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Gedenkveranstaltung für Hamas-Geiseln auf dem Paulsplatz

Menschen mit Regenschirmen, Bannern, Plakaten und Israelflaggen.

Aktuell in Israel, vor 85 Jahren bei der Reichspogromnacht: Immer wieder sind Jüdinnen und Juden Verfolgung und Hass ausgesetzt. In Hessen fanden am Donnerstag Gedenkveranstaltungen statt.

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Reichspogromnacht – Gedenkstunde vor Frankfurter Westend-Synagoge

hs
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Rund 200 Menschen haben sich am Donnerstagnachmittag auf dem Frankfurter Paulsplatz versammelt, um der durch die Hamas entführten und getöteten Jüdinnen und Juden in Israel zu gedenken. Die Initiative "Nie wieder heißt jetzt" hatte dazu aufgerufen.

Nahezu zeitgleich fand wenige Meter weiter in der Paulskirche eine Gedenkveranstaltung statt, um an die Reichspogromnacht vor 85 Jahren zu erinnern.

Poster mit Steckbriefen und Kerzen

Die Demonstrierenden auf dem Paulsplatz hielten Israel-Flaggen und Poster mit Steckbriefen und Fotos hoch, darauf die Gesichter der etwa 240 Menschen, die am 7. Oktober von der Terrororganisation Hamas entführt worden waren.

Neben Kerzen wurden Strampelanzüge, Schnuller und Teddybären mit verbundenen Augen abgelegt, um auf die betroffenen Kinder aufmerksam zu machen.

Die Angriffe des 7. Oktober 2023 seien "das größte Pogrom seit dem Ende der Shoa" gewesen, hieß es vorab in einem Aufruf zu der Veranstaltung der Deutsch-Israelischen Gesellschaft. "Am 9. November wird vielerorts 'Nie wieder' geschworen, doch für uns ist 'Nie wieder' jetzt", hieß es darin weiter.

Menschen auf dem Paulsplatz vor Plakaten mit den Namen der Entführten.

Die Bürgermeisterin und Diversitätsdezernentin der Stadt, Nargess Eskandari-Grünberg (Grüne), eröffnete die Veranstaltung. Später wurden die Namen der Geiseln verlesen und nach Reden der Veranstalter ein Totengebet abgehalten.

Mehrere Pogromnacht-Gedenken in Frankfurt

In der Paulskirche begrüßte Oberbürgermeister Mike Josef (SPD) die Gäste, die sich zuvor anmelden konnten. Dort war neben verschiedenen Reden unter anderem eine Podiumsdiskussion zur Perspektive junger Menschen auf das Gedenken an die Pogromnacht geplant.

"Es ist die Aufgabe eines jeden, jüdisches Leben zu schützen, egal woran wir glauben, egal woher wir kommen", sagte Josef und appellierte, gegen Antisemitismus "im Hier und Jetzt" vorzugehen.

Am Abend erinnerte auch eine Gedenkveranstaltung in der Frankfurter Westend-Synagoge an die Opfer von Judenhass damals und heute. Unter anderem sprach dort Ministerpräsident Boris Rhein (CDU).

"Wir müssen jetzt zeigen, dass wir aus der Geschichte gelernt haben", sagte Rhein mit Bezug auf den Antisemitismus, der sich aktuell auch in Deutschland wieder "offen und schamlos" zeige.

Gedenken auch in Gießen

Auch in anderen hessischen Städten gab es Gedenkveranstaltungen zur Pogromnacht, so kamen etwa in Gießen rund 300 Menschen am Nachmittag auf dem Rathausvorplatz zusammen.

Hier wurde in Reden ebenfalls immer wieder auf die aktuelle Lage in Israel Bezug genommen. Bei den Angriffen der Hamas am 7. Oktober habe es sich um Pogrome gehandelt, waren sich die Redner einig.

Menschenmenge vor Gießener Rathaus, in der Mitte eine Person mit Mikrofon

Wie an vielen Orten in ganz Deutschland waren auch in Hessen in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 Synagogen in Brand gesetzt und jüdische Geschäfte verwüstet worden.

Die Nationalsozialisten verhafteten damals allein in Frankfurt mehr als 1.000 jüdische Menschen, von denen viele in das Konzentrationslager Buchenwald deportiert und ermordet wurden.

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