Tietz und Skarke von Darmstadt 98

Der Abschied von Leistungsträger Tim Skarke tut Darmstadt 98 weh und sorgt für Arbeit bei den Kaderplanern. Für den schnellen Außenspieler muss ein Ersatz her, aber auch an anderen Stellen drohen Engpässe.

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Skarke: "Abschied ist mir sehr schwer gefallen"

Tim Skarke von Darmstadt 98 gegen Felix Agu von Werder Bremen
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Es ist müßig darüber zu diskutieren, ob sich der SV Darmstadt 98 in der Aufstiegs-Relegation weniger dusselig angestellt hätte als der Hamburger SV. Dass den Lilien am Ende nur sieben Tore zu Platz drei und der Chance auf die Bundesliga fehlten, ist jedoch auch in der Nachbetrachtung der vergangenen Zweitliga-Saison noch sehr ärgerlich. Der Traum von der Aufstiegs-Sensation platzte, und mit ihm die Hoffnung auf einen Verbleib von Senkrechtstarter Tim Skarke. "Ich wäre geblieben", sagte der 25-Jährige im Interview mit dem hr-sport. Wäre.

Da der Fußball aber bekanntlich kein Sport des Konjunktivs ist, verabschiedete sich Skarke am Dienstag, also wenige Wochen nach der Enttäuschung am letzten Spieltag, in Richtung Hauptstadt und heuerte bei Union Berlin an. Ein nachvollziehbarer Schritt, den ihm in Südhessen menschlich wohl niemand übelnimmt. Sportlich stellt er die Lilien jedoch vor eine Herausforderung. Skarke reißt eine Lücke in den Kader. Das Blöde daran: Es ist nicht die einzige. Eine Bestandsaufnahme der Problemzonen:

Innenverteidigung

Das Herzstück der Abwehr könnte in der kommenden Saison komplett anders aussehen. Lasse Sobiech, dessen Vertrag ausgelaufen ist und nicht verlängert wurde, hat die Lilien bereits verlassen. Abwehrchef Patric Pfeiffer, der nach Bild-Informationen bei Mainz 05 auf dem Wunschzettel steht, könnte folgen. Da der Vertrag des 22-Jährigen nur noch ein Jahr läuft, hält er alle Trümpfe in der Hand. Die Südhessen wollen verlängern, Pfeiffer zögert. Momentan ist alles offen.

Sollte Pfeiffer wirklich gehen, stünden mit dem nicht immer beständigen Thomas Isherwood, Ersatzmann Jannik Müller und Youngster Clemens Riedel nur noch drei Innenverteidiger im Kader - und der Sportliche Leiter Carsten Wehlmann müsste auf die ganz große Shoppingtour gehen. Selbst wenn Pfeiffer bleibt, ist die Verpflichtung eines zentralen Mannes mit gehobener Qualität aber Pflicht.

Zentrales Mittelfeld

Etwas frisches Blut würde auch dem Maschinenraum guttun. Die Doppelsechs aus Klaus Gjasula und Tobias Kempe ist zwar gleichermaßen beim Gegner gefürchtet wie bei den Lilien-Fans beliebt. Da Fabian Schnellhardt nach seiner Verletzung aber nicht mehr richtig in Schwung gekommen ist und Gjasula (oft gesperrt, 32 Jahre alt) und Kempe (weniger oft gesperrt, aber auch 32 Jahre alt) hin und wieder eine Pause brauchen, wäre ein Ersatzmann wünschenswert.

Nemanja Celic ist den Beweis seiner Zweitligatauglichkeit schuldig geblieben. Fabian Holland, der diese Position auch spielen kann, ist als Linksverteidiger unverzichtbar.  

Offensive Außenbahn

Ohne den abgewanderten Skarke ist den Lilien in der Offensive nicht nur ein Stück Anarchie verlorengegangen. Ohne Skarke, der durch sein Tempo und seine Unberechenbarkeit fast in jedem Spiel ein belebendes Element war, sind die Alternativen auf den offensiven Außenbahnen auf genau zwei Spieler zusammengeschrumpft: Braydon Manu und Mathias Honsak. Zwar wichen auch Aaron Seydel, Luca Pfeiffer oder Marvin Mehlem mal auf die Seiten aus, mindestens ein echter Flügelflitzer sollte auf Wehlmanns To-Do-Liste aber an prominenter Stelle stehen.

Sturmspitze

Am kompliziertesten ist die Lage indes ganz vorne drin. Das Traumduo Luca Pfeiffer und Phillip Tietz, das in der Hinrunde so prächtig funktionierte und nach einer zwischenzeitlichen Schwächephase auch im Saison-Endspurt wieder voll da war, könnte gesprengt werden. Pfeiffer, der noch beim dänischen Club FC Midtjylland unter Vertrag steht, soll zwar möglichst gehalten werden. Da ein Kauf finanziell aber wohl nicht stemmbar ist, streben die Lilien eine erneute Leihe an. Ob die Dänen da mitspielen, ist fraglich. Momentan ist in den Verhandlungen keine Bewegung.

Tietz hat sich mit seinen guten Leistungen derweil in die Notizbücher zahlreicher Bundesliga-Scouts geschossen. Noch sind zwar keine Angebote eingegangen, bei entsprechendem Geld würden die Lilien aber wohl nachdenken. Die gute Nachricht dabei: Da Tietz bis 2024 gebunden ist, hat Darmstadt eine gute Verhandlungsposition. Gut zudem: Aaron Seydel, der seinen Vertrag verlängert hat, wird sicher auch in der kommenden Spielzeit bei den Südhessen spielen.

Klar ist also: Sollten die Lilien es schaffen, Pfeiffer und Tietz zu halten, ist der Sturm bestens aufgestellt. Sobald einer der beiden geht oder nicht wiederkommt, muss hochkarätiger Ersatz her. Dass die Lilien aber auch das auffangen könnten, haben sie nach dem Abgang von Torjäger Serdar Dursun in der vergangenen Saison bewiesen.

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