Nikolaus Moehren steht in der Abfluhalle am Frankfurter Flughafen

Die Flugbegleiter bei der Lufthansa haben in Frankfurt für mehr Lohn gestreikt. Einer von ihnen erzählt von seinem Traumjob unter harten Bedingungen – und warum es Nachwuchssorgen gibt.

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Hessen lahmgelegt – Kabinenpersonal der Lufthansa streikt

hs
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Das Jahr hat 365 Arbeitstage, keine Sonntage, keine Feiertage, kein Weihnachten – dazu kommt ein Leben im ständigen Jetlag: So fasst Nikolaus Moehren seinen Job als Flugbegleiter und Kabinenchef bei der Lufthansa zusammen.

Der 33-Jährige liebt seinen Beruf, ein Traumjob, sagt er. Aber damit das so bleibt, müsse sich etwas ändern. Moehren ist Mitglied der Flugbegleitergewerkschaft Ufo und Teil der Tarifkommission. Seit Dienstag wird die Lufthansa im Tarifkonflikt bestreikt, rund 19.000 Flugbegleiterinnen und Flugbegleiter des Unternehmens sind zum Streik aufgerufen. Bis 23 Uhr gab es keine Abflüge ab Frankfurt, am Mittwoch werden dann alle Abflüge von München bestreikt.

Streikender Flugbegleiter: "Durch die Zeitzonen gejagt"

Von Deutschland nach Asien, dann in die USA und von dort nach Indien – "wir werden durch die Zeitzonen gejagt", sagt Moehren, "Flieger fliegen immer, das ist eine hohe Arbeitsbelastung, wir werden rund um die Uhr rund um die Welt eingesetzt." Natürlich mache das den Job aus, er sehe viel von der Welt.

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Für den Körper sei das allerdings belastend, deswegen müssten die Arbeitsbedingungen fair sein, sagt Moehren. Bei minus 20 Grad in Montreal, von da nach Indien in eine andere Zeit- und Klimazone, wo mehr als 35 Grad herrschen. Für einen Urlaub klingt das spannend, doch wer so arbeitet, muss zäh sein: "Das ist eine hohe Belastung, es stresst und ermüdet den Körper und wir sind für die Sicherheit in der Kabine verantwortlich."

Berufseinsteiger schmeißen hin

Moehren möchte sich darüber nicht beklagen, es sei allerdings sehr wichtig, dass er und seine Kollegen und Kolleginnen angesichts der körperlichen Belastung auch ausreichend bezahlt werden.

Denn auch Zuhause in Deutschland stünden viele vor finanziellen Problemen. Gerade manche der jüngeren Berufseinsteiger würden nach kurzer Zeit wieder hinschmeißen, weil das Geld zum Leben nicht reiche, berichtet der Flugbegleiter. "Viele können sich den Berufseinstieg nicht mehr leisten."

Ufo will 15 Prozent mehr Geld

Die Ufo fordert 15 Prozent mehr Lohn. Das Einstiegsgehalt liegt aktuell bei rund 2.500 Euro brutto. Für Berufseinsteiger ergäbe das eine Steigerung von rund 375 Euro. Die Lufthansa ist dazu bisher nicht bereit, das Unternehmen teilt mit: "Wir haben ein gutes Angebot vorgelegt, mit einer Gehaltssteigerung in den nächsten eineinhalb Jahren um rund 10 Prozent im Durchschnitt." (Details zu Forderungen und Angebot)

Das reiche nicht, findet die Gewerkschaft: In Orten wie Frankfurt oder München seien die Mieten explodiert, sagt Moehren. "Aber die Flucht aufs Land bringt auch nichts, da stecke ich das Geld, das ich spare, gleich wieder in den Tank." Viele in der Branche sind aufs Auto angewiesen, um mitten in der Nacht pünktlich am Flughafen zum Arbeitsbeginn zu sein.

Nachwuchs fehlt

Vor allem die unteren Vergütungsstufen und die Berufseinsteiger leiden unter dieser Situation, mit 2.500 Euro brutto fänden sie in den Metropolen keine Wohnungen, sagt Gewerkschafter Moehren. Das löse dann das nächste Problem aus: Es fehlt an Nachwuchs, wenn das Geld zum Leben nicht reicht, werde der Beruf unattraktiv, sagt der 33-Jährige.

Und die Belastung für die Belegschaft steige: "Wir finden nicht genügend Leute, das heißt, das Personal, das da ist, muss immer mehr schultern."

1,7 Milliarden Gewinn

Vor allem ärgert sich Moehren auch darüber, dass im Management der Lufthansa sehr gut verdient wird und auch die Piloten gute Tarifabschlüsse bekommen hätten. Zumal die Lufthansa zuletzt rund 1,7 Milliarden Euro Netto-Gewinn verbuchen konnte, wie Moehren betont. Geld sei also da.

Moehren will in seinem Traumjob am liebsten bis zur Rente um die Welt fliegen: Aber die Arbeitsbedingungen müssten dafür mit der eigenen Gesundheit vereinbar sein und das Geld muss stimmen – dafür protestierten Moehren und seine Kolleginnen und Kollegen am Dienstag in Frankfurt.

Weitere Informationen

Ufo-Forderungen und Lufthansa-Angebot

Das sind die Forderungen der Ufo-Gewerkschaft

  • 15 Prozent mehr Gehalt bei einer Vertragslaufzeit von 18 Monaten
  • Inflationsausgleich von 3.000 Euro
  • höhere Zulagen

Das ist das Angebot der Lufthansa

  • 6 Prozent mehr Geld ab August, nochmal 3,25 Prozent mehr Geld ab August 2025
  • Inflationsausgleichsprämie von 3.000 Euro
  • bei der Lufthansa Cityline 5 Prozent mehr Geld ab März, nochmal 3 Prozent mehr ab März 2025 sowie 2,5 Prozent ab Januar 2026. Zusätzlich Auszahlung der restlichen Inflaltionsausgleichsprämie von 3.000 Euro und höhere Zulagen
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