Woorec Prozess

Im Prozess um die Mineralfaserfirma Woolrec sind der frühere Geschäftsführer und ein Gutachter zu Geldstrafen verurteilt worden. Das Unternehmen aus Braunfels soll womöglich krebserregende Mineralfasern nicht ordnungsgemäß verarbeitet haben.

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Geldstrafen im Woolrec-Prozess

Hessenschau - 24.10.2019
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Mit dem Urteil folgte das Landgericht Gießen in weiten Teilen dem Willen der Staatsanwaltschaft. Edwin F., Ex-Geschäftsführer der Mineralfaserfirma Woolrec in Braunfels (Lahn-Dill), muss laut Landgericht 17.150 Euro Strafe (490 Tagessätze zu 35 Euro) bezahlen, der Gutachter Stefan G. knapp 52.500 Euro (350 Tagessätze zu 150 Euro). Das Gericht sprach die Männer am Donnerstag (24.10.19) des unerlaubten Umgangs mit gefährlichen Abfällen beziehungsweise der Beihilfe dazu schuldig.

Die Richter waren überzeugt, dass sich die Angeklagten bei der Herstellung des aus gefährlichen künstlichen Mineralfasern bestehenden Produktes "Woolit" nicht an Behördenvorgaben gehalten haben. Zum einen soll das Produkt nicht nach der genehmigten Rezeptur hergestellt worden sein, zum anderen soll der Gutachter es bei Prüfungen gleichwohl genehmigt haben.

Edwin F. und Stefan G. standen seit Anfang 2018 wegen unerlaubten Umgangs mit Abfällen vor Gericht. Die Staatsanwaltschaft hatte in dem langwierigen Woolrec-Prozess rund 80.000 Euro Geldstrafe gegen die Angeklagten gefordert. Die Verteidigung hatte Freisprüche verlangt.

Woolrec musste dicht machen

Der Fall ist einer der aufsehenserregendsten Umweltskandale der letzten Jahre: Die Firma Woolrec war nach langem Streit um eine mögliche Schadstoffbelastung vor sieben Jahren geschlossen worden. Die Fabrik hatte ein Produkt namens "Woolit" hergestellt, das als Beimischung in Ziegelsteinen deren Qualität erhöhen und nebenher zum Umweltschutz beitragen sollte. Hergestellt wurde es aus Bauabfällen.

Anwohner fürchteten um ihre Gesundheit

Das Granulat enthielt unter anderem gefährliche künstliche Mineralfasern, die im Verdacht stehen, krebserregend zu sein. Ein neuartiges Verarbeitungsverfahren mache diese unschädlich, warb zwar das Unternehmen. Nachbarn des Betriebes im Ortsteil Tiefenbach fürchteten aber zunehmend um ihre Gesundheit. Sie entdeckten immer wieder Faserreste auf Fensterbänken oder ihren Gärten - offenbar vom Firmengelände ins Dorf geweht. Als ein Betriebsunfall ein Loch in der Fabrikwand hinterließ, gingen sie erst recht auf die Barrikaden.

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Der Woolrec-Skandal: eine Chronologie

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Über Jahre versuchten die Anwohner, beim Regierungspräsidium (RP) Gießen Gehör zu finden und warfen ihm Untätigkeit vor. Die Behörde wies das zurück. Sie fühlte sich von Woolrec getäuscht. Nach jahrelangen Querelen machte das RP die Firma 2012 schließlich dicht. Bis heute haben die Anwohner noch immer Angst vor möglichen Spätfolgen aus der Woolit-Produktion in der Nachbarschaft.

Sendung: hessenschau, hr-fernsehen, 24.10.2019, 19.30 Uhr