Frankfurt Heddernheim "Klaa Paris" Fastnachtsumzug

Erstmals seit Beginn der Corona-Pandemie können die Fastnachter und Karnevalisten in Hessen wieder ausgelassen feiern. Doch derzeit bangen manche Vereine um die Finanzierung. Sitzungen und Umzüge sind nicht nur wegen der Inflation teurer geworden.

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Fastnacht-Wagen werden gebaut

hessenschau vom 19.01.2023
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Die Vorbereitungen für die ersten Fastnachtsumzüge seit Beginn der Pandemie laufen auf Hochtouren. Zwar sind die Corona-bedingten Einschränkungen nun entfallen - dafür haben es die Vereine in diesem Jahr allerdings mit neuen Herausforderungen zu tun.

"Die gestiegenen Preise machen uns zu schaffen", sagt Ulrich Fergenbauer, 1. Vorsitzender der Zuggemeinschaft Klaa Paris. Um bis zu 30 Prozent seien die Gesamtkosten für die im Frankfurter Stadtteil Heddernheim geplanten Veranstaltungen gestiegen. Allein der Stundensatz für Sicherheitspersonal und Ordner liege nun bei 24 Euro statt wie zuletzt im Jahr 2020 bei 20 Euro - und jeder der 150 Sicherheitsleute sei für einen mindestens sechsstündigen Einsatz vorgesehen. Das ergibt mindestens 3.600 Euro zusätzlich.

Auch beim Thema Rettungskräfte "drückt ein wenig der Schuh", so Fergenbauer. Wegen Nachwuchsmangels gebe es dort immer weniger Ehrenamtliche. Nun müsse zunehmend auf bezahltes Rettungspersonal zurückgegriffen werden. In Gefahr sei der bekannteste Fastnachtsumzug Frankfurts mit seinen traditionell 111 Zugnummern deshalb nicht. "Wir müssen genug Spender akquirieren, um das aufzufangen."

"Wir kommen mit einem blauen Auge davon"

Das ist im Fall des Großen Rats der Karnevalvereine Frankfurt bereits gelungen. "Dank der Hilfe von Sponsoren und Gönnern und auch Zuschüssen der Stadt Frankfurt kommen wir in diesem Jahr mit einem blauen Auge davon", sagt Zugmarschall René Fischer. Die Hauptsponsoren hätten sich finanziell noch mehr engagiert als bisher.

Sonst hätte die Lage düster werden können, sagt Fischer. Er schätzt die Kosten für den Umzug mit rund 200 Zugnummern sogar 40 Prozent höher. Betrugen sie im Jahr 2020 noch rund 260.000 Euro, werde in diesem Jahr mit rund 370.000 Euro kalkuliert. Neben den Kosten bei Rettungsdiensten und Sicherheitspersonal sei eben auch alles andere teurer geworden: "Dass die Löhne steigen, ist ja noch nachvollziehbar, aber dass sogar die Miete der Toilettenhäuschen teurer wird, versteht kaum jemand."

Im Ernstfall geht es in Fulda an das Ersparte

Auch in Fulda beobachten die Karnevalisten die Preisentwicklung mit Sorge. "Wir rechnen mit bis zu 20 Prozent höheren Kosten", sagt Oliver Weißenberger, Präsident der Fuldaer Karnevalsgesellschaft. Die Karnevalssitzungen seien deutlich teurer als vor Corona, unter anderem wegen der höheren Personalkosten in der Gastronomie und der höheren Getränkepreise.

Noch laufen die Spendenaktionen, aber Weißenberger ist vorsichtig optimistisch: "Gefühlt ist die Spendenwilligkeit nicht schlechter als im Jahr 2020. Wir hoffen, dass wir die Kosten damit decken können, sonst müssen wir auf Erspartes zurückgreifen, das wir eigentlich für die Ausbildung der Musiker und für Gardekostüme zurückgelegt hatten." 2020 gab es in Fulda 281 Zugnummern. Ob es in diesem Jahr wieder so viele werden, wird sich zeigen, wenn die Anmeldungen in der kommenden Woche ausgewertet werden.

"Einfach mal wieder unbeschwert feiern"

Obwohl auch die Veranstalter der Heppenheimer Straßenfastnacht nach eigenen Angaben fast doppelt so hohe Kosten für Ordner und Rettungsdienste erwarten, können sie entspannt planen, wie Zugmarschall Norbert Weiser berichtet. Sie profitierten von den in diesem Jahr besonders großzügigen Spendern und Sponsoren.

Dazu könnte ein weiterer Faktor kommen. Rechneten die Veranstalter in Heppenheim mit normalerweise rund 100.000 Besuchern, könnten es in diesem Jahr durchaus mehr werden. Denn in einigen Gemeinden im benachbarten Rheinland-Pfalz fallen die Fastnachtsumzüge wegen dort vorgeschriebener, strengerer Sicherheitsauflagen und der damit noch höheren Kosten aus. Hessens Nachbarland hatte kürzlich das entsprechende Gesetz geändert. In Hessen gelten noch dieselben Auflagen wie vor der Pandemie.

Trotz der gestiegenen Kosten - wichtig ist Zugmarschall Weiser nun vor allem eines: "Dass die Leute nach den vergangenen Jahren einfach mal wieder unbeschwert feiern können."

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