Symbolfoto: Ein Wolf streift durch den Wald.

Das Regierungspräsidium Kassel hat zum ersten Mal den Abschuss von zwei Wölfen erlaubt. Sie hatten mehrfach Schafe auf umzäunten Weiden gerissen.

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Erstmals Abschuss von Wölfen in Hessen genehmigt

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Die beiden betroffenen Wölfe, ein Rüde und eine Fähe, hielten sich zuletzt im hessisch-bayerischen Grenzgebiet in der Rhön auf. Trotz installierter Schutzzäune in der Gemeinde Ehrenberg (Landkreis Fulda) hatten sie diese überwunden und laut Umweltministerium 16 Schafe gerissen. Auch in Bayern rissen sie demnach 15 Schafe.

Eine gründliche Prüfung habe ergeben, dass die rechtlichen Voraussetzungen für die "Entnahme" der beiden Tiere vorlägen, teilte das Regierungspräsidium Kassel am Donnerstag mit. Diese sei "naturschutzrechtlich vertretbar und zulässig", denn es seien weitere Angriffe auf Nutztiere zu erwarten.

Damit hat die Kasseler Behörde erstmals in Hessen den Abschluss von Wölfen genehmigt, wie das Umweltministerium angab. Die bayerischen Behörden hatten dem Abschuss derselben Tiere bereits vor einigen Tagen zugestimmt.

Genehmigung nur für Ehrenberg

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Kasseler Behörde gibt zwei Wölfe in Rhön zum Abschuss frei

Symbolfoto: Ein Wolf streift durch den Wald.
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Die Ausnahmegenehmigung beschränkt sich nach Angaben des Regierungspräsidiums Kassel auf ein Gebiet der Gemeinde Ehrenberg zwischen B278 und der Landesgrenze zu Bayern, das direkt an das im bayerischen Bescheid benannte Gebiet anschließe. Halten sich die Wölfe außerhalb auf, dürfen sie nicht getötet werden. Die Untere Jagdbehörde des Landkreises Fulda soll den Abschuss nun koordinieren.

Hessische Halterinnen und Halter von Weidetieren rief das Regierungspräsidium dazu auf, moderne Weidezäune zu installieren. Das Beispiel der beiden Wölfe zeige, "dass Wölfe an unzureichend geschützten Weidetieren unerwünschtes Jagdverhalten erlernen können". Ein Abschuss könne nur kurzfristig helfen.

Wolf ist streng geschützt

Nach EU-Recht gilt der Wolf als streng geschützte Art, die in Deutschland nicht gejagt werden darf. In Ausnahmefällen ist der Abschuss konkreter Wölfe nach einem umfangreichen Genehmigungsverfahren aber möglich, wenn es mehrfach zu Angriffen auf Nutzvieh kam und die Besitzer ihre Herden nicht auf andere zumutbare Weise schützen können.

Der Abschuss von Wölfen war eines der Themen im hessischen Wahlkampf. Viele Parteien hatten sich dafür ausgesprochen.

Nabu: "Unklar, ob die Wölfe überhaupt noch leben"

Der Naturschutzorganisation Nabu zufolge gab es in Deutschland erst wenige derartige Fälle - in Niedersachsen und Brandenburg. Ob die beiden zum Abschuss freigegebenen Wölfe aus der Rhön überhaupt noch leben, sei derzeit unklar, sagte die Nabu-Wolfsreferentin Marie Neuwald dem Evangelischen Pressedienst (epd). Erst am Wochenende habe es in der Region einen Verkehrsunfall gegeben, bei dem ein Wolf überfahren worden sei.

Zuvor hatte der hessische Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland mehr Anstrengungen zum Schutz von Herdentieren gefordert, um Angriffe von Wölfen zu vermeiden. "Auch in Hessen treffen Wölfe noch viel zu oft auf ungeschützte Weidetiere", erklärte der Landesvorsitzende Jörg Nitsch am Donnerstag.

Besonders gefährdet seien Schafe und Ziegen. Angriffe von Wölfen ließen sich nur vermeiden, "wenn der Herdenschutz auch präventiv flächendeckend stattfindet".

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