Jubel bei Eintracht Frankfurt

Eintracht Frankfurt zeigt in Abwesenheit des gesperrten und scheidenden Oliver Glasner die beste Leistung der Rückrunde und wirkt wie befreit. Das Ende der Unruhen scheint die Spieler zu beflügeln, jetzt soll der bestmögliche Abschied her.

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Die komplette Eintracht-PK nach dem Spiel gegen Mainz

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Genau eine Woche nach seinem Wutausbruch von Sinsheim präsentierte sich Oliver Glasner am Samstag wieder von seiner humorvollen Seite. Der scheidende Trainer scherzte nach dem überzeugenden 3:0-Sieg gegen den 1. FSV Mainz 05 über ein im Netz kursierendes Foto, das ihn in einer VIP-Loge bei einem innigen Kuss mit seiner Ehefrau zeigte. "Nicht mal hinter Spiegelglas kannst du noch etwas machen. Zum Glück habt ihr nicht alles gesehen", sagte er grinsend und sorgte somit für ein deutlich harmonischeres Ende der Pressekonferenz als noch vor sieben Tagen.

Glasner, der das Spiel gegen die Rheinhessen wegen einer Rotsperre auf der Tribüne verbringen musste und deshalb gemeinsam mit seiner Frau in einer Loge saß, waren die Ereignisse der vergangenen Woche inklusive seines Rausschmisses zum Saisonende nicht anzumerken. Der Österreicher wirkte gelöst und locker, den Fokus richtete er nach dem Chaos der vergangenen Tage souverän und schnell wieder aufs Sportliche. "Der Sieg ist die beste Antwort, die wir geben konnten." Am Dienstag entlassen, am Samstag der strahlende Sieger. So schnell kann's gehen im Fußball.

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Glasner und Team wirken gelöst

Glasners Auftreten auf der Pressekonferenz rundete damit den erfolgreichen Nachmittag der Frankfurter ab und passte perfekt zum Auftritt seines Teams. Genau wie ihr Übungsleiter hatten sich zuvor nämlich auch die Spieler endlich wieder einmal von ihrer besseren Seite gezeigt und die wohl beste Leistung der Rückrunde auf den Rasen gebrannt. Nach zuvor zehn sieglosen Spielen in Folge machten die Hessen von Beginn an klar, dass diese Negativserie gegen Mainz zu einem Ende kommen würde. "Das war heute von der ersten Sekunde an ein gutes Spiel", sagte Kapitän Sebastian Rode. "Es hat einfach alles gepasst."

Die Eintracht kann es noch

Nachdem die Mannschaft des zukünftigen Ex-Trainers Glasner in den vergangenen Wochen teilweise ein erschreckendes Bild abgegeben und nicht zuletzt in Hoffenheim unterirdisch performt hatte, sprengte sie gegen Mainz alle Fesseln. Daichi Kamada, in großen Teilen der Rückrunde ein Schatten seiner selbst, wirbelte durchs Mittelfeld wie zu besten Europa-League-Zeiten und sorgte per Elfmeter für die verdiente frühe Führung (18.). Aurelio Buta, der über seine rechte Seite nicht zu halten war, legte mit einem Traumtor aus spitzem Winkel nach (40.) Randal Kolo Muani, der für FSV-Verteidiger Stefan Bell mindestens 10km/h zu schnell war, sorgte für die Entscheidung (58.).

Die Eintracht ließ den seltsam lethargischen Gästen aus Mainz nicht den Hauch einer Chance und schöpfte endlich wieder einmal ihr Potenzial aus. Hinten stabil, vorne gefährlich, dazu immer wieder gute Ideen und enormes Tempo. Die Fans auf den Rängen, die den Nachnamen des Trainers bei der Verkündung der Aufstellung wohl so laut wie noch nie skandiert hatten, schüttelten teilweise ungläubig mit dem Kopf. Sie können es ja doch noch. "Das war heute ein sehr verdienter Sieg, vor allem die erste Hälfte war herausragend", fasste Glasner zusammen.

Ende der Unruhen tut dem Team gut

Der Hauptgrund für die plötzliche Wende war nach Abpfiff dann auch schnell gefunden. Die Mannschaft, die an den Unruhen im Hintergrund wohl doch mehr zu knabbern hatte als angenommen, wirkte wie von einer Last befreit. Kapitän Rode wollte einen Zusammenhang zwischen der Trennung von Glasner und der Leistungs-Explosion zwar nicht direkt herstellen. Er gab aber zu, dass so etwas "im Unterbewusstsein" natürlich eine Rolle spiele. "Es ist viel passiert. Wir waren heute als Mannschaft in der Pflicht."

Ähnlich sah es auch Trainer Glasner. Auch der Österreicher versuchte zwar, sein nahendes Ende bei der Eintracht nicht allzu hochzuhängen. Auch er gab aber zu, dass er die Nachwirkungen der Ereignisse der vergangenen Tage deutlich spüre. "Im Leben hat alles einen Einfluss auf dich. Entscheidungen, Berichterstattung, Gedanken", betonte er. "So ticken wir Menschen." Sportvorstand Markus Krösche, Vorstandssprecher Axel Hellmann und alle anderen Entscheidungsträger haben eine Entscheidung getroffen und für Klarheit gesorgt. Ab jetzt geht es darum, die Saison zu einem guten Ende zu bringen.

Rode hofft auf gutes Ende für Glasner

Mit etwas Schützenhilfe ist in der Liga noch Platz sieben drin, der für die Conference League reichen würde. Mit etwas mehr Schützenhilfe reicht es sogar für Platz sechs und die Europa League. Am 3. Juni soll dann gegen RB Leipzig der Pokalsieg her. "Wir wollen die verbleibenden drei Wochen mit Oli noch sehr, sehr erfolgreich bestreiten und ihm einen gebührenden Abschied bereiten", blickte Rode auf den Bundesliga-Endspurt und das Pokalfinale in Berlin voraus. "Es gilt jetzt, mit Oli einen guten Abschluss zu finden. Das hat er sich verdient." Unmöglich scheint ein Happy End zum Abschied von Glasner plötzlich nicht mehr. Die verrückten Wochen bei Eintracht Frankfurt sind noch lange nicht vorbei.