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Friedberger Künstlerin Schmitt: "Schwarzenegger-Bild ist meine persönliche Mona Lisa"

Eine junge Frau steht vor einer Wand mit einem Bild von Arnold Schwarzenegger und lächelt in die Kamera.

Silvia Schmitt zeichnet Portraits, die fast so aussehen wie Hochglanzfotos. Sie arbeitet gerade an ihrem bislang größten Werk: Ein Bild von Arnold Schwarzenegger, das der Schauspieler selbst in Auftrag gegeben hat. Im Interview erzählt sie, wie es dazu kam.

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Mit ihrer Kunst verewigt sie Stars aus Film, Fernsehen und Literatur: Die Friedberger Künstlerin Silvia Schmitt zeichnet mit Blei- und Buntstiften fotorealistische Porträts der Helden ihrer Kindheit. Einer davon ist der österreichisch-amerikanische Schauspieler und Politiker Arnold Schwarzenegger. Der Ex-Gouverneur von Kalifornien war von einem ihrer Bilder so begeistert, dass er ein zweites, großformatiges Werk bestellt hat.

Im Interview erzählt die 37-Jährige, die sich den Künstlernamen Topenga gegeben hat, wie es war, den Weltstar persönlich zu treffen, welche Rolle dessen Schauspielkollege Ralf Möller dabei spielte und wer noch auf ihrer To-do-Liste steht.

hessenschau.de: Frau Schmitt, Sie sind 2014 in die Kunst eingestiegen und schon zwei Jahre später kaufte Arnold Schwarzenegger ein Porträt bei Ihnen. Wie kam der Kontakt zustande?

Schmitt: Ich habe ihn 2016 auf dem Oktoberfest getroffen und eine erste Zeichnung persönlich übergeben. Den Kontakt hatte Ralf Möller hergestellt. Das war reiner Zufall, weil ich mit ihm gerade über WhatsApp kommuniziert habe.

hessenschau.de: Moment, Sie waren über WhatsApp in Kontakt mit dem Schauspieler Ralf Möller?

Naturalistische Portrait-Zeichnung von einem Mann

Schmitt: Ich mag markante Gesichter, die Actionhelden von früher. Ralf Möller habe ich mit Bleistift gezeichnet. Nachdem ich mit dem Bild fertig war, habe ich ihn einfach auf Facebook kontaktiert und gefragt, ob er irgendwann in Deutschland ist und ich ihm das Bild zeigen kann.

Ich hatte eigentlich gar nichts erwartet, aber es kam direkt eine Antwort, dass er die Idee toll finde. Er ließ mir freie Hand, welches Motiv ich wählen wollte und ich habe mich für eins mit einer Zigarre entschieden. Dazu waren wir in Kontakt.

hessenschau.de: Und Möller hat wiederum den Kontakt zu Arnold Schwarzenegger hergestellt.

Schmitt: Genau. Er sagte: Ich bin gerade mit Arnold in Sun Valley in Idaho und wenn du möchtest, zeige ich ihm mal deine Zeichnung. Da habe ich natürlich nicht nein gesagt! Kurze Zeit später kam dann das Treffen in München zustande, wo er sich selbst von dem Bild überzeugt hat. Er hatte anfangs angenommen, dass das gar nicht gezeichnet ist.

Ich habe ihm dann erklärt, wie ich vorgehe. Dafür hat er sich fast 50 Minuten Zeit genommen. Am Ende hat er mir einen Handschlag gegeben und gesagt, dass wir uns wiedersehen. Und zwei Jahre später kam also der zweite Auftrag. Es kam ein Anruf seines Büros mit den Worten: "Gouverneur Schwarzenegger hat einen Auftrag für Sie".

hessenschau.de: Wie wirkte er bei dem Treffen auf Sie?

