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Hessische Unternehmen sehen Wettbewerbsfähigkeit durch Energiewende eingeschränkt

Solarpanels mit Strommast und Windkraftanlage

Jedes zweite hessische Unternehmen schätzt seine Wettbewerbsfähigkeit laut einer IHK-Befragung derzeit negativ ein. Der Grund: die Energiewende. Die größte Sorge der Betriebe ist dabei nicht allein der hohe Strompreis.

Die Energiewende belastet hessische Unternehmen. Zu dieser Einschätzung kommt eine bundesweite Umfrage des Industrie- und Handelskammertags (IHK). Demnach beurteilt jedes zweite Unternehmen in Hessen (49 Prozent) die Auswirkungen der Energiewende auf die eigene Wettbewerbsfähigkeit negativ.

Damit sei ein Höchstwert erreicht, teilte die IHK am Mittwoch mit. Vor zwei Jahren habe der Anteil der Unternehmen, die die Energiewende als negativ oder sehr negativ einschätzten, noch bei 25 Prozent gelegen. Ein Treiber für diese Einschätzung ist laut der Umfrage der hohe Strompreis. Das größte Hemmnis sehen die Unternehmen laut IHK-Befragung aber in den von der Energiepolitik geschaffenen Rahmenbedingungen. 

Verlässlichkeit der Energiepolitik als größtes Hemmnis

Zwar hat demnach jeder zweite Betrieb das landespolitische Ziel, Hessen bis 2045 klimaneutral zu machen, fest verankert. Mehr als zwei Drittel gaben zudem an, eigene erneuerbare Energieanlagen auf dem Betriebsgelände installiert zu haben oder eine Installation zeitnah zu planen.

Jeweils rund 60 Prozent sehen sich aber durch fehlende Planbarkeit und Verlässlichkeit in der Energiepolitik sowie bürokratische Anforderungen ausgebremst. 90 Prozent fordern besseren Rahmenbedingungen für die Energie-Eigenversorgung und Direktlieferverträge.

Zwei Drittel der Unternehmen sehen zunehmende Probleme von Engpässen bei Übertragungs- und Verteilnetzen. Nur knapp drei Prozent der hessischen Betriebe sehen aktuell keine Netzprobleme.

Strompreis beeinträchtigt Wettbewerbsfähigkeit

Erst an dritter Stelle nennen die befragten Unternehmen die hohen Energiepreise als Begründung für eine negative Wettbewerbsfähigkeit. Obwohl die Strommärkte sich beruhigt hätten, seien die Preise in den vergangenen 12 Monaten für 83 Prozent der befragten Unternehmen gestiegen. 73 Prozent wünschen sich eine Senkung von Steuern und Abgaben auf den Strompreis, 44 Prozent sehen durch die hohen Preise einen Verlust der Wettbewerbsfähigkeit am Standort Deutschland.

Die befragten Industriebetriebe führten das vor allem mit der Rückstellung von Investitionen zurück: Ein Drittel der hessischen Unternehmen gab an, diese im vergangenen Jahr wegen der hohen Strompreise verschoben zu haben. Rund 30 Prozent erwägen demnach eine Einschränkung der Produktionskapazitäten oder eine Verlagerung ins Ausland.

IHKH-Präsidentin: Industriestrompreis kommt zu kurz

Die Ergebnisse des sogenannten Energiewendebarometers zeigten eindrücklich, dass alle Unternehmen in Hessen die Auswirkungen der hohen Strompreise deutlich spürten und ihre Investitionen einschränkten, sagte die Präsidentin des hessischen IHK, Kirsten Schoder-Steinmüller.

Der auf Bundesebene diskutierte Industriestrompreis komme mit seinem Fokus auf wenige energieintensive Unternehmen daher zu kurz. Stattdessen müsse eine zukunftsgewandte Entlastung aller Unternehmen in den Blick genommen werden. Als Beispiel nannte sie, gezielt Anreize für den Ausbau regenerativer Energie zu setzen und auf Stromsteuern und Umlagen zu verzichten.

Schoder-Steinmüller forderte die Landespolitik auf, beim Ausbau des erneuerbaren Energieangebots und der Leistungsfähigkeit der Netze "deutlich schneller" zu werden. Anders werde die Transformation der Wirtschaft bis 2045 nicht zu bewerkstelligen sein.

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