Erdwälle im Frankfurter Nordwesten 10.000 Lkw-Ladungen Erde sollen an A5 aufgeschüttet werden

Bald soll der Bau des umstrittenen Riederwaldtunnels beginnen. Dann fallen große Mengen Aushub an, der an der A5 in Frankfurt aufgeschüttet werden soll. Das sorgt für Unmut. Kritiker fürchten, die Stadt könne sich weiter aufheizen.

Feldflächen im Vordergrund. Ganz klein Gebäude und Straßen in der Ferne. Blauer Himmel und Stromleitungen.
An der A5 im Nordwesten von Frankfurt sollen die Erdmassen abgeladen werden. Bild © Tobias Lübben
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In den nächsten Wochen sollen die Bagger anrücken und im Frankfurter Osten einen Tunnel für die A66 graben – den seit Jahrzehnten geplanten und umstrittenen Riederwaldtunnel. Das teilt die Autobahn GmbH auf Anfrage mit. Sie hält an dem Zeitplan fest, auch wenn der Bauauftrag bis zuletzt noch gar nicht vergeben war.

Sollte es nach vielen Verzögerungen diesmal klappen mit dem Baustart, fällt tonnenweise Aushub an. Laut Autobahn GmbH buddeln die Bagger rund 193.000 Kubikmeter Erde aus, um Platz für die rund einen Kilometer langen Betonröhren zu machen. Sie sollen bis 2033 die Lücke zwischen der A661 und der A66 nach Fulda schließen.

Lärmschutz als Nebeneffekt

Der Aushub würde rund 10.000 Sattelschlepper füllen. Die LKW müssen die Stadt einmal von Ost nach West durchqueren, um die Erdmassen entlang der A5 in den Stadtteilen Praunheim und Niederursel abzuladen. Die Erde soll zu meterhohen Wällen aufgeschüttet werden.

Hauptzweck ist offenbar, die Erde erstmal irgendwo zu deponieren. Die Wälle sind nicht explizit als Lärmschutz ausgewiesen, teilt die Autobahn GmbH auf Anfrage mit. Aber sie haben einen angenehmen Nebeneffekt: "Aufgrund ihrer Abschirmungswirkung haben sie jedoch eine lärmmindernde Funktion für die dahinterliegenden Areale."

Umstrittene Projekte: A5-Ausbau und neuer Stadtteil

Lange Zeit war Lärmschutz östlich der A5 in Praunheim und Niederursel kein großes Thema. Von der Trasse bis zu den nächsten Häusern sind es rund 300 Meter. Der Autolärm wird durch Felder und Wiesen gedämpft und kommt in den Siedlungen nur als Rauschen an – an manchen Tagen durchaus unangenehm, aber Protest hat sich bisher kaum geregt.

Aber das ändert sich, seit über einen möglichen Ausbau der A5 diskutiert wird. Außerdem soll östlich der A5 soll ein neuer Stadtteil entstehen: Der so genannte "Stadtteil der Quartiere", auch "Josefstadt" genannt nach dem damaligen Planungsdezernenten und jetzigen Oberbürgermeister Mike Josef (SPD). Und für diesen Stadtteil soll es neue Lärmschutzwälle geben, wie das Stadtplanungsamt auf hr-Anfrage bestätigt.

Barrieren, die Kaltluft blockieren

Bis zu 16 Meter hoch könnte der Schallschutz über die Felder aufragen, befürchtet Rüdiger Hansen vom BUND Frankfurt. Er vermutet, dass die Erdwälle, die nun entstehen, noch durch Wände aufgestockt werden. Und das führe zu einem Problem: Solche Barrieren blockieren nicht nur den Lärm, sondern auch die lokalen Kaltluftströme.

Gerade in tropischen Nächten seien die Frankfurter auf kühle Luft angewiesen, die über die Felder in die Stadt ströme, so Hansen. Dabei handelt es sich nicht um Wind im engeren Sinn. Es geht um kühle Luft, die nach unten sackt, über den Boden fließt und sich in die aufgeheizten Straßen ergießt. Und der Zufluss könnte durch XXL-Schallschutz gestoppt werden.

Lärmschutz oder Mikroklima? Stadt will beides

Wie wichtig die Kaltluft für das Frankfurter Mikroklima ist, betont auch das Stadtplanungsamt. Die Stadt hat diese Luftströme selbst auf Karten im Internet dokumentiert. Der neue Stadtteil soll das Klima auf keinen Fall aufheizen. Man tue alles, "um den Kaltluftabfluss auch bei einer Realisierung weiterhin sicherzustellen."

Aber auch der Schallschutz sei wichtig, so ein Amtssprecher. Und dieser werde sehr wahrscheinlich "in Form von Lärmschutzwällen und Lärmschutzwänden entlang der A5" realisiert. Ob dafür die Erdwälle genutzt werden, die mit dem Aushub des Riederwaldtunnels aufgeschüttet werden, sei noch offen.

Ungelöstes Dilemma

Nicht nur Umweltschützer Rüdiger Hansen sieht die Stadt hier in einem Dilemma. Auch die Ortsvorsteherin der Nordweststadt, Katja Klenner (CDU), spricht vom "Fluch und Segen" der Erdwälle, die einerseits den Lärm abhalten, aber zugleich auch die erfrischende Brise.

An dem umstrittenen Projekt am anderen Ende der Stadt – dem Riederwaldtunnel – wird das freilich nichts ändern. Denn zumindest am westlichen Tunnelende hat die Autobahn GmbH Baurecht und will demnächst anfangen, von dort aus den Tunnel zu graben.

Redaktion: Susanne Mayer

Sendung: hr INFO,

Quelle: hessenschau.de