Eintracht Frankfurt Jubel SC Freiburg

Lange Zeit wird beim Spiel zwischen Eintracht Frankfurt und dem SC Freiburg mehr auf den Videowürfel als auf den Platz geguckt. Dann aber bringt ein Tor in der Fremde die Wende – und das Waldstadion wird doch noch zum Tollhaus.

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Highlights: Eintracht Frankfurt - SC Freiburg

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Dass ein Tor eine Wende in einem Spiel bringen kann, ist nichts Neues. Schon hundertmal passiert, schon hundertmal gesehen. Dass ein Tor in der Fremde ein ganzes Spiel drehen kann, ist dann doch eher selten. Passiert ist das aber am Samstag beim Saisonfinale im Frankfurter Waldstadion, bei dieser denkwürdigen Partie zwischen der Eintracht und dem SC Freiburg, die am Ende doch noch 2:1 (0:1) für die Hessen ausging. Ein Sieg, der die Frankfurter auf dem letzten Meter, auf der letzten Rille doch noch in den Europapokal hievte.

70 Minuten lang war diese Partie langatmig, spannungsarm, einem Saisonfinale nicht wirklich würdig. Die Gäste aus Freiburg führten, das Tor für die Breisgauer zur Champions League war weit offen. Der Eintracht, die noch die theoretische Chance auf die Conference League hatte, fiel wenig ein, sie spielte espritlos, wirkte fahrig und unsortiert. Wenn etwas passierte im Stadion, dann weil Tore aus den anderen Arenen eingeblendet wurden. Nicht nur in Frankfurt war am Samstag ja eine Menge los. Der Blick zum Videowürfel als eigentliches Highlight.

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Eintracht schlägt Freiburg und sichert sich internationalen Platz

Jubelnde Frankfurter Spieler
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"Wir sind dann all in gegangen"

Dann aber wurde ein Ergebnis auf dem Videowürfel eingeblendet: Wolfsburg eins, Hertha zwei. Zack, auf einmal war sie auf, die Tür nach Europa. Und schon war das Spiel auf dem Rasen ein gänzlich anderes. "Als Hertha geführt hat, kam das Stadion", berichtete auch Oliver Glasner hinterher. "Wir sind dann all in gegangen. Der Glaube kam zurück - und der Glaube versetzt Berge."

Und wie. Die Eintracht zeigte endlich Wille und Leidenschaft, Randal Kolo Muani brachte die Hessen wieder heran (83.) und der Frankfurter Anhang tat sein Übriges. Es war Leben in der Bude. Und einer hatte zu diesem Zeitpunkt schon so ein Gefühl. "Ich habe nach dem Tor meiner Bank gesagt: 'Heute gibt es den Lucky Punch in der 92. Minute'", erzählte Glasner nach diesem am Ende nervenaufreibenden Spiel.

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Pressekonferenz: Eintracht Frankfurt - SC Freiburg

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Ein letzter großer Knall

Gesagt, (fast) getan: In der 91. Minute traf Junior Ebimbe nach einer absoluten Willensleistung zum 2:1. Das Waldstadion wurde zum Tollhaus. Die letzte große Gefühls-Explosion einer schwierigen, anstrengenden, emotionalen, teils chaotischen Saison. Ein letzter großer Knall.

"Jeder, der mit der Eintracht schon länger verbunden ist, weiß, dass Dinge bei uns nie gerade verlaufen. Wir brauchen immer mal ein paar Umwege", beschrieb Vorstandssprecher Axel Hellmann den furiosen Schlusspunkt dieser Saison. "Das ist Frankfurt - das sind wir! Es ist immer irgendwie was los, immer ein Herzschlagfinale", brachte es Kevin Trapp treffend auf den Punkt. "Das ist einfach Eintracht Frankfurt", sagte fast wortgleich Sportvorstand Markus Krösche.

Conference League ist sicher

Leverkusen konnte damit zwar nicht mehr von Rang sechs verdrängt werden, da Wolfsburg aber tatsächlich gegen den bereits abgestiegenen Tabellenletzten aus Berlin verlor, war es amtlich: Eintracht Frankfurt spielt auch im nächsten Jahr europäisch. Mindestens in der Conference League. "Diese Stadt, dieser Verein, diese Fans haben Europa verdient", sagte Glasner.

Das Tor von Ebimbe hievte die Hessen aber nicht nur auf Rang sieben, es sorgte zusätzlich noch einmal für einen unglaublich wichtigen emotionalen Push. Minutenlang wurde die Mannschaft nach Abpfiff vor der Kurve gefeiert, ein Plakat mit dem Aufruf "Krallt euch den Pokal" wurde entrollt, "Europapokal in diesem Jahr" wurde angestimmt. Es entstand eine Symbiose, die die Frankfurter bis nach Berlin begleiten wird.

"Wir wollen mit dem Pokal zurückkommen"

Denn vorbei ist diese Saison ja noch nicht. Am Samstag steht das Pokal-Finale gegen RB Leipzig an. Und die Hessen sind jetzt heiß. "Wir werden mit dem Messer zwischen den Zähnen im Pokalfinale stehen", kündigte Hellmann jetzt schon an. Gewinnen die Hessen gegen die Sachsen, würde aus der Conference League die Europa League werden.

"Wir sind noch nicht fertig", erklärte Glasner zum Abschluss an diesem denkwürdigen Samstag. "Wir wollen mit dem Pokal zurückkommen." Auf die Gefühls-Explosion vom Samstag soll in einer Woche noch die viel größere Gefühls-Explosion kommen. Es würde zu dieser Saison und diesem Verein passen.