Schmitt: Ich war sehr nervös, als er auf mich zugekommen ist. Mein erster Gedanke war dann merkwürdigerweise: So groß ist er gar nicht. Aber imposant war er schon, er hat einen riesigen Eindruck auf mich gemacht. Er war sehr bodenständig, gar nicht abgehoben, hat zwischendurch viele Scherze gemacht, war sehr interessiert, hat viele Fragen gestellt, was mir sehr gefallen hat.

Ich habe ihm mein ganzes Portfolio gezeigt, auch da hat er zu jedem Bild Fragen gestellt. Zum Schluss hat er noch ein Foto von uns beiden vorgeschlagen und Artprints unterzeichnet, und das alles von sich aus.

hessenschau.de: Sie hatten damals ein Porträt von ihm gezeichnet, das ihn mit Zigarre zeigt. Warum genau dieses?

Schmitt: Arnold Schwarzenegger stand auf meiner Bucket List schon früh ganz oben. Ich hatte vorher gegoogelt, was es für Fotos von ihm gibt. Als ich das Bild gesehen habe, habe ich sofort gesagt: Das ist es. Da ist einfach dieser Ausdruck in seinen Augen und die Coolness, die man aus seinen Filmen kennt. Das fand ich super.

Fotorealistisches Bild von Arnold Schwarzenegger

Ich wollte ihn nicht in einer seiner Rollen zeigen, das mögen die Schauspieler meistens selbst nicht. Ich habe es auch so empfunden, dass es seinem Charakter nicht vollends gerecht wird.

hessenschau.de. Und jetzt sitzen Sie am zweiten Bild, das ihn im Urlaub im österreichischen Kitzbühel zeigt. Wieso fiel die Wahl darauf?

Schmitt: Das hat er sich gewünscht. Die Vorlage stammt von dem Fotografen Ferdinand Krainer. Es zeigt Arnold eigentlich vor blauem Himmel und Bergen, aber er hat es sich anders gewünscht, nämlich so wie das erste Bild mit schwarzem Hintergrund. Ich fand das Bild auch direkt toll, weil er sehr königlich wirkt.

Er trägt darauf eine Lederjacke mit Lammfell, und das ist eine Herausforderung, weil ich so etwas vorher noch nicht gezeichnet habe. Es ist spannend, diese ganzen Texturen richtig darzustellen, dann hat er noch eine Sonnenbrille auf, Kette, Batikhemd, also das volle Programm für einen Künstler, da geht einem das Herz auf. Es fordert mich sehr, weil ich Details liebe und immer bis ins Kleinste ausarbeite.

hessenschau.de: Und deswegen sitzen Sie bereits seit drei Jahren an einem Bild und nennen es Ihre persönliche Mona Lisa.

Schmitt: Das Bild ist bis jetzt mein größtes Bild. Es ist vier Mal so groß wie die Bilder, die ich sonst zeichne. Ich sage immer wieder, dass es meine persönliche Mona Lisa ist, weil da Vinci auch drei Jahre an der Mona Lisa gearbeitet hat. Ich sitze jetzt wahrscheinlich schon über 1.000 Stunden an diesem Bild und es kommen vielleicht noch 1.000 hinzu. Deswegen empfinde ich es als mein persönliches Meisterwerk.

hessenschau.de: Ihr Ziel ist es, das Bild im Herbst an Schwarzenegger zu überreichen. Hat er eine Deadline gesetzt?

Schmitt: Es ist mein persönliches Ziel. Ich wäre natürlich gern schon früher fertig geworden, aber ich lasse mir Zeit, weil ich will, dass es toll wird und er begeistert ist. Er hat nie nachgefragt, was ich ganz toll finde. Er macht keinen Druck, lässt mir freie Hand.

Ich werde dann einfach auf ihn zugehen und fragen, ob wir es wie beim ersten Mal machen können, eine Übergabe vielleicht sogar im Schwarzenegger-Museum in Österreich machen. Das wäre schön - vielleicht sogar zusammen mit dem Fotografen Ferdinand Krainer. Entscheiden lassen würde ich aber ihn.

