Azubi Liberto Malfeito schaut auf einer Baustelle in die Kamera

Liberto Malfeito macht in Frankfurt eine Ausbildung zum Maler und Lackierer. Er braucht dringend eine Wohnung, findet aber kaum bezahlbare Angebote. So geht es auch anderen Azubis. Studierende bekommen mehr Unterstützung.

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Wohnheime für Azubis in Frankfurt?

Skyline Frankfurt
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Auf einer Baustelle in Bad Vilbel (Wetterau) soll Liberto Malfeito eine alte Tapete von der Wand entfernen. Nachdem er sie angeraut und mit Wasser eingeweicht hat, löst sie sich fast von alleine. Die Sorgen bezüglich seiner Wohnungssituation lassen den 20-Jährigen dagegen nicht so schnell los. Liberto wohnt aktuell in einer Wohngruppe des Vereins Kooperative Erziehungsarbeit, muss dort aber spätestens mit 21 ausziehen.

In seinem dritten Lehrjahr beschäftigen ihn deshalb neben den Ausbildungsinhalten vor allem die Suche nach einer Wohnung in Frankfurt: "Ich habe gestern vier Bewerbungen verschickt, vorgestern auch. Ich kriege nur selten eine Antwort und wenn, dann nur Absagen." Das Problem sei aber auch, überhaupt bezahlbare Angebote zu finden.

Liberto Malfeito, Azubi auf Wohnungssuche, auf einer Baustelle in Bad Vilbel

Studie belegt: Es fehlt Azubi-Wohnraum

Ausgehend vom durchschnittlichen Azubigehalt bleiben einem oder einer Auszubildenden in Frankfurt am Ende des Monats zwischen 240 und 380 Euro für die Miete, laut der "Machbarkeitsstudie Azubiwohnen in Frankfurt am Main". Die Studie besagt auch: In diesem Preisfenster gab es 2020 weniger als 500 Wohnungsangebote in Frankfurt, um die die Azubis zudem noch mit anderen Interessenten konkurrieren. Es fehlten etwa 1.900 bezahlbare Wohnungen für Auszubildende.

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Azubis in Hessen

In Hessen gab es 2022 etwa 85.000 Auszubildende. Jedes Jahr werden in Hessen etwa 30.000 Ausbildungsverträge unterschrieben.

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"Für Studierende werden Wohnheimplätze geschaffen, das verstehe ich auch. Aber man muss doch auch an uns Azubis denken. Das regt mich tierisch auf", sagt Liberto Malfeito. Und tatsächlich: Hessenweit gibt es aktuell über 17.500 öffentlich geförderte Wohnheimplätze für Studierende, für Azubis sind es deutlich weniger.

Laut dem hessischen Wirtschaftsministerium gab es 2020 etwa 250 öffentlich geförderte Azubi-Wohnheimplätze und etwa 1.000 Wohnheimplätze in überbetrieblichen Bildungsstätten. Dazu kommt eine unbekannte Zahl an Wohnheimplätzen von den Betrieben selbst.

Es tut sich was

Aber: So langsam tut sich auch für Azubis etwas. In Fulda eröffnete 2019 der Pings Kampus, ein Azubi-Wohnheim vom Kolpingwerk. "Wir sind glücklich darüber, dass wir das zweite Jahr in Folge voll ausgelastet sind. Mittlerweile haben wir eine Warteliste, das Interesse ist riesig", freut sich Steffen Kempa, Geschäftsführer des Wohnheims.

Sitzbereich auf dem pings Azubi Kampus in Fulda

Das Besondere sei, dass neben dem bezahlbaren Wohnraum auch pädagogische Betreuung für bürokratische oder alltägliche Fragen angeboten werde, so Kempa. Und Erik Tischer, der in Fulda eine Ausbildung zum Elektroniker für Betriebstechnik macht, fügt hinzu: "Man hat auf dem Campus sehr viele Freizeitmöglichkeiten: Ein Feld zum Fußball spielen, zum Beachvolleyball spielen oder Räume, wo man mit Freunden sitzen kann."

Azubiwerk in Frankfurt geplant

Und auch in Frankfurt hat die Stadtverordnetenversammlung im neuen Haushalt 200.000 Euro für den Bau neuer Azubi-Wohnheimplätze und die Schaffung eines Azubiwerks eingeplant. Diese ineinandergreifenden Projekte soll der Deutsche Gewerkschaftsbund Frankfurt (DGB Frankfurt) gemeinsam mit der Stadt umsetzen.

Philipp Jacks vor dem Gebäude des DGB Frankfurt

Philipp Jacks vom DGB Frankfurt begrüßt die Entscheidung. "Ein Azubiwerk würde bezahlbaren Wohnraum für Auszubildende anbieten. Das ist unglaublich nötig in der hochpreisigen Rhein-Main-Region, weil wir hier Fachkräftemangel haben." Zwei neue Wohnheime seien schon konkret geplant, in Bockenheim und im Gutleutviertel.

"Dabei sollen 130 Wohneinheiten für Azubis entstehen. Die würden dafür etwa 350 Euro pro Monat bezahlen", meint Jacks. Dazu komme eine Förderung in Höhe von 200 Euro pro Monat, die entweder die öffentliche Hand oder Arbeitgeber bezahlen könnten.

Für Liberto Malfeito kommen die Maßnahmen zu spät - er ist im dritten Lehrjahr. Aber als er von den Plänen erfährt, lächelt er trotzdem: "Ich freue mich sehr, dass es für Azubis so ein Angebot geben wird." Er selbst hofft, dass ihn sein Ausbildungsbetrieb übernimmt. Dann hätte er ein etwas größeres Budget für seine Suche nach einer Wohnung in Frankfurt.

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