Klaus Gjasula im Spiel gegen Köln.

Der Darmstädter Routinier Klaus Gjasula merkt nach der Partie gegen Köln sein Alter ganz besonders. Viel mehr Sorgen bereitet aber die Balance zwischen Abwehr und Angriff. Nun wartet in seinen Augen ein 50:50-Spiel.

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Gjasula: Es ist ein 50:50-Spiel

Klaus Gjasula im blauen Trikot vom SV Darmstadt.
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Auf die Schnelle fiel selbst Klaus Gjasula keine Antwort ein. In einer Medienrunde am Dienstag hatte der Lilien-Profi auf die anstehende Aufgabe in Heidenheim geblickt und gesagt: "Wir werden versuchen, ihnen unseren Fußball aufzuzwingen." Doch was heißt das konkret? "Gute Frage", begann der Mittelfeldspieler. Immerhin konnte er noch anfügen, dass jeder Spieler ans Maximum gehen müsse und dann vor dem Spiel eine klare Marschroute herauskäme, die aber jetzt noch nicht verraten werde.

Die Frage bleibt aber auch nach Gjasulas Folge-Sätzen bestehen: Was genau ist der Fußball der Lilien? Zu Saisonbeginn fokussierte sich der Aufsteiger vor allem aufs Verteidigen, was eigentlich nur in Frankfurt (0:1) annehmbar gelang. Die Abstimmungsprobleme bei engen Ketten lösten vielmehr eine Kettenreaktion an Fehlern aus, vier Gegentore gegen Union, fünf in Leverkusen, jeweils drei gegen Gladbach und in Stuttgart. Nach eben jenem Spiel, so war aus der Mannschaft zu hören, schaltete Darmstadt einen Gang hoch. "Es ist nicht in unserer DNA, uns hinten reinzustellen", sagte beispielsweise Christoph Zimmermann.

Vorne fehlt der Punch

So überrollten die 98er daheim den SV Werder Bremen und siegten auswärts in Augsburg. Gegen RB Leipzig und bei den Bayern und gegen Bochum setzte es dann drei empfindliche Pleiten - verbunden mit einer Rolle rückwärts. In den vergangenen drei Spielen wählten die Lilien wieder einen defensiveren Ansatz. "Wir sind gerade dabei, die Balance zu finden zwischen Abwehr und Angriff. Wir kriegen weniger Gegentore, haben aber vorne nicht so die Durchschlagskraft", erklärte Gjasula. Nimmt man die vergangenen drei Partien, dann kassierte Darmstadt nur zwei Gegentore, schoss aber auch nur ein einziges Tor.

Nominell mangelt es nicht an Angreifern, wohl aber an Formstärke. Rückkehrer Luca Pfeiffer blieb bisher ohne einen eigenen Treffer - genauso wie der zurzeit verletzte Fraser Hornby. Die Lilien probierten es zuletzt mit Aaron Seydel als Wandspieler, der Bälle festmachen kann. Dem gegen Köln eingewechselten Filip Stojilkovic geht dessen Dynamik aus Zweitligatagen ab. Einziger Lichtblick: Die hängende Spitze Tim Skarke erzielte immerhin drei Tore - doch diese resultierten auch aus der Sturm-und-Drang-Phase der Lilien. "Wenn du mutiger anläufst, dann bietest du hinten mehr Räume. Gleichzeitig bekommst du mehr Chancen. Da gilt es, einen guten Mix zu finden", beschreibt Gjasula das Dilemma.

Noch keine Gespräche

Er selbst stand nach längerer Zeit gegen Köln mal wieder 90 Minuten auf dem Rasen, noch dazu auf seiner angestammten Position als defensiver Mittelfeldspieler. Das habe schon Spuren hinterlassen, scherzte der Routinier. "Man merkt, dass man keine 22 mehr ist." Doch Alter und Reife können die Lilien auch gerade gut gebrauchen, in einem recht bundesliga-unerfahrenen Kader bietet Gjasula mit bisher 36 Partien im Oberhaus die Ausnahme.

Ob er auch über den kommenden Sommer hinweg bei den Darmstädtern bleibt, ist aber noch offen. Sein Vertrag läuft im Juni 2024 aus, Gespräche über die Zukunft hat es bisher keine gegeben. "Im Unterbewusstsein spielt das eine Rolle, ich genieße es jetzt aber erst einmal, Bundesliga zu spielen. Im Sommer steht dann noch ein besonderes Ereignis an. Dann können sich die Champions-League-Teilnehmer melden", fügte Gjasula mit einem Lachen an. Das besondere Ereignis? Die EM in Deutschland, an der er mit Albanien teilnimmt. Allerdings bescherte die Losfee dem Team mit Italien, Spanien und Kroatien eine echte Hammer-Gruppe.

Underdog mit Albanien und Lilien

Doch Gjasula wäre nicht Gjasula, wenn er diese Konstellation nicht als "geil" bezeichnen würde. "Ich spiele lieber gegen solche Gegner", umriss er eben jenen Charme der Außenseiter-Rolle, die er auch mit Darmstadt 98 normalerweise in dieser Bundesliga-Saison kennt. In 16 von 17 Hinrunden-Spielen sind sie vom Papier her den Gegnern unterlegen.

Am kommenden Wochenende aber stünde aus Gjasulas Sicht ein "50:50-Spiel" an, auswärts beim Mitaufsteiger Heidenheim. In den Augen des 33-Jährigen eine "unangenehme Truppe", noch dazu heimstark. Aber: "Wir glauben an uns, ich bin zuversichtlich." Für ein Erfolgserlebnis muss Darmstadt aber endlich die richtige Balance aus defensiver Stabilität und offensiver Wucht finden. Es wäre der lange gesuchte Mix für den nächsten Hit in der Liga.

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Highlights: Darmstadt – Köln

Im Hintergrund sieht man ein Fussballstadion, davor links das Logo von SV Darmstadt 98 und rechts das Logo vom 1. FC Köln
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