Ein Firmenschild mit dem blau-weißen Logo von Winterhall Dea steht vor dem Bürogebäude der Firma.

Der Kasseler Öl- und Gaskonzern Wintershall Dea will trotz des Ukraine-Kriegs an seinen bestehenden Projekten in Russland festhalten. Die stillgelegte Ostsee-Pipeline Nord Stream 2 bedeutete für das Unternehmen einen Milliardenverlust.

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Gaskonzern Wintershall Dea hält an Russland-Projekten fest

hs
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Die Geschäfte des Öl- und Gaskonzerns Wintershall Dea mit Russland liefen lange gut, seit dem Ukraine-Krieg wird der Konzern zum Umdenken gezwungen: Im ersten Quartal musste Wintershall Abschreibungen auf sein Russland-Geschäft in Höhe von 1,5 Milliarden Euro vornehmen, wie die BASF-Mehrheitsbeteiligung am Donnerstag in Kassel mitteilte.

Überschuss legt zu

Unterm Strich stand somit ein Nettoverlust von einer Milliarde Euro. Für die roten Zahlen im ersten Quartal sorgten insbesondere die Abschreibung der Finanzierung der umstrittenen Gaspipeline Nord Stream 2 und Wertberichtigungen auf russlandbezogene Vermögenswerte des Kasseler Unternehmens.

Die Produktion konnte das Unternehmen im ersten Quartal erhöhen, die Nachfrage ist hoch: Bereinigt um Sondereffekte wie die Abschreibung legte der Überschuss dank kräftig gestiegener Öl- und Gaspreise von 171 Millionen Euro im Vorjahr auf 669 Millionen Euro zu.

Russlandgeschäft läuft teils weiter

Trotz des Ukraine-Kriegs will der Konzern an seinen bestehenden Projekten in Russland festhalten. Nach "intensiven Diskussionen" habe sich die Geschäftsführung entschieden, "unsere Beteiligung an unseren Projekten in Russland weiterzuführen", sagte der Vorstandsvorsitzende Mario Mehren am Donnerstag.

Neue Projekte in Russland würden aber nicht mehr begonnen, Zahlungen an Russland seien ausgesetzt worden. Mehren verwies auf die Verantwortung des Unternehmens für die eigenen Mitarbeiter und die europäische Energieversorgung. Hätte sich das Unternehmen für einen vollständigen Rückzug vom russischen Markt entschieden, so wären "Vermögenswerte in Milliardenhöhe an den russischen Staat gefallen".

Umweltaktivisten wollen demonstrieren

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Wintershall mit Milliardenverlust

Anlagen des Energiekonzerns Wintershall
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Kritikern reicht das nicht: Die Umwelt- und Menschenrechtsorganisation "Urgewald" teilte am Donnerstag mit, der Milliarden-Verlust sei Ergebnis von "Profitgier und der Missachtung aller geopolitischer Warnungen" vom Wintershall-Mutterkonzern BASF. Mit der Beteiligung von BASF und Wintershall Dea an Nord Stream 1 und 2 sowie dem Verkauf des Wintershall-Gasspeichergeschäfts an Gazprom hätte der Konzern "entschieden zur toxischen Abhängigkeit Deutschlands speziell von russischem Erdgas beigetragen".

Die Gruppe kündigte an, am Donnerstag mit den Aktivisten von Klimagerechtigkeit Kassel, Fridays For Future und Extinction Rebellion vor der Wintershall Dea-Zentrale in Kassel demonstieren zu wollen.

Wintershall Dea ist 2019 aus der Fusion der Wintershall Holding GmbH und der Dea AG hervorgegangen. Das Unternehmen mit Sitz in Kassel und Hamburg beschäftigt weltweit knapp 2.500 Menschen. BASF hält gut 70 Prozent an Wintershall Dea. Der Rest gehört LetterOne, einer Beteiligungsgesellschaft, in der der russische Oligarch Michail Fridman seine Dea-Anteile gebündelt hat.

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