von Gesundheitsminister Lauterbach gibt es schon länger Kritik. So streikten im Juni Zahnmediziner in Baden-Württemberg. Sie hatten die Abschaffung der sogenannten Budgetierung gefordert.

Durch diese Maßnahme wird das Geld, das Zahnärzte von den Krankenkasse für die Behandlung ihrer Patienten bekommen, gedeckelt. Mit der Folge, dass vor dem Monatsende das Behandlungsbudget ausgeschöpft ist und Behandlungen für weitere Patienten nicht mehr bezahlt werden.

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