Frau sitzt an einem Tisch vor einem Laptop und zeichnet ein Foto ab.

hessenschau.de: Verraten Sie uns, wie viel Schwarzenegger sich das Bild kosten lässt?

Schmitt: Über Geld spricht man ja eigentlich nicht (lacht). Es ist natürlich ein Werk, das man nicht im Supermarkt kaufen kann. Ein Liebhaberstück. Es ist auch meine Lebenszeit. Es steckt viel Arbeit darin, die sich ein Künstler natürlich bezahlen lässt. Das war für ihn auch gar keine Frage.

hessenschau.de: Machen wir einen Sprung zurück. Wie sind Sie bei der Kunst gelandet?

Schmitt: Kunst liebe ich seit meiner Kindheit. Ich habe schon immer gezeichnet. Porträts habe ich auch immer gerne gezeichnet. Den eigentlichen Schritt in die Kunst habe ich 2014 gemacht, aus einem eher traurigen Anlass. Damals gab es einen Todesfall in der Familie. Das hat mir in Erinnerung gerufen, wie schnell das Leben vorbei sein kann.

Ich war schon länger nicht glücklich in der Spedition, in der ich zu der Zeit gearbeitet habe. Zusammen mit meinem Mann habe ich dann überlegt, ob es nicht der richtige Zeitpunkt wäre, das zu ändern. Seitdem bin ich selbständige Künstlerin.

hessenschau.de. Und wie kamen Sie zum Fotorealismus?

Schmitt: Ich habe bei anderen Künstlern gesehen, was man mit Buntstiften alles erreichen kann. So habe ich mich mit dem Fotorealismus auseinandergesetzt.

hessenschau.de: Wie gehen Sie beim Zeichnen vor?

Schmitt: Ich lege mir erst eine Skizze an und dann arbeite ich fast wie ein Drucker von links oben nach rechts unten. Ich versuche, die Töne möglichst genau zu treffen und fange zuerst mit den dunklen Farben an, um dann immer heller zu werden.

hessenschau.de: Wie viele Stifte kommen zum Einsatz?

Schmitt: Das ist unterschiedlich. Bei dem Schwarzenegger-Bild zum Beispiel sind es gar nicht so viele. Die größte Fläche ist schwarz, so dass ich einige schwarze Stifte verbraucht habe. Insgesamt sind es vielleicht etwa 50 Stifte. Zur Verfügung halte ich mir rund 300. Ich habe immer gerne eine riesige Farbpalette, damit ich zum Beispiel zwischen den Grautönen differenzieren kann.

hessenschau.de: Und wie viele Stifte gehen im Schnitt kaputt?

Schmitt: (lacht) Das passiert gar nicht so häufig, weil ich inzwischen meinen perfekten Spitzer gefunden habe - nach Jahren des Testens.

hessenschau.de: Was steht nach dem Schwarzenegger-Großprojekt auf Ihrer Liste?

Schmitt: Es hilft Künstlern manchmal, sich von einem solchen Projekt abzulenken und etwas Neues anzufangen. Das hat dazu geführt, dass sich in den drei Jahren Arbeit an dem Arnold-Bild mehr als zehn unfertige Bilder in meiner Schublade angesammelt habe. Eins davon ist von einem sehr guten Freund, der früher ein bekannter Bodybuilder war. Darauf freue ich mich zum Beispiel sehr.

Oder ein John Connor aus dem zweiten "Terminator"-Film. Oder ein Bild aus "Der Patriot", und ein "Predator"-Bild. Es kommt also noch ein bisschen Arnie dazu. Und Sylvester Stallone. Es gibt ein paar Legenden, die ich noch gerne zeichnen würde.

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Ausstellung in Eschborn

Wer Topengas Bilder betrachten will, hat ab dem 24. Mai (bis 9. Juli) im Stadtmuseum ihrer Geburtsstadt Eschborn die Gelegenheit.

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