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Streik beendet - Fahrer verlassen Raststätte Gräfenhausen

Freude bei den osteuropäischen Lastwagenfahrern über das Ende des Streiks

Der Streik ist beendet: Knapp sechs Wochen haben osteuropäische Fernfahrer auf der Raststätte Gräfenhausen an der A5 in Südhessen um ihre Löhne gekämpft. Auf den Plan riefen sie Gewerkschaften, Politik - und eine zwielichtige Privatmiliz. Der polnische Spediteur lenkte schließlich ein.

Nach fast sechs Wochen ist der Streik georgischer und usbekischer Lastwagenfahrer um ausstehenden Lohn beendet. Die mehr als 60 Männer verließen am Freitagnachmittag die Raststätte Gräfenhausen (Darmstadt-Dieburg) an der A5 - die meisten in einem Bus, einige wollten direkt nach Hause zu ihren Familien.

Dem polnischen Speditionsunternehmen, für das sie gearbeitet hatten, übergaben sie Wagenschlüssel und Fahrzeugpapiere. "Alles konnte geklärt werden", sagte der niederländische Gewerkschafter Edwin Atema, der für die Fahrer verhandelt hatte. Die Einigung hatte sich Mitte der Woche abgezeichnet.

Bis zum letzten Euro gewartet

Einige Fahrer hatten bis Freitag auf die Überweisung ihrer Gelder gewartet. Der Bus stand seit Donnerstagabend bereit. Die Gruppe hatte aber entschieden, erst abzufahren, wenn alles komplett gezahlt wurde, wie Michael Wahl vom Beratungsnetzwerk faire Mobilität sagte. Er hatte die Fahrer zusammen mit Gewerkschaftern, Kirchenleuten und Privatpersonen unterstützt.

Zufriedene Lkw-Fahrer verlassen zum Ende ihres Streiks im Bus die Raststätte Gräfenhausen.

"Wir hoffen, dass dieser Aufschrei der ausgebeuteten Fahrer Effekte hat", sagte Wahl zum Ende des Streiks. Er hoffe, "dass sich langfristig etwas in diesem Sektor ändert, dass die Arbeitsverträge besser werden, dass aber auch in den Lieferketten Verantwortung übernommen wird."

Erst Kundenbeschwerde brachte die Wende

Insgesamt 303.000 Euro haben die Streikenden erstritten. Weil rund ein Drittel des Geldes längere Zeit noch fehlte und die Verhandlungen ins Stocken gerieten, drohten Fahrer zwischenzeitlich mit Hungerstreik. Der Streik hatte auch die Situation von Fahrern und Menschenrechten im internationalen Gütertransport in den Blickpunkt der Öffentlichkeit gerückt. Sogar das Europaparlament hatte sich mit dem Streik befasst.

Die ersten Zahlungen tröpfelten seit Mitte April. Allerdings brachte wohl erst die Drohung eines Kunden der Spedition die Wende. Er hatte auf seine Lieferung gewartet und Vertragsstrafen angemahnt.

"Wenn Menschenrechte und Arbeitsbedingungen gebrochen werden, scheint das niemanden zu interessieren, aber wenn mit 100.000 Euro Vertragsstrafe pro Tag nicht ausgelieferter Lieferung gedroht wird, dann kann auf einmal ganz schnell Geld gezahlt werden", kritisierte Berater Wahl.

Eskaliert war die Lage an der Raststätte am Karfreitag: Der Inhaber der Spedition versuchte, sich Zutritt zu den abgestellten Lkws zu verschaffen und den Streik mit Gewalt zu beenden. Begleitet wurde er von einen in Polen bekannten Privatdetektiv, der mit eigener Miliz und panzerähnlichen Fahrzeugen aufgefahren war.

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