Auf einem rosafarbenen Plakat steht in weißer Schrift "Stella, du schaffst das!" Daneben ein Straßenschild mit der Aufschrift "Abi 2022".

Vom Bettlaken bis zum Werbebanner: An vielen Schulen in Hessen hängen zum Start der diesjährigen Abiturprüfungen Motivationssprüche. Einige Eltern pinseln selbst, andere beauftragen inzwischen sogar professionelle Druckereien mit dem Abi-Plakat.

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Schriftliche Abiprüfungen starten für Corona-Jahrgang

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Wenn Lino di Cristofano in diesen Tagen zu seinen Abiturprüfungen das Frankfurter Lessing-Gymnasium betritt, begrüßt ihn der antike Philosoph Seneca persönlich: "It's only Rock'n'Roll, Baby!", ruft er ihm von einem Plakat direkt über dem Haupteingang der Schule zu. Eine Anspielung auf di Cristofanos Leistungskurse Latein und Musik. Das Plakat haben seine Eltern für ihn gestaltet.

"Ich finde es eine super Idee", sagt di Cristofano. "Das gibt mir Motivation mit und auch ein bisschen Ruhe. Der Spruch zeigt: Natürlich ist es ein großer Lebensabschnitt, der zu Ende geht, aber es geht danach weiter."

Ein junger Mann mit langen blonden Haaren in einem blauen Pullover steht vor einer Glasfassade.

Tradition seit mehr als 20 Jahren

Die gesamte Glasfassade des Lessing-Gymnasiums ist mit bunten Plakaten dekoriert. Zwei Tage vor Beginn der Prüfungen, am frühen Montagmorgen, waren die Eltern zur Schule gekommen und hatten versucht, auf mehrere Stockwerke verteilt die besten Plätze für ihre Motivationsplakate zu ergattern.

Die Tradition der Abi-Plakate ist am Lessing-Gymnasium schon vor der Jahrtausendwende entstanden, erzählt Schulleiterin Andrea Schubert. "Es ist eine Form der Wertschätzung", sagt sie. "Die jungen Menschen erfahren von der Familie die Stärkung: Da ist jemand gedanklich bei mir, wenn ich in die Prüfung gehe. Das ist schon sehr wichtig."

Eine Frau mit kurzen schwarzen Haaren und einem schwarzen Blazer steht vor einer Glasfassade.

Professionelle Anbieter gefragt

Während früher viele Abi-Botschaften auf Bettlaken oder sogar Tapetenrollen geschrieben wurden, greifen heutzutage viele Eltern auf professionell bedruckte Banner zurück. Das beobachtet auch der Frankfurter Stadtschulsprecher Hannes Kaulfersch, der nächstes Jahr sein Abitur schreibt: "Früher waren es meistens Laken, mittlerweile wird auch mehr mit Grafikdesign gearbeitet und mit echten Drucksachen, die wasserabweisend sind."

Das sei bei der Wetterlage zur Zeit der Abiturprüfungen auch nötig, erklärt Kaulfersch. "Früher hatte man auch ganz entstellte Laken, auf denen die Farbe nach einer Woche Regen ganz spannende Muster erzeugt hat."

Es kommt nicht mehr auf die Größe an

Heutzutage finden Eltern online unzählige Anbieter, die sich auf Abi-Banner spezialisiert haben. Auch Roland Fischer aus Bad Homburg bietet diesen Service in seiner Firma D2P Druckwerkstatt seit rund fünf Jahren an. Seitdem sei die Nachfrage stetig gestiegen.

Wer das gängige PVC-Banner mit Ösen im Format 100 mal 70 Zentimeter haben möchte, zahlt bei Fischers Firma dafür 59 Euro. "Ursprünglich hieß es: Je größer, umso besser - wir hatten bis zu drei Meter breite Banner", erzählt der Druckereibetreiber. "Es gab Eltern, die nur das größte wollten. Das ist heute nicht mehr so, weil die Schulen irgendwann Größenbeschränkungen eingeführt haben."

Unterschiede je nach Geldbeutel der Eltern

Dafür sei heutzutage die Druck- und Materialqualität wichtiger, erklärt Fischer. "Die Leute, deren Kinder das Abitur machen, wollen nicht unbedingt das billigste Plakat haben. Die lassen sich das schon etwas kosten."

Dass es bei den Abi-Plakaten je nach Geldbeutel der Eltern unterschiedliche Qualität gibt, sieht auch der Frankfurter Stadtschulsprecher Kaulfersch so. "Aber am Ende kommt es auf die beste Idee an", sagt er. "Da spielt Geld nicht die erste Rolle."

Für die Ewigkeit sind die Plakate sowieso nicht zu sehen. Im Frühsommer, nach den Prüfungen, werden sie wieder abgehängt. Lino di Cristofano aus Frankfurt will seines dann mit nach Hause nehmen: "Ob ich es mir ins Zimmer hänge, weiß ich noch nicht, aber es ist doch eine schöne Erinnerung."

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Schriftliche Abiturprüfungen in Hessen gestartet

Mit dem Fach Deutsch im Leistungs- und Grundkurs haben die schriftlichen Abiturprüfungen in Hessen begonnen. Der Start des Landesabiturs sei ohne Probleme erfolgt, sagte ein Sprecher des Kultusministeriums am Mittwoch. Insgesamt nehmen rund 20.000 Schülerinnen und Schüler an 256 Schulen im Land an den schriftlichen Abiturprüfungen teil.

Der diesjährige Abiturjahrgang ist der erste, der beinahe die gesamte Oberstufe unter Corona-Bedingungen durchlaufen musste. Die Schulen haben wegen der Einschränkungen durch die Corona-Pandemie für jedes Prüfungsfach - genau wie im Vorjahr - einen zusätzlichen Aufgabenvorschlag erhalten.

Die schriftlichen Abiturprüfungen gehen am Donnerstag und Freitag mit den Fächern Physik und Englisch weiter. Die letzte reguläre Prüfung findet am 11. Mai im Fach Chemie statt. Die meistgewählten Fächer in den schriftlichen Abiturprüfungen sind Mathematik, Englisch und Deutsch.

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