Stefanie Kirchner (im Bildvordergrund) steht im Hof und lächelt in die Kamera. Neben ihr steht ihr braun-graues Pferd.

Warum das Auto nehmen, wenn man zur Arbeit reiten kann: Wegen der hohen Benzinpreise infolge des Ukraine-Kriegs hat Stephanie Kirchner aus Beselich buchstäblich umgesattelt. Dank Pferd oder Kutsche spart sie monatlich rund 250 Euro.

Videobeitrag

Video

Pferd statt Auto

mt
Ende des Videobeitrags

Stephanie Kirchner legt ihren Kaltblütern Danny und Florus das Zaumzeug an, streichelt ihnen über die Nüstern und spannt sie vor eine Kutsche. Seit rund zwei Monaten kommen die großen grau-braunen Tieren noch häufiger zum Einsatz als zuvor. Denn Kirchner hat umgesattelt: Statt mit dem Auto kommt sie mittlerweile mit ihren Pferden zur Arbeit.

Grund dafür sind vor allem die gestiegenen Benzinpreise. "Ich habe überlegt, wie ich Geld einsparen kann", erzählt die 33-Jährige. Weil ihre Pferde sowieso täglich bewegt werden müssen, habe der Umstieg vom Autositz auf den Pferdesattel nahe gelegen: "Eine Win-win-Situation für den Geldbeutel und die Tiere", sagt sie und lacht.

"Win-Win-Situation für Tiere und Geldbeutel"

Kirchner betreibt einen Reiterhof in Hadamar-Oberweyer (Limburg-Weilburg). Dort hat sie zehn eigene Pferde, mit denen sie unter anderem Planwagenfahrten und Reitunterricht anbietet. Zudem kümmert sie sich dort um 15 Einstellerpferde.

Ihr Wohnort Beselich-Schupbach liegt rund zehn Kilometer vom Reiterhof entfernt - dort hat sie auch Unterstellmöglichkeiten. So hat sie immer einige Pferde zu Hause sowie auf dem Reiterhof im Oberweyer stehen, mit denen sie die Strecke zurücklegen kann.

250 Euro weniger Benzinkosten

"Ich schaue meistens spontan, welches der Pferde gerade Bewegung braucht", berichtet Kirchner. Dreimal pro Woche spannt sie ihre Kutschpferde für den Arbeitsweg an. "Bei den Reitpferden gucke ich, welches Pferd zum Beispiel mal wieder ein bisschen Erziehung braucht", erklärt sie. So lasse sich der Arbeitsweg auch super mit Training verbinden.

Stefanie Kirchner fährt mit ihrem Kaltblütern Kutsche

Seit sie ihr Auto zu Hause stehen lasse, habe sie viel weniger Ausgaben, sagt Kirchner. Mit ihrem großen Toyota, Verbrauch um die 15 Liter, sei sie bislang im Monat rund 700 Kilometer gefahren. Die meisten Strecken damit fielen jetzt weg, sagt sie: "Ich habe schon im ersten Monat 250 Euro Ausgaben für Sprit gespart." Mit dem Pferd zur Arbeit zu reiten, habe noch mehr Vorteile: "Es ist ökologischer, ich verursache keine Abgase und verbringe mehr Zeit in der wunderschönen Natur."

40 Minuten mit dem Pferd statt 15 mit dem Auto

Der einzige Nachteil sei der zeitliche Aspekt, so die Pferdeliebhaberin. Wer selbstständig sei wie sie, habe immer viel zu tun. Statt 15 Minuten müsse sie mit dem Pferd jetzt rund 40 Minuten pro Strecke einrechnen. Trotzdem lohne sich der Zeitaufwand: "Die Ritte mit den Pferden sind meine Antidepressiva", sagt Kirchner lächelnd.

Ihr Auto nutzt die 33-Jährige mittlerweile nach eigener Aussage nur noch, wenn sie ihren Sohn abholen oder schwere Wasserkanister auf die Pferdekoppel transportieren muss. Alles andere wird auf vier Hufen zurückgelegt. Sogar zum Supermarkt reitet Kirchner mittlerweile. "Dann schnalle ich einfach die Satteltaschen aufs Pferd, das ist dann sozusagen mein Kofferraum", sagt sie. Ihre Tiere seien so geduldig und wenig scheu, dass sie sie an einem Laternenmasten vor dem Laden anbinden könne.

Selbst zum Supermarkt reitet Kirchner mit dem Pferd

Dass sie durch ihren Beruf die Möglichkeit hat, mit den Pferden statt mit dem Auto unterwegs zu sein, empfindet Kirchner als großes Privileg. "Für Menschen, die bisher keine Pferde haben, lohnt sich das natürlich nicht", sagt sie. Ein Pferd sei nicht nur in der Anschaffung, sondern auch im Unterhalt sehr kostenintensiv.

Inzwischen hat sie auch ihre Mitarbeiterin Maria von der Idee überzeugt, mit dem Pferd zur Arbeit zu reiten. So habe auch sie schon Benzinkosten einsparen können. Mittlerweile gehe es aber nicht mehr nur ums Geld. "Wer zur Arbeit reitet, ist auch gleich besser gelaunt", davon ist Stephanie Kirchner überzeugt.

Weitere Informationen Ende der weiteren Informationen