Flugreisende stehen an einer Passagierkontrolle.

Mit dem Jahreswechsel übernimmt der Flughafenbetreiber Fraport die Organisation der Sicherheitskontrollen am Frankfurter Flughafen. Bisher hat das die Bundespolizei koordiniert. Künftig ist sie nur noch für die Aufsicht zuständig.

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Schnellere Passagierkontrollen – Flughafen übernimmt Organsation von Bundespolizei

Beamte der Bundespolizei (von hinten) laufen durch die Schalterhalle des Frankfurter Flughafens.
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Fraport-Chef Stefan Schulte hat lange Jahre dafür gekämpft, zum Jahreswechsel soll es nun Wirklichkeit werden: Die Bundespolizei gibt die Organisation der Kontrollen am Frankfurter Flughafen an den Flughafenbetreiber ab. Erklärte Ziele sind schnellere und effektivere Abläufe an den Passagier- und Handgepäckkontrollspuren, geringere Wartezeiten für die Fluggäste und letztlich eine größere Verlässlichkeit des gesamten Luftverkehrssystems.

Bundespolizei wacht weiter über Kontrollen

Das Bundesinnenministerium und damit vor Ort die Bundespolizei bleibt als oberste Luftsicherheitsbehörde verantwortlich für alle luftsicherheitsrelevanten Fragestellungen. Es legt konkrete Vorgaben für die Art der Kontrollen und die dabei eingesetzten Geräte fest. Das Personal der beauftragten Sicherheitsfirmen führt die Kontrollen im Auftrag der Fraport durch, aber weiter nach den Richtlinien des Bundes und unter Aufsicht der Bundespolizei.

Fraport ist mit den hoheitlichen Aufgaben nur "beliehen", der Staat kann also im Zweifel jederzeit die Organisation wieder an sich ziehen. Dem Vernehmen nach "gewinnt" die Bundespolizei am Flughafen mit der Reform rund 30 Beamte, die bislang mit dem Management der privaten Dienstleister beschäftigt waren. Die Beamten stehen künftig für andere polizeiliche Aufgaben zur Verfügung. Unter anderem plant die Behörde mehr verdeckte Testläufe an den Kontrollstellen als bislang.

"Fraport kann Informationen besser bündeln"

Die Arbeit an den Kontrollspuren werden auch nach der Re-Organisation private Sicherheitsdienstleister erledigen. Die Unternehmen hoffen auf eine bessere Organisation der Abläufe und weniger Informationsverluste, wie die Sprecherin des Branchenverbandes BDLS, Silke Zöller, sagte. "Die Fraport ist einfach näher dran und kann die verschiedenen Informationen etwa aus dem Flugplan besser bündeln."

Fraport-Chef Schulte hat bereits angekündigt, den Wettbewerb zwischen den verschiedenen Dienstleistern anzufachen, indem mehr Lose ausgeschrieben werden als bislang. Die Mehrheit am eigenen Dienstleister Frasec haben die Frankfurter an das Münchener Unternehmen Dr. Sasse AG verkauft, um freier agieren zu können.

Suche nach Arbeitskräften größtes Problem

Die Gewerkschaft Verdi fürchtet zunächst keinen verstärkten Druck auf die Luftsicherheits-Assistenten. "Fraport hat ein hohes Interesse, dass die ganze Sache erstmal funktioniert", sagte Wolfgang Pieper, der die Tarifverhandlungen für die bundesweit rund 25.000 Beschäftigten koordiniert.

Nachdem flächendeckend Stundenlöhne von 20 Euro durchgesetzt wurden, stehen jetzt mehr Vollzeitverträge und verbindliche Zuschläge auf der Agenda der Gewerkschaft. Das größte Problem für die Unternehmen wird weiterhin sein, genug Arbeitskräfte für den Job zu finden.

Sieben neuartige Scanner

Mit der Übernahme von Fraport kommt neue Technik: Im ersten Quartal des neuen Jahres sollen sieben CT-Scanner in den Dienst gestellt werden, bei denen Flüssigkeiten und elektronische Geräte nicht mehr aus dem Handgepäck genommen werden müssen. Bislang kamen ausschließlich Produkte des britischen Mischkonzerns Smiths Detection mit seinem Werk in Wiesbaden zum Einsatz.

Nun wird auch eine Kontroll-Linie des zum Toyota-Konzern zählenden Konkurrenten Vanderlande eröffnet. Wettbewerb soll auch hier das Geschäft voranbringen, denn bei einer Gesamtzahl von 186 Kontrollspuren am größten deutschen Flughafen ist noch viel zu tun. Und da ist das neue Terminal 3, das 2026 ans Netz gehen soll, noch gar nicht mitgezählt.

Dreidimensionale Ansicht des Tascheninhalts

Die bereits seit Dezember 2020 getesteten Geräte durchleuchten das Handgepäck mit der aus der Medizin bekannten Technik der Computer-Tomographie (CT). Statt nur weniger Aufsichtsbilder liefern sie ohne Tempoverlust Hunderte Aufnahmen des Gepäckstücks, was am Kontrollschirm dreidimensionale Ansichten und die schichtweise Durchleuchtung des Tascheninhalts ermöglicht.

Auch feste und flüssige Sprengstoffe können von den Geräten erkannt werden. Die Flüssigkeitsbeschränkungen im Luftverkehr waren 2006 zur Terrorabwehr eingeführt worden.

Lufthansa konnte nicht so schnell wachsen

Airlines und andere Flughäfen schauen mit großem Interesse auf das Frankfurter Modell, wie die Verbände ADV und BDL versichern. Denn selbst im noch vergleichsweise verkehrsarmen Flugsommer 2022 haben sich die von der Bundespolizei organisierten Fluggastkontrollen insbesondere in Köln, Düsseldorf und Berlin als Nadelöhre erwiesen.

Am Frankfurter Flughafen bleiben die Wartezeiten zwar meist im Rahmen, dennoch musste wegen der knappen Bodenverkehrsdienstleister der Betrieb künstlich begrenzt werden. Die Lufthansa konnte im Interesse eines stabilen Flugplans nicht so schnell wachsen wie ihre Konkurrenten in Paris oder London.

80 Passagiere pro Stunde bei veralteten Linien

Frankfurt wie auch andere deutsche Flughäfen waren schon vor Corona beim Tempo der Kontrollen im europäischen Vergleich stark ins Hintertreffen geraten. Mit 80 Passagieren pro Stunde schafften die veralteten Frankfurter Linien nicht einmal die Hälfte des Durchsatzes an Passagieren, wie er beispielsweise in Amsterdam erreicht wurde. Die letztlich von den Passagieren über eine Gebühr zu finanzierenden Kosten waren entsprechend hoch.

Dass die Kontrollen für die Luftsicherheit weiter wichtig sein werden, zeigt schon die Zahl von rund 150.000 verbotenen Gegenständen, die 2021 am Frankfurter Flughafen gefunden worden sind. Dazu kommen 17.000 Fahndungstreffer und 1.500 vollstreckte Haftbefehle.

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