Ein Fensterputzer reinigt eine der vielen Scheiben des Museums für Angewandte Kunst in Frankfurt.

Die Zahl der Arbeitslosen steigt. Das sei zu Jahresbeginn ein normales Phänomen, erklärt die Arbeitsagentur. Doch hessische Unternehmen sind alarmiert: Viele möchten keine neuen Mitarbeiter einstellen.

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So sieht es auf dem hessischen Arbeitsmarkt aus

Arbeitsagentur
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Die Zahl der Arbeitslosen in Hessen ist zum Jahresanfang weiter gestiegen. Im Januar waren 5,6 Prozent arbeitslos - das entspricht fast 195.000 Menschen. Zum Vergleich: Im Dezember lag die Arbeitslosenquote noch bei 5,3 Prozent.

Ein Anstieg der Arbeitslosen zum Beginn des Jahres sei erstmal normal, erklärt die Arbeitsagentur. Gründe dafür seien etwa das Ende des Weihnachtsgeschäfts und die zum Jahreswechsel auslaufenden Arbeitsverträge. Als weiteren Grund nennt Frank Martin, Vorsitzender der Arbeitsagentur in Hessen, den kalten Winter, wodurch es auf dem Bau und in Außenberufen weniger Beschäftigungsmöglichkeiten gebe.

Höhere Arbeitslosigkeit 2024

Doch ein Blick zurück zeigt: Die Arbeitslosigkeit im Januar 2024 lag über den Werten der vergangenen Jahre. So betrug sie im Januar 2023 noch 5,2 Prozent, im Januar 2022 lag sie bei 4,8 Prozent, im Januar 2020 bei 4,7 Prozent. Lediglich im Corona-Jahr 2021 - während des Lockdowns - war die Arbeitslosenquote mit 5,8 Prozent höher.

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Die aktuellen Zahlen sind laut Johannes Paul, Pressesprecher der Arbeitsagentur Regionaldirektion Hessen, noch völlig im Rahmen. Grund zur Besorgnis gebe es nicht.

"Wir haben eine hohe Beschäftigung, und die steigt weiter", sagt er. Die Zahl der Erwerbstätigen in Hessen ist zuletzt auf eine historische Rekordhöhe gestiegen. 2023 waren 3,59 Millionen Menschen erwerbstätig. Das geht aus Zahlen des Statistischen Landesamtes hervor.

Anzahl der freien Stellen sinkt

Doch die Lage am Arbeitsmarkt ist trotzdem angespannt. So gibt es Rückgänge bei den gemeldeten, freien Arbeitsstellen. Im Januar 2024 wurden der Agentur für Arbeit knapp über 45.000 freie Stellen in Hessen gemeldet. Das ist der niedrigste Werte seit Juni 2021. Im Vorjahresmonat waren es noch fast 50.000 Stellen, davor mehr als 50.000.

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Einem Unternehmen steht es allerdings frei, seine Stellen der Arbeitsagentur zu melden oder ausschließlich eigenständig zu suchen. Somit gibt es eine deutliche Dunkelziffer. "Die Zahlen sind dennoch ein Indikator dafür, dass Arbeitgeber weniger optimistisch in die Zukunft blicken, als es zu anderen Zeiten der Fall war", sagt Paul.

Das beobachtet auch die Industrie- und Handelskammer (IHK) in Darmstadt. Laut ihrer aktuellen Konjunkturumfrage unter 900 Unternehmen laufen die Geschäfte noch schlechter als im Herbst. "Ein Ende der Krise ist nicht in Sicht", heißt es. Das liegt unter anderem an der Unklarheit, wie es mit dem Krieg in der Ukraine weitergeht. Auch die konjunkturelle Lage spielt eine Rolle: Ausschlaggebend sind vor allem die hohe Inflation und der dadurch rückläufige private Konsum.

Viele Unternehmen befürchten Verschlechterung

Industrie und Dienstleister, darunter insbesondere der Einzelhandel, berichten demnach von schlechten Geschäften, im Baugewerbe ist es kaum besser. Für die nächsten Monate befürchten der Befragung nach viele Unternehmen eine weitere Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage.

Nur zwölf Prozent der Unternehmen rechnen mit einer Verbesserung der Situation, 56 Prozent glauben, dass es so bleibt, wie es ist. Jedes dritte Unternehmen (32 Prozent) befürchtet, dass es schlechter wird.

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Auch die weitere Entwicklung der Preise und die damit einhergehende Inflation begünstige Unsicherheiten, sagt Frank Martin von der Arbeitsagentur. Das führe dazu, dass Unternehmen mit Neueinstellungen sehr zurückhaltend seien. Wegen des fortdauernden Fachkräftemangels rechnet die Arbeitsagentur aber nicht mit großen Entlassungswellen.

25 Prozent planen Personalverkleinerung

Etwas kritischer fällt das Ergebnis der Konjunkturumfrage der IHK Darmstadt aus. Demnach wollen nur zehn Prozent der befragten Unternehmen neue Mitarbeitende einstellen. 25 Prozent hingegen planen, Personal zu entlassen oder ausscheidende Mitarbeitende nicht zu ersetzen.

"Bei vielen Unternehmen wird die Eigenkapitaldecke allmählich dünn. Jetzt haben wir erstmals die Situation, dass sich Unternehmen in nennenswertem Umfang von Personal trennen müssen", sagt IHK-Hauptgeschäftsführer Robert Lippmann.

Einbruch bei Innovationen

Die Sonderauswertung für Südhessen zeige, dass dort die Zurückhaltung bei Innovationsaktivitäten sogar noch größer ist als im bundesweiten Schnitt. "Das Einbrechen der Innovationsaktivitäten ist ein Alarmzeichen. Das ist ein erschütterndes Ergebnis", sagt Matthias Martiné, Präsident der IHK Darmstadt.

Als größtes Risiko sehen die befragten Unternehmen die Inlandsnachfrage, die Qualität der Wirtschaftspolitik und die damit einhergehende Belastung durch Bürokratie. Die IHK fordert daher mehr Unterstützung vonseiten der Politik, um die Wirtschaft zu stärken.

"Arbeitsmarkt steht auf der Kippe"

Die IHK Kassel-Marburg sieht ebenfalls einen eher negativen Trend. Bei einer aktuellen Befragung von Unternehmen in der Region kam heraus: Etwa jedes zehnte Unternehmen geht in der Zukunft von einer steigenden Beschäftigung aus, 65 Prozent von einer gleichbleibenden. Ungefähr jedes vierte Unternehmen (24 Prozent) hingegen, glaubt, dass die Beschäftigtenzahl fallen wird.

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"Der Arbeitsmarkt in Deutschland steht auf der Kippe", heißt es in dem Bericht. Auf der einen Seite steige die Beschäftigung, und viele Unternehmen suchten Fachkräfte. Auf der anderen Seite hinterlasse die seit Monaten dauernde Schwäche der deutschen Wirtschaft immer mehr Spuren. "Entscheidend wird sein, wie schnell Deutschland seine Wachstumsschwäche überwinden wird", teilt die IHK Kassel-Marburg mit.

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