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Kasseler Bürgerpreis für Kunsthistorikerin Savoy

Die Kunsthistorikerin Bénédicte Savoy

In Kassel ist der Bürgerpreis "Das Glas der Vernunft" an die Kunsthistorikerin Bénédicte Savoy verliehen worden. Savoy gilt als eine der maßgeblichen Stimmen auf dem Gebiet der Dekolonisierung europäischer Museen.

Bénédicte Savoy erhielt die Auszeichnung am Sonntag "für ihre unbestechliche Haltung, mit der sie wissenschaftliche Forschung und kulturpolitisches Handeln verbindet", teilte der Verein Gesellschaft der Freunde und Förderer des Bürgerpreises mit. "Wir sind beeindruckt, wie Bénédicte Savoy in hartnäckiger und transparenter Weise ins Herz der Kolonialgeschichte vorgestoßen ist", sagte Bernd Leifeld, Vorstandsvorsitzender des Vereins.

Die Leiterin des Fachgebiets Kunstgeschichte der Moderne an der Technischen Universität in Berlin gilt als eine der maßgeblichen Stimmen auf dem Gebiet der Restitutionsdebatte und der Dekolonisierung europäischer Museen. Das Time Magazin zählte Savoy zu den 100 einflussreichsten Menschen des Jahres 2021.

Für sie gehe gerade eine "Ära von fünf Jahren mit viel Gegenwind, eine turbulente Zeit" zu Ende, sagte Savoy. Der Preis sei für sie ein Ansporn, den eigenen Kurs weiterzuverfolgen.

Debatte über Umgang mit kolonialer Raubkunst ausgelöst

Savoy hatte 2017 mit ihrer Kritik am Humboldt Forum in Berlin hohe Wellen geschlagen. Sie warf der Einrichtung vor, sich nicht genug mit der Herkunft ihrer Kunstwerke zu beschäftigen und nicht transparent genug zu sein. Aus Protest gegen die fehlende Klarheit über die Herkunft geplanter Ausstellungsobjekte trat sie aus dem Beirat des Humboldt Forums aus.

Ihre Kritik bezog sich unter anderem auf den Umgang mit kolonialer Raubkunst, zum Beispiel mit den Beninbronzen. Die Kunstwerke aus Bronze waren während der Kolonisation Afrikas durch das Vereinigte Königreich geraubt worden. Die Debatte, die Savoy ins Rollen gebracht hatte, sorgte dafür, dass einige Kunstwerke zurückgegeben wurden.

Auch Snowden ausgezeichnet

Der Preis "Glas der Vernunft" wurde 1990 von Kasseler Bürgern gestiftet, die ihn auch finanzieren. Mit dem Preis werden Personen und Institutionen geehrt, die sich in besonderer Weise um die Maximen der Aufklärung wie Vernunft und Toleranz sowie um die Überwindung ideologischer Schranken verdient gemacht haben. Bisherige Preisträger waren unter anderen Hans-Dietrich Genscher, Joachim Gauck, Ai Weiwei und Edward Snowden.

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