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Kirchenpräsident Jung: "Not der Kinder ist entsetzlich"

Brennende rote Wachskerzen an einem Weihnachtsbaum, im Hintergrund Christbaumkugeln

In ihren Weihnachtsbotschaften haben die Kirchen an die Not der Menschen in Kriegs- und Krisengebieten erinnert. Die Geburt Jesu stehe für die große Vision vom Frieden für alle, betonte EKHN-Präsident Jung.

Zum Weihnachtsfest haben leitende Geistliche der Kirchen in Hessen an die biblische Friedensbotschaft erinnert.

Kirchenpräsident der EKHN: Vision vom Frieden für alle

Für den hessen-nassauischen Kirchenpräsidenten Volker Jung macht die Geschichte von der Geburt Jesu im Stall von Bethlehem auf die Not von Kindern in Kriegs- und Krisengebieten aufmerksam. "Jesus braucht selbst Rettung vor der Gewalt, die sein Leben bedroht", heißt es in Jungs Weihnachtsbotschaft.

"Sein Leben steht für die große Vision vom Frieden für alle Menschen." Zum diesjährigen Weihnachtsfest schaue er besonders auf Kinder, die mit Krieg, Elend und Not konfrontiert seien, sagte Jung.

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„Jesus braucht selbst Rettung vor der Gewalt, die sein Leben bedroht.“ Kirchenpräsident Volker Jung Kirchenpräsident Volker Jung
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"Es ist entsetzlich, wie Menschen - und besonders die Kinder - in den Kriegen dieser Welt leiden, in der Ukraine, in Israel und Palästina und anderswo." Er wünsche sich, dass Gott den Menschen die Kraft gebe, füreinander da zu sein und den Frieden zu suchen.

Bischof Gerber: Wunsch von "Krippenmomenten"

Der katholische Fuldaer Bischof Michael Gerber hob in der Christmette die alltäglichen Zeugen der Geburt Jesu hervor. Schon an der ersten Krippe mit einem neugeborenen Kind, die Franz von Assisi vor 800 Jahren im italienischen Greccio aufgestellt habe, hätten sich die Bewohner des Dorfes wie die Hirten in der biblischen Erzählung eingefunden, sagte Gerber am Heiligabend im Fuldaer Dom.

Christmette 2023 im Dom zu Fulda - Bischof Gerber am Lesepult - flankiert von zwei Ministranten

In Momenten von Herausforderungen, Alter, Krankheit oder Verlust könne jeder seinen Platz an der Krippe finden. "Weihnachten findet bei uns statt", betonte Gerber. Die Tradition, Krippen in Kirchen und Häusern aufzustellen, sei Ausdruck dieses Glaubens, sagte der Bischof. Gerber wünschte zu Weihnachten möglichst viele solcher "Krippenmomente": "Momente, in denen wir spüren, ich habe meinen Platz bei dem Kind in der Krippe", sagte Gerber. "Und diese Erfahrung lässt mich anders weitergehen."

In der Predigt am ersten Weihnachtstag hat Gerber angesichts des Krieges in Nahost zu mehr gegenseitigem Verständnis aufgerufen. Um die Spirale der Gewalt durchbrechen und Konflikte lösen zu können, müsse man "hinter die jeweiligen Interessen und Positionen der Konfliktparteien schauen".

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„Im Nahostkonflikt kann man nur im Dialog hinter die jeweiligen Interessen blicken und einen Neuanfang finden.“ Bischof Michael Gerber Bischof Michael Gerber
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"Gerade im Nahostkonflikt werden wir Zeugen, dass dahinter auch Verletzungs- und Enttäuschungserfahrungen stehen, die über Generationen weitergegeben wurden", sagte Gerber im Fuldaer Dom. Die Spirale der Gewalt entfalte jedoch eine Dynamik, bei der Verletzungen zunähmen. Nur im Dialog könne man hinter die jeweiligen Interessen blicken und einen Neuanfang finden.

Bischof Bätzing: Jesus ist "Gottes Ehrenwort" für die Menschen

Der Limburger Bischof und Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, hat zum Weihnachtsfest an Jesus als Retter und Friedensbringer der Welt erinnert. Jesus stehe für eine Welt ein, in der es gerecht und menschlich zugehe, weil Menschen aufeinander achteten und füreinander sorgten, sagte Bätzing in seiner Predigt am ersten Weihnachtstag im Limburger Dom.

