Gefälschtes Immobilienangebot Fake-Inserat von Online-Betrügern raubt Mieterinnen den Nerv

Organisierte Betrüger bieten ein vermietetes Haus in Wetzlar auf einem Immobilien-Portal zum Verkauf an. Das frustriert das darin lebende Paar und die getäuschten Interessenten. Die Polizei und die Plattform sind ratlos.

Zwei Frauen stehen auf einer Terasse, halten zwei Schilder in der Hand und schauen ernst in die Kamera. Auf den Schildern steht: "Privatgrundstück.Betreten verboten!-Dieses Haus steht nicht zum Verkauf!-Der Bereich wird videoüberwacht!" und auf dem zweiten zusätzlich: "Sämtliche Inserate im Internet sind fake! Es handelt sich um einen Betrug!"
Lena Bastian (links) und Sara Gutsche sind Opfer von Online-Betrügern. Bild © Björn Schaffrina (hr)
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Fake-Inserat von Online-Betrügern raubt Mieterinnen den Nerv

Hessenschau 19:30 Uhr_ 18.09.2024
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Mit Überwachungskameras hatten Lena Bastian und Sara Gutsche nie etwas zu tun. Nun hängt eine an ihrer eigenen Garage. Die Frauen wollen sehen, was sich vor ihrer Haustür abspielt. Ob mal wieder Wildfremde um das Haus gehen oder gleich klingeln werden. Lena Bastian und Sara Gutsche sind indirekt Opfer von Cyber-Kriminellen.

Das Paar mietet seit Juli 2023 ein Einfamilienhaus in Wetzlar, das Betrüger für 260.000 Euro im Internet zum Verkauf anbieten. Seit November 2023 seien "bestimmt 30, 40, 50 Menschen" auf ihrem Grundstück gewesen, erinnert sich Sara Gutsche im Gespräch mit dem hr.

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Immer wieder müssten sie dann erklären, dass das Haus nicht zum Verkauf steht. Nicht immer stoßen sie dabei auf Verständnis, denn für viele Kaufinteressierte platzt ein Traum, wenn das Paar ihnen sagt, dass das Haus nicht zum Verkauf steht und es sich um eine Fake-Anzeige handelt. Nach Angaben der Polizei leisteten Kaufinteressenten sogar teils Anzahlungen auf den vermeintlichen Kaufpreis für eine Hausbesichtigung.

Fake-Immobilienanzeige mit Originalbildern

Der Hauseigentümer ist Jonas Klös. Der 28-Jährige vermietet sein 140 Quadratmeter großes Elternhaus und bezieht dadurch einen Teil seines Einkommens. Jetzt versucht er seinen beiden Mieterinnen zu helfen, damit die Immobilie nicht eine Einnahmequelle für Online-Betrüger bleibt.

Klös fand heraus, dass die Fake-Anzeige immer wieder im Internet erscheint - meist nach 18 Uhr, immer nur für wenige Stunden. Schockiert habe ihn, dass die mutmaßlichen Kriminellen seine Daten abgegriffen haben. Die Fake-Anzeige enthalte "die Originalbilder, den Original-Beschreibungstext und die Original-Grundrisse des Hauses". Klös geht davon aus, dass die Betrüger Screenshots seiner ursprünglichen Anzeige fotografiert haben und verwenden.

Portal geht von Banden aus

Dem Immobilienanbieter ImmoScout24 ist die Betrugsmasche bekannt. Nach Angaben des Unternehmens handelt es sich bei den Betrügern um professionelle Banden. Zwar sei die Zahl der Betrugsversuche auf einem konstant niedrigen Niveau. Zugenommen habe allerdings die Qualität der gefälschten Anzeigen, auch Künstliche Intelligenz werde immer häufiger genutzt.

ImmoScout 24 teilt mit, dass es unmöglich sei, Betrugsversuche komplett auszuschließen. Das liege daran, dass der Betrug nicht direkt auf den Immobilienplattformen stattfinde, sondern "in der daraus entstehenden Kommunikation zwischen den Anbietern und den Immobiliensuchenden". Hier werde versucht, die Kommunikation abseits der Plattform fortzuführen.

Schilder warnen vor Fake-Anzeige

Lena Bastian und Sara Gutsche versuchen dem Online-Schwindel inzwischen ganz analog mit Zettel und Stift beizukommen. Das Paar bastelte Schilder aus Stöcken und Papier, die es vor dem Haus aufstellte. Darauf steht: "Sämtliche Inserate im Internet sind Fake. Es handelt sich um einen Betrug." Damit wollen sie verhindern, dass Kaufinteressierte klingeln und das Grundstück betreten.

Hauseigentümer Jonas Klös erstattete Anzeige und leitete die E-Mail-Adresse der mutmaßlichen Betrüger an die Polizei weiter. Die Adresse hatten ihm geschädigte Kaufinteressenten zur Verfügung gestellt.

Ermittlungen laufen oft ins Leere

Die Ermittlungen dazu liefen aber ins Leere. Guido Rehr, der Sprecher der Polizei Mittelhessen, teilt mit: "Der Provider hatte keine Kundendaten zu dieser E-Mail. Es war wohl eine Fake-E-Mail-Adresse."

Demnach geht es mit den meisten Ermittlungen zu Fake-Anzeigen so. Trotzdem sei es wichtig, Anzeige zu erstatten, erläutert Polizeisprecher Rehr. Denn die Täterinnen und Täter versuchten oft, mit den gestohlenen Daten Verträge abzuschließen oder Kredite zu beantragen.  

Lena Bastian und Sara Gutsche hoffen, dass es mit den Fake-Anzeigen bald ein Ende nimmt und ihre Gegenmaßnahmen wirken. Beide Frauen arbeiten als Altenpflegerinnen im Schichtdienst. Nachts arbeiten sie oft, tagsüber schlafen sie dann. Bis es wieder klingelt.

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Sendung: hr INFO,

Quelle: hessenschau.de mit Material von Björn Schaffrinna (hr)