Marcel Schuhen im Spiel gegen Mainz.

Darmstadts Torhüter Marcel Schuhen spricht über seine Gedanken nach dem Schlaganfall von Torsten Lieberknechts Frau. Gleichzeitig offenbart der 30-Jährige seinen lange gehegten Traum und nimmt einen Kollegen in Schutz.

Audiobeitrag

Audio

Schuhen: "Auf den Boden der Tatsachen"

Christoph Zimmermann Marcel Schuhen Darmstadt 98
Ende des Audiobeitrags

Die Schocknachricht vom Schlaganfall der Frau von Trainer Torsten Lieberknecht beschäftigt die Lilien noch immer. Torwart Marcel Schuhen gab nun Einblick in sein Seelenleben: "Es war eine ganz spezielle Woche. Wir sind zwar Fußballspieler, aber wir sind Menschen und keine Maschinen. Das hat uns am Anfang der letzten Woche mitgenommen."

Die Nachricht habe die Spieler auf den "Boden der Tatsachen" gebracht, so Schuhen in einer Medienrunde am Dienstag weiter. "Man sieht, wie glücklich man darüber sein kann, gesund zu sein und das auszuüben, was wir machen. Und worum es im Leben geht: Gesundheit für die Familie." Die Mannschaft hat Lieberknechts Frau nicht nur beste Genesungswünsche, sondern auch Blumen geschickt. Lieberknecht selbst kümmert sich daheim um seine Frau, beim Spiel am vergangenen Wochenende gegen Mainz stand Co-Trainer Ovid Hajou an der Seitenlinie.

"Erwachsen gespielt"

Nach dem 0:0 gegen einen direkten Konkurrenten zog Schuhen ein positives Fazit: "Es war wichtig für uns, das erste Mal zu Null zu spielen. Wir haben es erwachsen gespielt, das war ein ganz klarer Schritt nach vorne. Es geht nur darum, Punkte zu holen."

Die Lilien stehen nach elf Spieltagen mit acht Punkten über dem Strich. Die Mannschaft könne mit der Ausbeute zufrieden sein, so Schuhen, wenn man es in Verhältnis setze zu den anderen Mannschaften im Tabellenkeller und den Gegnern der Lilien bisher. Mit Bayern München, Bayer Leverkusen und RB Leipzig sahen sich die Darmstädter bereits drei Mannschaften aus der Spitzengruppe des Tableaus gegenüber.

Schuhens Rolle hat sich im Vergleich zur Vorsaison stark verändert. Stellte Darmstadt in der zweiten Liga noch die beste Defensive, fingen sie nun die meisten Gegentore von allen Teams. Schuhen steht unter (Ball-)Beschuss und musste sich damit auch mental umstellen. "Ich musste da schnell lernen, weil es eben ungewohnt ist. Für mich war der Türöffner das Spiel gegen Union: Da konnte ich gar nichts machen bei den Standards. Danach habe ich den Schalter umgelegt." Nun betrachte er jeden Schuss einzeln.

Schuhen: Kann den Unmut gegen Fraser nicht verstehen

Immerhin: Mit Aktionen wie geblockten Schüssen und aggressiven Zweikämpfen zeigten die Darmstädter gegen die Mainzer wieder jene emotionalen Mutmacher, die sie schon durch die vergangene Spielzeit getragen hatten. Rückkehrer Christoph Zimmermann trug zur Stabilisierung bei.

Der Schuh drückt nun aber vorne: Die Neuzugänge Fraser Hornby und auch Luca Pfeiffer haben noch nicht genetzt. Schuhen aber nahm seine Kollegen in Schutz: "Die Jungs arbeiten akribisch, die werden wieder ihre Tore machen. Ich kann den Unmut von einigen Leuten gegenüber Fraser nicht verstehen. Er gehört zu uns. Gegen Mainz konnte man auch seinen Impact sehen, wenn wir mit langen Bällen spielen."

Hornby war im Sommer von Stade Reims nach Hessen gekommen, Pfeiffer aus Stuttgart zurückgekehrt. Schuhen ist sich sicher: "Die werden wieder knipsen."

Traum von der Bundesliga schon 2019

Auf seine Prognosen dürften sich die Darmstädter gerne verlassen. Schließlich hatte Schuhen schon bei seiner Ankunft am Böllenfalltor 2019 so eine Vorahnung für die Zukunft gehabt, wie er nun verriet. "Es war immer mein Ziel, mit dem Verein aufzusteigen. Das war ein Gefühl, das ich in mir drin hatte." Mit 30 Jahren ist der Traum des Keepers nun wahr geworden.

Und andere Statistiken fernab der Gegentore machen dem Schlussmann Mut. Er sei derjenige mit den meisten Ballaktionen bei den Lilien und laufe gleichzeitig die meisten Meter von allen Torhütern der Liga, hieß es in der Runde. "Wieder was fürs Tagebuch", konstatierte Schuhen schmunzelnd.