Gegen den 1. FC Köln verliert der SV Darmstadt 98 eine enorm wichtige Heimpartie und ärgert sich danach über sich selbst. Bei den Lilien wird aber auch immer klarer: vorne hui und hinten hui zusammen ist selten möglich. Und genau das sorgt für zusätzlichen Frust.

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Die Lilien-PK nach dem Spiel gegen Köln

Torsten Lieberknecht
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Es war eine Szene, die an diesem gebrauchten Freitagabend des SV Darmstadt 98 ins Bild passte. Es lief die 83. Minute, Lilien-Coach Torsten Lieberknecht wollte noch einmal wechseln. Angreifer Mathias Honsak, gerade auf der anderen Seite des Spielfeldes aktiv, dachte, er müsste runter, wollte das Spiel schnell machen und verließ den Platz vor der Gegengeraden, um von dort zur Bank zu trotten. Das Problem: Der Österreicher sollte gar nicht raus, sondern Fabian Nürnberger. Bis Honsak das aber endlich realisiert hatte, wieder auf dem Platz war und Nürnberger dafür runter, waren weitere wertvolle Sekunden verronnen. Wenn wenig klappt, klappt halt auch eine Auswechslung nicht.

Und das 0:1 (0:0) der 98er am Freitag am heimischen Böllenfalltor im Keller-Duell mit dem 1. FC Köln war genau so ein Spiel, bei dem aus südhessischer Sicht wenig bis gar nichts klappte. Das lag zum einen ganz konkret an den Darmstädtern selbst, die einfach keinen guten Tag erwischten. Oder wie es Verteidiger Christoph Klarer ausdrückte: "Wir haben nicht unser Leistungs-Maximum erreicht. Heute war es zu wenig. Das ist Fakt."

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Highlights: Darmstadt – Köln

Im Hintergrund sieht man ein Fussballstadion, davor links das Logo von SV Darmstadt 98 und rechts das Logo vom 1. FC Köln
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Lieber eine Spur weniger

Aber zum anderem lag es auch an etwas Grundlegendem. Die Lilien schaffen es gerade einfach nicht, vorne hui und hinten hui zu spielen. Zu Beginn der Saison agierten die Darmstädter noch äußerst forsch, attackierten ihre Gegner früh, es kamen wilde Spiele heraus, das 3:3 gegen Gladbach, das 4:2 gegen Bremen oder auch das 0:8 in München. Da war viel Spektakel dabei - vor dem gegnerischen Tor, aber eben auch vor dem Lilien-Tor.

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Lieberknecht: "Ich bin enttäuscht"

Lilien-Trainer Torsten Lieberknecht
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Spätestens seit dem torlosen Remis gegen Mainz ist die Herangehensweise der Darmstädter aber zurückhaltender. Lieber mal abwarten, nicht ganz so stürmisch drauf, eine Spur weniger. Das macht sich bemerkbar, vor allem in der Defensive. Auch gegen Köln ließ das Team von Trainer Torsten Lieberknecht wenig zu, der einzige Gegentreffer resultierte aus einem Eckball.

Selke mit dem einzigen Treffer der Partie

"Es war eigentlich ein 0:0- oder 1:1-Spiel", analysierte Klarer nicht ganz zu unrecht über die über weite Strecken wenig unterhaltsame, teils langatmige und insgesamt chancenarme Begegnung. "Es war die eine Standard-Situation, die uns jetzt enttäuscht zurücklässt", erklärte Lieberknecht verärgert über die 60. Minute, als Davie Selke den einzigen Treffer der Partie erzielte.

Aber in der Offensive blieben die Lilien einmal mehr enorm harmlos. Vieles blieb wie schon in den vergangenen Wochen Stückwerk. "Wir müssen irgendetwas machen, damit wir vorne Torchancen kreieren", betonte Klarer. "Wir haben es in dieser Saison noch nicht geschafft, dass wir konstant hinten dicht machen und dazu vorne agieren oder vorne viele Chancen haben und dazu hinten dicht machen." Das ganze Dilemma der Lilien, zusammengefasst in einem prägnanten Satz.

"Machen aus dem Spiel einen Lernprozess"

Die Lilien müssen genau diese Quadratur des (Fußball-)Kreises langsam aber hinbekommen. Die Niederlage gegen Köln bedeutete nämlich gleichzeitig auch, dass die Darmstädter aus den drei Heimspielen gegen die direkten Konkurrenten Bochum, Mainz und eben Köln nur einen einzigen Punkt geholt haben. "Ich kann nicht widersprechen, dass die Punkte-Ausbeute zu wenig ist gegen die direkten Konkurrenten", betonte Klarer.

In einer Woche geht es für die 98er nun zu Mit-Aufsteiger Heidenheim. Dort brauchen die Südhessen einen Sieg. Dafür müssen aber endlich mal wieder ein paar Tore her. "Wir machen aus diesem Spiel einen Lernprozess und hoffen, dass wir es im nächsten Spiel offensiv besser machen", versicherte Lieberknecht. Das würde helfen. Wenn dazu weiter die Defensive gut steht, könnte das Lilien-Dilemma dann vielleicht auch gelöst werden.