Bildkombo Essgeschirr aus Speiseöl/Disneyland Paris

Das Disneyland Paris lässt von der Firma Koziol im Odenwald nachhaltiges Mehrweggeschirr aus altem Speiseöl produzieren. Die Kunststoff-Behälter sollen möglichst unauffällig aussehen und bloß nicht Micky Maus zeigen - aus gutem Grund.

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Wie Koziol aus altem Öl neues Geschirr macht

Koziol-Fabrik Herstellung von Essgeschirr
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Wenn das Speiseöl in den Pfannen und Friteusen von Restaurants und Imbissbuden genug Schnitzel, Fisch und Fritten gesehen hat, muss es entsorgt werden. Einfach in den Abfluss gießen, geht nicht. Üblicherweise landet es über Sammelstellen in Verbrennungsanlagen und wird zu Fernwärme verarbeitet.

Die Firma Koziol, Hersteller von Design-Produkten aus Kunststoff in Erbach (Odenwald), hat eine ganz andere Verwendung entdeckt. Sie macht aus dem alten Öl nachhaltiges Essgeschirr und hat dafür einen potenten Abnehmer: das Disneyland in Paris.

Einige hunderttausend Teile

Seit Januar beliefert Koziol den Vergnügungspark in der französischen Hauptstadt. Und es ist ein Großauftrag. "Vorgesehen sind einige hunderttausend Teile", sagt Unternehmenssprecherin Katrin Bode.

Das Öl wird zunächst von einer Spezialfirma zu Granulat verarbeitet. Das wiederum verwandelt Koziol in einem aufwändigen Verfahren in Kunststoff. Es gibt bisher kaum Anbieter dieses Materials. "Wir sind quasi Pioniere", sagt Bode.

Neues Gesetz bringt Geschäft in Schwung

Auf einer Messe in Paris habe die Odenwälder Firma den Chefeinkäufer von Disneyland dermaßen begeistern können, dass es zu dem Geschäftsabschluss kam. Dabei spielte Koziol ein neues Gesetz in die Karten. Seit dem 1. Januar darf in Frankreichs Gastronomie nämlich kein Einweggeschirr mehr verwendet werden.

Während in Deutschland eine entsprechende EU-Richtlinie eher zaghaft umgesetzt werde, sei Frankreich da sehr rigoros, sagt Bode. Und Disneyland habe zuvor nur Einweggeschirr ausgegeben. Auf der Suche nach einer Lösung kam den Franzosen die nachhaltige Lösung aus dem Odenwald gerade recht.

Pandemie zur Ideenentwicklung genutzt

Zwar ist das Geschirr nicht biologisch abbaubar, es lässt sich aber nach Ablauf seiner Lebensdauer recyceln. Zudem wird für seine Herstellung kein fossiles Erdöl gebraucht. Und es braucht nichts extra angebaut zu werden, da nur gebrauchtes Öl verwendet wird.

Fahrt aufgenommen hat die Idee während der Corona-Pandemie. "Während des ersten Lockdowns haben wir nichts verkauft", erinnert sich die Sprecherin. "Daran haben wir schon zu knabbern gehabt." Doch die Zwangspause wollte man kreativ nutzen und hat die Entwicklung des neuen Kunststoffs vorangetrieben.

Mittlerweile sei das Geschäft mit Disneyland für den Betrieb mit derzeit rund 160 Beschäftigten ein wichtiges Standbein geworden. Daher hat man sich auch alle Mühe gegeben, Sonderwünsche des Kunden so gut es geht zu erfüllen.

Bloß nicht schön machen

Auch dass die grauen Schalen eher trist wirken, geht auf einen Kundenwunsch zurück. Normalerweise sind die Produkte von Koziol gerade wegen ihres formschönen Designs sehr beliebt. Doch man will eben vermeiden, dass allzu viel Geschirr als Souvenir den Park in den Taschen der Besucher verlässt.

"Sobald die Micky Maus drauf ist, verschwindet es", erklärt Geschäftsführer Koziol. "Wenn die Micky Maus nicht drauf ist, verschwindet es langsamer." Komplett vermeiden lässt sich der Schwund aber wohl nicht.

Auch Mehrwegsystem Vytal nutzt es schon

Daniel Koziol führt das Familienunternhmen in der dritten Generation. Seit 1927 produziert der Betrieb ausschließlich in Erbach. Nachhaltigkeit wird dort groß geschrieben. 2021 habe man CO2-neutral produzieren können, gibt die Firma an. Dafür gab es das Prüfsiegel "Gesicherte Nachhaltigkeit" des Deutschen Instituts für Nachhaltigkeit und Ökonomie.

Mit dem Geschirr aus altem Speiseöl geht man nun einen weiteren Schritt in diese Richtung. Disneyland ist nicht der einzige Abnehmer des neuen Materials. Eine Kooperation gebe es bereits mit Vytal, einem digitalen Mehrwegsystem zum Abholen von Speisen und Getränken, erzählt Sprecherin Bode. Und Koziol hofft, bald noch weitere Kunden für das Produkt gewinnen zu können.

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