Bätzing sagte, Weihnachten bedeute, dass Gott sein Wort gegenüber der Welt und den Menschen halte. Gott wisse um die Zerrissenheit und um die Zerwürfnisse, um all das Leid, das menschliche Schuld verursacht. "Darum hat er sein eigen Fleisch und Blut investiert, seinen Sohn."

"Wenn Sie mich fragen, wie ich Weihnachten auf den Punkt bringe, dann sage ich: Jesus - Gottes Ehrenwort", sagte der Bischof. Denen, die in Angst und Schrecken leben müssten und keinen Ausweg sähen, gebe er Zukunftsmut.

Bischöfin von Kurhessen-Waldeck: Von der Dunkelheit ins Licht

Die kurhessische Bischöfin Beate Hofmann stellte das Weihnachtsgeschehen in den politischen Zusammenhang: "Wir können nicht ausblenden, was da gerade in der Welt geschieht - im Nahen Osten, in der Ukraine und in anderen Kriegen. Und das führt uns genau in die Situation, in der sich Weihnachten ereignet: Dort, im Notquartier in der Fremde, war auch viel Angst, Unsicherheit und Dunkelheit."

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„Die Geschichte von Jesu Geburt könnte aktueller nicht sein.“ Bischöfin Beate Hofmann Bischöfin Beate Hofmann
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Gerade darum habe die Botschaft von Jesus die Menschen berührt und bewegt, sagte Hofmann in ihrer Weihnachtsbotschaft. "Die Geschichte von Jesu Geburt könnte aktueller nicht sein: Das Kind in der Krippe ist ein Zeichen der Hoffnung und der Zuversicht."

"Dieses Kind im Licht wird Licht für die Welt", erklärte Hofmann zur Christvesper an Heiligabend in der Kasseler Martinskirche. Gottes Nähe zu spüren habe die Hirten verändert. Die Hirten, die zuvor am Rande der Gesellschaft standen, hätten sich wahrgenommen und wertvoll gefühlt und das Erlebte weitergetragen.

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Familiengottesdienst mit Krippenspiel

Krippenspiel
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"Durch die Begegnung mit diesem Kind verändert sich etwas in uns, in unserer Selbstwahrnehmung und in unserer Beziehung zu Gott", sagte Hofmann. "Gott spielt nicht mit uns, er macht uns nicht klein und wertet uns nicht ab. Gott bietet etwas anderes an: Eine Beziehung voller Vertrauen und Liebe. Diese vertrauensvolle Beziehung zu Gott könne frei machen, "frei von Menschen, die uns nicht guttun. Frei von Süchten, die uns abhängig halten. Frei von gesellschaftlichen Zwängen, die uns erdrücken."

Bischof Peter Kohlgraf: Leid im Nahen Osten und der Ukraine

Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf hat das Leid vieler Menschen im Nahen Osten und auch in der Ukraine zu einem Thema seiner Predigt am ersten Weihnachtstag gemacht. Jüdinnen und Juden hätten nach dem 7. Oktober "unsere uneingeschränkte Solidarität", sagte Kohlgraf am Montag im Mainzer Dom mit Blick auf den Angriff der Hamas auf Israel.

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„Diese Hoffnung auf Frieden will ich den Menschen in der Ukraine zurufen.“ Bischof Peter Kohlgraf Bischof Peter Kohlgraf
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Die Situation im palästinensischen Gaza nannte er unerträglich. Es sei zu lesen, dass dort "eine unüberschaubare Hungerkatastrophe droht". Gerade die Weihnachtstage sollten auch die Hoffnung auf Frieden bringen, sagte der Bischof. "Diese Hoffnung will ich den Menschen in der Ukraine zurufen, aber auch vielen Leidenden in so vielen teils vergessenen Kriegs- und Krisenregionen der Erde." Insgesamt sei 2023 ein Jahr der Kriege, des zunehmenden religiösen Desinteresses, der vielen Krisen und Themen in Kirche und Gesellschaft gewesen.

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