Frankfurter Stadtwald Pläne für Busparkplatz - fallen am Waldstadion noch mehr Bäume?

Seit Jahren muss die Stadt Frankfurt Wald aufforsten, der für den Bau des WM-Stadions gerodet wurde. Wann das passiert, ist offen. Bis dahin könnten weitere Bäume fallen.

Ein blaues Autobahnschild steht auf einer weitläufigen Grasfläche, durch die ein Weg verläuft. Im Hintergrund grenzt ein Wald an.
Der Parkplatz Isenburger Schneise - wenn im Stadion Programm ist, stehen hier rund 1.500 Autos. Eigentlich sollten dort aber Bäume gepflanzt werden. Bild © picture-alliance/dpa (Archiv)
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Wenn ein Häuslebauer einen Baum fällt, versteht die Stadt Frankfurt keinen Spaß. Er muss einen Ausgleich zahlen oder einen Ersatzbaum pflanzen. Dafür hat er ein Jahr Zeit, sonst drohen laut Baumschutzsatzung Geldbußen von bis zu 100.000 Euro.

Die Stadt Frankfurt selbst lässt es ruhiger angehen. Schon seit 22 Jahren muss sie 2,7 Hektar Wald aufforsten, tut es aber bisher nicht. Es geht um den Stadtwald, der für den Bau des WM-Stadions ab 2002 gerodet wurde. Er musste neuen Zufahrtsstraßen weichen.

Stadt nennt keinen Termin

Einen Termin für die Wiederaufforstung kann die Stadt auf hr-Anfrage nicht nennen. Eine Sprecherin des Umweltdezernats teilt mit: "Wir werden einen Zeitplan für die Wiederaufforstung vorlegen." Aber auch für das Vorlegen des Zeitplans wird kein konkreter Termin genannt. 

Das Zeitspiel der Stadt hat einen Grund: Die Fläche, die für den Ersatzwald vorgesehen ist, wird seit langem als Parkplatz für Stadionbesucher genutzt. Es ist die Isenburger Schneise, eine Rasenfläche im Stadtwald, nicht weit vom Stadion. Bei Konzerten und Spielen im Stadion bietet sie rund 1.500 Autos Platz.

Blechlawine bei Eintracht-Spielen

Schon jetzt stellt sich bei jedem Eintracht-Heimspiel die Frage: Wohin mit den Autos? Anwohner klagen immer wieder über die Blechlawine, die vor allem den Stadtteil Niederrad verstopft. Würde die Isenburger Schneise aufgeforstet und als Parkplatz ausscheiden, dürfte sich die Lage zuspitzen.

Dazu kommt: Die Stadtregierung möchte eine Halle für Konzerte, Eishockey- und Basketballspiele bauen, die sogenannte Multifunktionshalle. Geplanter Standort: Der Parkplatz P9 direkt neben dem Stadion. Der fiele weg, und gleichzeitig zöge die Halle mit einer geplanten Kapazität von rund 15.000 Zuschauern noch mehr Autos an. Würden Halle und Stadion gleichzeitig bespielt, wäre Chaos programmiert.

Die Stadtregierung will deshalb eine "umfassende Parkraumbewirtschaftung", wie es in einem Berichtsentwurf des Magistrats heißt, der dem hr vorliegt. Und das heißt auch: Es sollen neue Parkplätze her.

Fallen Bäume für Gäste-Fanbusse?

Unter anderem gibt es Pläne für einen Busparkplatz zwischen Stadion-Ostkurve und Eintracht-Proficamp, wo derzeit noch Bäume stehen. Dort könnten die Busse der Gästefans parken, so dass die Fans schnell zur Gästetribüne gelangen.

Ein gepflasterter Weg - am Ende begrenzt mit einem Tor, dessen eine Hälfte offen steht. Der Weg ist von Bäumen und mit Gebusch gesäumt.
Diese Bäume könnten für den Busparkplatz fallen. Bild © Tobias Lübben/hr

Die Bäume müssten dafür abgeholzt werden. Außerdem heißt es im Berichtsentwurf vage, es seien weitere Eingriffe in die Verkehrsinfrastruktur erforderlich, "welche möglicherweise einen Eingriff in den Bannwald erfordern".

Waldschützer appellieren an Aufsichtsbehörde

Auch der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW) sind die Pläne bekannt. Laut SDW geht es beim Parkplätz für Gästefans um etwa 5.000 Quadratmeter Wald – zwar kein geschützter Bannwald, aber doch so wichtig für die Stadt, "dass man andere Lösungen finden muss", fordert SDW-Landesgeschäftsführer Christoph von Eisenhart-Rothe. Das Sportdezernat der Stadt bestätigt die Fläche von 5.000 Quadratmeter nicht, macht bisher aber noch keine eigenen Angaben.

Überhaupt kein Verständnis hat Eisenhart-Rothe dafür, dass die Isenburger Schneise auch nach 22 Jahren noch nicht aufgeforstet ist. Der Waldschützer appelliert an die Aufsichtsbehörde, das Regierungspräsidium Darmstadt. Dessen Aufgabe sei es, die Stadt Frankfurt an ihre Pflanz-Pflicht zu erinnern.

Regierungspräsidium will im Frühjahr auf Stadt zugehen

Aber die Behörde dämpft die Erwartungen. Es gebe ein Dilemma: Zwar könne das Regierungspräsidium von der Stadt ersatzweise eine "Walderhaltungsabgabe" verlangen. Aber dann erlösche im Gegenzug die Pflicht der Stadt, wieder aufzuforsten. Das wolle man nicht.

Deshalb bleibe nur der gemeinsame Weg mit der Stadt Frankfurt, so die Behörde. Bis Ende des Jahres habe man der Stadt noch zugesichert, auf "fachaufsichtliche Maßnahmen" zu verzichten. Im kommenden Frühjahr werde man dann erneut auf die Stadt zugehen und sich abstimmen. Eine konkrete Frist habe man der Stadt nicht gesetzt.

Ums Waldstadion wird es immer kahler

Inzwischen schmilzt der Waldbestand rund ums Stadion weiter – nicht nur wegen der Parkplatznot. Auch für ein Bahnprojekt sind gerade Bäume gefallen – eine etwa 30 Meter breite Schneise wurde geschlagen, zwischen Mörfelder Landstraße und der Bahnstrecke am Stadion. Hier soll ab 2028 die Regionaltangente West fahren, eine neue Verbindung von Bad Homburg bis nach Dreieich (Offenbach).

Rodungsarbeiten entlang einer Bahnstrecke - Gleisbereich - gerodete Fläche - ein Bauzaun. Auf einer Zugangsstraße, die parallel zu den Gleisen verläuft, steht ein Lkw - Bauarbeiter daneben.
Schon für die Regionaltangente West wurden in Stadion-Nähe Bäume gerodet. Bild © Tobias Lübben/hr

Immer weniger Wald am Waldstadion – die Richtung stimmt nicht, findet Waldschützer Eisenhart-Rothe. Sein Verband werde nun prüfen, welche rechtlichen Mittel es gebe, um zumindest den Ersatzwald zu erzwingen, auf den man seit über 20 Jahren warte.

Redaktion: Caroline Wornath

Sendung: hr1,

Quelle: hessenschau.de