CAR-T-Zell-Therapie Wenn die eigenen Zellen den Krebs besiegen

Jedes Jahr erkranken hunderttausende Menschen in Deutschland an Krebs. Die Mediziner der Frankfurter Uniklinik behandeln besonders schwere Fälle mit einer neuartigen Immuntherapie. Mit großem Erfolg. Sie sprechen von einem "Meilenstein" der Krebsbekämpfung.

Zellforscherin Evelyn Ullrich
Die Frankfurter Zellforscherin Evelyn Ullrich Bild © hr
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Wenn die eigenen Zellen den Krebs besiegen

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Dieter Repp hatte kaum noch Hoffnung. Ein aggressiver Lymphdrüsenkrebs beulte seine Leiste aus, groß wie ein Hühnerei. Zwei Chemotherapien schlugen fehl. Das ist zweieinhalb Jahre her. Heute geht es dem 60-Jährigen gut - dank einer neuartigen Immuntherapie. "Es ist ein gutes Gefühl, die Werte werden immer besser", sagt er.

Geholfen haben ihm seine eigenen Blutzellen. Man entnahm ihm Blut, isolierte die Immunzellen und veränderte sie gentechnisch so, dass sie die Krebszellen erkannten und zerstörten.

Dieter Repp
Patient Dieter Repp: "Die Werte werden immer besser" Bild © hr

Diese sogenannten CAR-T-Zellen wurden dem Patienten dann wieder injiziert, sie vermehren sich im Körper und bekämpften den Krebs, nicht aber gesundes Gewebe. Das Verfahren ist relativ neu und erst seit 2018 in der Europäischen Union zugelassen.

Immuntherapie erfolgreich bei schweren Krebsfällen

"Wir haben die volle Kontrolle über den Tumor gewonnen. Es ist das beste Ergebnis, das wir erreichen konnten", erklärt der Mediziner Thomas Oellerich von der Uniklinik Frankfurt. Dieter Repp habe heute keine Symptome mehr. "Das hält auch schon eine ganze Weile, und das ist genau das, was die Zelltherapie ausmacht." Für den Frankfurter Mediziner bedeutet das einen Meilenstein in der Krebsbekämpfung.

Die Therapie ist erfolgreich bei etwa der Hälfte der als aussichtslos geltenden Krebsfälle. "Wir können mit den Zelltherapien Tumorerkrankungen behandeln, für die wir früher gar keine effizienten Mittel zur Verfügung hatten", erklärt Mediziner Oellerich.

Thomas Oellerich
Mediziner Thomas Oellerich von der Uniklinik Frankfurt Bild © hr

Die Immuntherapie ist allerdings auch ein sehr teures Verfahren. Eine einzelne Infusion kostet rund 300.000 Euro. Die sogenannte CAR-T-Zellentherapie wird nur dann eingesetzt, wenn eine konventionelle Behandlung nicht anschlägt oder der Krebs mehrfach wiedergekehrt ist.

Natürliche Killerzellen zerstören Tumorzellen

Bislang kann mit dem Verfahren nur Patienten geholfen werden, die an Blutkrebs, Lymphdrüsenkrebs oder Knochenmarkskrebs leiden. Doch auch für andere Krankheiten gibt es Hoffnung.

Die Frankfurter Zellforscherin Evelyn Ullrich etwa arbeitet mit ihrem Team daran, körpereigene natürliche Killerzellen (NK-Zellen) für den Kampf gegen den Krebs fit zu machen. "Es ist jedes Mal faszinierend, sich mit eigenem Auge zu überzeugen, dass diese genetisch modifizierten MK-Zellen so hocheffizient Tumorzellen vernichten können", sagt sie.

Solche natürlichen Killerzellen hat jeder Mensch im Blut. Man kann sie sogar aus einer Blutspende gewinnen, die nicht vom Betroffenen selbst stammen muss. Der Neuro-Onkologe Joachim Steinbach behandelt damit im Rahmen der weltweit ersten klinischen Studie an der Uniklinik Frankfurt bösartige Hirntumore.

"Wenn der Tumorknoten entfernt ist, werden die Killerzellen direkt in die Wand der Operations-Höhle eingespritzt, da wo man vermutet, dass Reste des Tumors sein können", erklärt er. Die aufwendige Therapie habe sich als gut verträglich erwiesen und führe zu weniger entzündlichen Reaktionen. "Das ist bei dem ganz delikaten Organ Hirn ganz wichtig", so Steinbach.

Immuntherapie kann schwere Nebenwirkungen haben

Doch auch die CAR-T-Zell-Behandlung kann zu heftigen Reaktionen des Immunsystems führen. Manche Patienten müssen wochenlang im Krankenhaus bleiben. Nicht so Dieter Repp. Er blieb verschont von Nebenwirkungen wie starkem Fieber oder neurologischen Ausfällen.

"Man kann es sich als Laie gar nicht vorstellen, dass einem Zellen entnommen werden, die gentechnisch verändert werden, um den Krebs zu erkennen und ihn zu zerstören. Das ist schon ein Durchbruch", sagt er.

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