Plakat mit Schriftzug "Streik" an Tür

Am Uniklinikum Gießen und Marburg ist den dritten Tag in Folge gestreikt worden. Rund 1.000 Klinikbeschäftigte befanden sich am Mittwoch im Ausstand. Patienten wurden informiert, Termine verschoben.

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Streik am Uniklinikum Gießen und Marburg geht weiter

Klinikgebäude
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Der unbefristete Warnstreik am Uniklinikum Gießen und Marburg (UKGM) wurde am Mittwoch fortgesetzt. Rund 1.000 Klinikbeschäftigte befanden sich im Streik.

"Die starke Beteiligung ist ein klares Signal an die Klinikleitung, jetzt substanzielle, konkrete und verbindliche Angebote für Entlastung und Beschäftigungssicherung zu machen", erklärte Verdi-Sekretär Fabian Dzewas-Rehm. Der Leidensdruck sei hoch, die Beschäftigten der Uniklinik am Limit.

Bis zu 90 Prozent Operationen ausgefallen

Für den dritten Tag des Ausstandes hatte die Gewerkschaft Verdi alle nicht-ärztlichen Beschäftigten - von Pflegekräften bis hin zum Sicherheitsdienst - in Marburg und Gießen zur Beteiligung aufgerufen.

Nach Angaben des Gewerkschaftssekretärs Fabian Dzewas-Rehm fielen aufgrund des Ausstandes bis zu 90 Prozent der geplanten Operationen aus. Er sprach daher von "großen Auswirkungen" auf den Klinikbetrieb. Die Patienten seien darüber informiert worden. Notfälle würden natürlich trotzdem behandelt.

Verhandlungen für über 7.000 Klinik-Beschäftigte

Die Tarifverhandlungen über Entlastungen und Beschäftigungssicherung sollten am Donnerstag in die fünfte Runde gehen. Die Verhandlungen betreffen die mehr als 7.000 nicht-ärztlichen Beschäftigten des privatisierten Uniklinikums, das insgesamt rund 9.600 Mitarbeiter hat. Höhepunkt der Streikwoche soll eine Demonstration am Freitag durch die Marburger Innenstadt sein.

"Der Arbeitgeber hat es jederzeit in der Hand, den Streik durch ein entsprechendes Tarifangebot zu beenden", betonte Dzewas-Rehm. Es sei völlig unverständlich, dass der Arbeitgeber die Frist von 100 Tagen nicht genutzt habe, um am Verhandlungstisch eine gute Lösung zu finden.

Ultimatum abgelaufen

Zuletzt hatte sich das Land mit dem Eigentümer auf ein Zukunftspapier geeinigt. In den kommenden zehn Jahren wollen beide Seiten insgesamt 850 Millionen Euro investieren. Betriebsbedingte Kündigungen soll es nicht geben.

Verdi hatte die Streikwoche am UKGM am Montag gestartet, nach dem ein hunderttägiges Ultimatum im Streit um den Entlastungstarifvertrag abgelaufen war. Rund 600 Teilnehmer aus den Bereichen Operationen, Anästhesie, Radiologie, Neuroradiologie, Endoskopie sowie der Herzkatheter-Labore an beiden Standorten folgten dem Streikaufruf laut Gewerkschaft.

Geschäftsleitung hält Streik für "unnötig"

Die Geschäftsführung des Uniklinikums hält den angekündigten Streik laut einer Stellungnahme vom Freitag "für unnötig, weil es inzwischen konstruktive Verhandlungen gibt, und für unangemessen,

Die Klinikleitung reagierte mit Unverständnis auf die Streik-Maßnahmen. "Zwei Wochen Streik am UKGM mit einer Patientenversorgung auf Wochenendniveau sind unverantwortlich", hieß es in einer Rundmail der Geschäftsleitung. Sie forderte Verdi auf, die Streiks ab kommenden Montag auszusetzen. Die Versorgung der Patientinnen und Patienten sei "hochgradig gefährdet".

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UKGM

Das UKGM ist einer der größten Arbeitgeber in Mittelhessen und die drittgrößte Universitätsklinik in Deutschland. Rund 436.000 Patienten werden an den Standorten Gießen und Marburg jährlich versorgt.
2006 wurde das Krankenhaus von der damaligen schwarz-gelben Landesregierung an den privaten Klinikbetreiber Rhön-AG verkauft. Seit 2020 ist die Krankenhauskette Asklepios Mehrheitsgesellschafter. Es ist das bundesweit einzige Uniklinikum in privater Hand. Das Land Hessen hält noch fünf Prozent daran.

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Warnstreiks an kommunalen Krankenhäusern am Donnerstag

Auch für die Ärztinnen und Ärzte an kommunalen Krankenhäusern laufen gerade Tarifverhandlungen, die von Warnstreiks begleitet werden. Für Donnerstag ruft die Ärztegewerkschaft Marburger Bund in den Krankenhäusern zu einem ganztägigen Warnstreik auf.

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