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Kulturpass für junge Erwachsene fördert die lokale Kulturszene

Drei Beispielbilder für die drei häufigsten Ausgaben der Jugendlichen vom Kulturpass. Bücher, Kino und Konzerte

Seit Juni 2023 gibt es den KulturPass: Bücher, Konzerte oder Musikinstrumente - er spendiert den Usern ein Budget von 200 Euro, zur freien Verfügung. Das Angebot in Hessen ist riesig. Bei einigen Anbietern wurden die Umsätze ordentlich angekurbelt.

100 Millionen Euro hat der Bund in den KulturPass investiert. Mit ihm sollen vor allem junge Erwachsene ab 18 Jahren die Chance bekommen, ihre lokale Kulturszene nach den Corona-Jahren wieder besser kennenzulernen - oder überhaupt erst. Fast 800 Kulturbetreibende in Hessen haben mitgemacht und ihr Angebot auf die Plattform gestellt.

Eine riesige Auswahl für Ella aus Frankfurt. Kaum war sie 18, so sagt sie, hat sie sich für den KulturPass registriert und das Budget von 200 Euro freigeschaltet. "Bis jetzt habe ich meinen KulturPass für Bücher genutzt und die bei meiner lokalen Buchhandlung gekauft und sie damit unterstützt".

Bücher, Bücher, Bücher

Ella liegt damit voll im Trend. Denn allein in Hessen wurden in den vergangenen sechs Monaten 45.000 Bücher über die KulturPass-App verkauft. Diesen Trend kann die Buchhändlerin Britta Karadzole nur bestätigen.

Karadzole hat in ihrer Buchhandlung "Lezezeichen" in Darmstadt ausschließlich positive Erfahrungen mit dem KulturPass gemacht. "Wir haben in den vergangenen sechs Monaten allein 257 Bücher über den KulturPass verkauft und einen komplett neuen Kundenstamm an jungen Leuten dazugewonnen." Besonders beliebt sind, so Karadzole, vor allem die TikTok-Spitzentitel der Book-Toker und das Genre "Young Adult", aber auch Bücher mit "Special Interest" und Sachbücher.

Auch Kinokarten und Konzerttickets beliebt

Das KulturPass-Budget ist zwar noch bis Ende 2024 einsetzbar, dennoch hat Claudia Roth, die Beauftragte der Bunderegierung für Kultur und Medien (BKM), nach sechs Monaten schon eine erste Bilanz gezogen. Welche kulturellen Angebote bevorzugen die KulturPass-User? Bundesweit ist der Trend eindeutig: Bücher und Kinokarten.

Allein in Hessen wurden bereits 1,6 Millionen Euro Umsatz mit dem KulturPass gemacht, so eine Sprecherin des BKM. Die Umsätze verteilen sich auf ganz verschiedene Bereiche, aber es gibt eindeutige Trends. In Hessen haben die jungen Menschen ihr Budget am meisten in Bücher, Kinokarten oder Tickets für Konzerte und Bühne investiert.

In einem Tortendiagramm steht aufgeschlüsselt für was die hessischen Jugendlichen ihren Kulturpass Zuschuss der Bundesregierung ausgegeben haben. Hauptsächlich für Bücher und Kino. Nur eine Person hat Noten gekauft.

Allein 76.641 Reservierungen, also Konzertticket-Buchungen bzw. Käufe, wurden über die App bis zum 31. Dezember 2023 verbucht. Hessen gehöre damit nach Nordrhein-Westfalen, Bayern, Baden-Württemberg und Niedersachsen zu den Bundesländern, in denen die Budgets 2023 absolut betrachtet am stärksten genutzt wurden, so die Sprecherin des BKM.

Die App macht Vorschläge in der Umgebung

Wer den KulturPass nutzen will, benötigt die App. "Ich bin positiv überrascht," sagt die 18-jährige Ella. Die App sei einfach in der Nutzung und vom Design schön gemacht. Vor allem aber sei cool, dass man die Möglichkeit hat, sich Sachen vorschlagen zu lassen. "So kommt man auch auf Angebote, die man sonst nicht so im Auge hatte," meint sie.

Die KulturPass-App funktioniert eigentlich wie ein kuratierter Kulturkalender, eine Art Tourguide. Wer seinen Standort eingibt, bekommt Vorschläge für Kulturveranstaltungen aus seiner direkten Umgebung. Es gibt Sachen für Schnäppchenjäger, speziell fürs Wochenende, sogar Angebote, die nichts kosten.

Kulturpasss auf einem Smartphone

Kleine Läden freuen sich über neue Kunden

Weil die großen Verkaufsplattformen ausgeschlossen sind, kommen auch Anbieter aus Nischen zum Zuge: ein Laden mit Vintage-Vinyl-Platten oder lokale Musikläden wie das Musikhaus André in Offenbach. "Wir haben über den KulturPass hunderte neue, junge Kunden bei uns im Laden gehabt, die sich Instrumente gekauft haben", sagt Inhaber Hans-Jörg André.

Der KulturPass hat damit mehr erreicht, als laut BKM auf seiner Agenda stand. Er hat Menschen dazu gebracht, die lokale Kultur zu konsumieren, aber er hat auch jungen Menschen die Möglichkeit geschenkt, selbst Kultur zu machen. "Die jungen Menschen, die zu uns kamen, hatten teilweise auch schon eine Affinität zu Musik oder spielten Instrumente", sagt Hans-Jörg André. Aber der überwiegende Teil habe über die Kulturpass-App das erste Mal die Möglichkeit gehabt, sich ein Instrument zu kaufen und zu erlernen.

Umsatzplus an der Kinokasse

Auch Ella, die am liebsten Bücher liest, will sich von der App inspirieren lassen, ein Kulturangebot zu nutzen, das sie "nicht so auf dem Schirm hat". Und nicht zuletzt hat die Kinobranche vom KulturPass profitiert. Bundesweit wurden bislang über drei Millionen Euro über den KulturPass in Kinotickets investiert. Das dürfte zu dem Umsatzplus von 23,5 Prozent beigetragen haben, das die Kinobranche nach eigenen Angaben nach den schwierigen Coronajahren für 2023 verzeichnet hat.

Wo es noch hapert …

Auch wenn für so manchen Veranstalter wie etwa die Centralstation Darmstadt "einige Steine im Weg lagen", weil sie ihr komplettes Programm bislang noch nicht direkt im KulturPass anbieten konnten, ist auch dort die Stimmung positiv. "Wir bleiben optimistisch", sagt Carla Schweizer aus der Abteilung Ticketing und PR.

Matthias Wussow vom Kulturzentrum KFZ Marburg zieht derzeit eine eher ernüchternde Bilanz. "Leider ist der KulturPass für unsere Einrichtung nicht sonderlich gut angenommen worden." Nur sechs Personen hätten die App für eine Buchung einer Veranstaltung im KFZ genutzt.

Das Projekt braucht mehr Öffentlichkeit und sollte auch auf Jugendliche unter 18 Jahren ausgeweitet werden, findet Ella. Für sie ist der KulturPass aber schon nach kurzer Zeit ein großer Erfolg, denn er biete ihr die Aussicht auf eine schöne kulturelle Zukunft. "Alles, was so mit lokalen Veranstaltungen zu tun hat, die ich vielleicht sonst nicht so wahrnehmen will, das kommt auf jeden Fall jetzt näher zu mir."

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