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Streik der Lkw-Fahrer an der A5 spitzt sich zu

Zwei Männer hängen ein Banner mit der Aufschrift "Hungerstreik" an einem Lkw auf.

Der Streik der Lkw-Fahrer an der A5 im südhessischen Gräfenhausen eskaliert: Rund 30 Männer sind in einen Hungerstreik getreten, weil ihre ausstehenden Löhne seit Monaten nicht bezahlt wurden.

Rund 30 streikende Lkw-Fahrer an der Raststätte Gräfenhausen bei Weiterstadt (Darmstadt-Dieburg) sind am Dienstag in einen Hungerstreik getreten. Das teilte am Dienstagnachmittag Edwin Atema von der europäischen Transportarbeitergewerkschaft mit, der von den Fahrern als Vermittler beauftragt wurde.

Zu dem Hungerstreik habe man sich entschieden, weil es bei den Verhandlungen bislang keine Fortschritte gegeben habe. "Die Lage ist erschreckend", sagte Atema dem hr. "Ein Hungerstreik, weil Menschen ihren Lohn nicht kriegen, sollte in Europa nicht stattfinden müssen."

Lkw-Fahrer sind verzweifelt

Die mehr als 80 Lkw-Fahrer eines polnischen Spediteurs harren seit Wochen an der A5 aus. Sie kommen unter anderem aus Georgien, Usbekistan, Tadschikistan und der Ukraine. Seit Monaten warten die Männer auf ausstehende Löhne.

"Wir sehen hier nicht genug Fortschritt und deswegen auch keine andere Möglichkeit", erklärte der 49 Jahre alte Fahrer Vladimir. "Meine Familie in Georgien hungert seit Monaten und wartet auf das Geld, das mir zusteht. Deswegen gehe auch ich in den Hungerstreik."

Ein Mann steht vor einem Lkw an einer Autobahnraststätte.

Schon länger mit Hungerstreik gedroht

Die Fahrer hatten bereits in der vergangenen Woche mit einem Hungerstreik gedroht, der allerdings am Freitag zunächst abgewendet schien.

Es hatte Verhandlungen mit mehreren Unternehmen gegeben, deren Waren von den streikenden Fahrern transportiert werden sollten. Sie hatten sich bereiterklärt, nicht mehr den polnischen Spediteur zu bezahlen, sondern die Fahrer direkt.

Fehlende Löhne stehen aus

Zu Beginn des Streiks hatte etwa ein Dutzend Fahrer in individuellen Gesprächen Erfolge erzielt und die Wagen an die Spedition zurückgegeben. Seitdem schlossen sich bis zu 120 Fahrer dem Streik an.

Wie lange der Konflikt noch anhalten wird, ist unklar. Seit Wochen gab es keine Gespräche mehr – beide Seiten geben sich gegenseitig die Schuld an dem Stillstand. Der polnische Unternehmer hat mittlerweile Anzeige unter anderem wegen Erpressung bei der Staatsanwaltschaft Darmstadt erstattet.

Erster Streik bereits im Frühjahr

Bereits im März waren in Gräfenhausen rund 60 Fahrer der selben Spedition in den Streik getreten und konnten nach sechs Wochen ihre Forderungen durchsetzen. Ihr Arbeitskampf sorgte auch für stärkere Aufmerksamkeit für die Arbeitsbedingungen im internationalen Gütertransport.

Damals war der Konflikt eskaliert, als der Spediteur mit einer privaten Sicherheitstruppe am Karfreitag versucht hatte, die Kontrolle über Lastwagen und Ladung zu übernehmen.

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